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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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gut gefallen hat? Sie sieht ja auch wirklich sehr gut aus!“
    „Na ja.“
    „Natürlich, Wolf! Du kannst dich nämlich in solchen Situationen nicht verstellen. Ich merke dir das immer sofort an.“
    „Wieso?“
    „Na, weil du dann so besonders nett und höflich bist!“
    „Ach Gott, Sabrina, man muss doch nicht immer gleich irgendwelche Absichten haben, bloß weil einem jemand vom anderen Geschlecht sympathisch ist! Was du uns Männern immer unterstellst. Ich glaube, du bist ganz schön verklemmt!“
    „ Ich bin verklemmt?“
    Tannenberg lachte. „Ich mach dir einen Vorschlag: Wir einigen uns darauf, dass wir beide nicht verklemmt sind, O.K.?“
    „Ach, jetzt versteh ich, Wolf!“ Sabrina lachte ebenfalls und gab ihrem Chef dabei einen leichten Klaps auf den Oberschenkel. „Mein lockerer Spruch von gestern ist dir nicht aus dem Sinn gegangen. Aber jetzt hast du dich ja gerächt!“
    „Gerächt? Na, ich weiß nicht. Sagen wir einfach mal so: Ich habe unberechtigte Vorwürfe neutralisiert.“
    Während diese Worte seinen Mund verließen, blickte er süffisant schmunzelnd an Sabrina vorbei in Richtung einer Pferdekoppel, in der mehrere Haflinger in aller Seelenruhe sich an dem frischen, zartgrünen Wiesengras gütlich taten.
    „Sag mal, Wolf, wie steht’s denn eigentlich um dich und diese Frau Herdecke?“
    Tannenberg antwortete nicht sofort, sondern sog zunächst einmal tief Luft ein. Dabei tat er es einem Kugelfisch gleich und blähte seine Backen zu kleinen Ballons auf. Anschließend entließ er die aufgestaute Atemluft wie durch ein sich gerade öffnendes Überdruckventil geräuschvoll nach draußen.
    „Ach, Sabrina ...“ Tannenberg seufzte. „Irgendwie ist das nicht Fisch, nicht Fleisch.“
    „Inwiefern?“
    „Na ja, wir war’n ja nach dem Besuch dieser komischen musikalischen Lesung vor etwa einem Jahr noch ein paar Mal zusammen essen.“ Tannenberg stockte, knetete nachdenklich sein Kinn. „Und ...“
    „Und dann?“ Sabrinas Neugierde war geweckt. „Los, mach’s nicht so spannend. Erzähl endlich!“
    Tannenberg streckte sich ein wenig in seinem Sitz. Dabei drückte er den Sicherheitsgurt vom Körper weg. Jedoch bereits einen Augenblick später ließ er ihn gleich wieder los, woraufhin sich dieser selbsttätig spannte und seinen Oberkörper erneut wie eine enge Fessel umschloss.
    „Und dann ... hat sie mich zu so ’ner bescheuerten Vernissage von einer ihrer Freundinnen mitgeschleppt ...“
    Sabrina registrierte sehr wohl den enormen Druck, der auf ihrem Chef und väterlichen Freund lastete. „Komm, lass es raus! Red’s dir jetzt einfach mal von der Seele. Danach geht’s dir bestimmt besser! Also: Was ist bei dieser Vernissage passiert?“
    „Das war halt total öde, unglaublich nervig und langweilig. Lauter solche affektierten Lackaffen, solche Sprechblasen-Dandys, die vor lauter intellektueller Kunstbeflissenheit keinen einzigen normalen Satz sagen können.“ Wieder legte Tannenberg eine Pause ein.
    Aber Sabrina gönnte ihm keine Ruhe. „Los, weiter, sag schon. Was war da noch?“
    Man merkte Tannenberg deutlich an, wie schwer es ihm fiel, darüber zu reden. Unruhig kaute er auf seinen Lippen herum, durchfurchte seine Haare, strich sich mehrmals über Nase, Mundpartie und Kinn.
    „Los jetzt!“, forderte die junge Kommissarin energisch.
    „Na ja, dann hab ich halt den Weber Siggi getroffen. Der war bei mir in der Schule. Ist aber schon lange vor unserem Abi abgegangen. Und dem ging’s an diesem verfluchten Abend ganz genauso. Der hat sich auch total deplaziert gefühlt. Und mit dem bin ich dann eben an die Getränke.“
    „Aha, mir schwant Fürchterliches!“
    Ein kurzes Schmunzeln huschte über Tannenbergs Lippen. „Ich hätte ihn wahrscheinlich gar nicht mehr wiedererkannt. Aber plötzlich kam er auf mich zu und sagte: ›Eh, Tanne, was machst denn du hier? Du hast doch in Kunst auch immer nur ’ne schlechte Note gehabt. Und jetzt treffe ich dich bei ’ner Vernissage – Respekt!“
    „Komm endlich auf den Punkt!“, drängte Sabrina.
    „Also, kurz und schmerzlos: Wir haben uns erbarmungslos zugeschüttet. Und als dann einer dieser aufgeblasenen Kultur-Fuzzis seine Laudatio vorgelesen hat, in der er in diese stümperhaften Trivialbildchen allen möglichen Schwachsinn hineininterpretiert hat, hab ich ihm halt das Mikrofon abgenommen und eine flammende Lobrede auf die Kunst der alten Meister gehalten – die, glaub ich, bei diesem arroganten Künstlervolk nicht

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