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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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auf einem niedrigen Beistelltischchen abgelegte Bilderbuch und brachte es zur Leiterin. Dann setzte er sich neben sie an den großen Tisch.
    Die Kleine, die den Leiter der Kaiserslauterer Mordkommission als alten Mann bezeichnet hatte, war inzwischen auf Frau Walters Schoß gekrabbelt und blätterte nun in dem großformatigen Dinobuch herum.
    „So, du hast also die Frau auf diesem Dinosaurier entdeckt“, fragte Tannenberg an Johannes gerichtet.
    „Ja.“ Plötzlich kam Leben in den etwas schüchtern wirkenden, großgewachsenen Jungen. „Der Stegosaurus hat die Frau mit seinen Stacheln aufgespießt. Die schützen ihn nämlich vor Angriffen!“
    Tannenberg grübelte einen kurzen Augenblick darüber nach, ob der Ausdruck ›Angriff‹ möglicherweise nicht doch ein wenig zu unangemessen war, aber dann erklärte er sich die Ursache für den Gebrauch dieses Wortes damit, dass es sich dabei wahrscheinlich um einen segensreichen psychologischen Schutzmechanismus der kindlichen Seele handelte, der es dem Jungen ermöglichte, diesen fürchterlichen Anblick überhaupt psychisch zu verkraften.
    „Lies mal vor, was in dem Buch über den Stego drin steht!“, forderte Johannes und legte dabei seine Hand auf das Dino-Bilderbuch.
    Die Kindergartenleiterin schob die Hand des Jungen sanft beiseite und blätterte suchend in dem Bilderbuch herum. „Du meinst doch bestimmt die Stelle mit den Informationen für die Eltern.“
    Der braunhaarige Junge nickte wortlos.
    „Das hab ich mir doch gedacht!“, bemerkte sie lächelnd.
    Dann begann Erika Walter laut aus dem großformatigen Buch vorzulesen: „Der bis 9 Meter lange Stegosaurus ist einer der bekanntesten Dinosaurier. Er besaß breite Rückenplatten, von denen die größte bis über 60 cm hoch werden konnte. Weil sein Skelett an den Wirbeln der Beckengegend und der Schwanzbasis lange, nach oben gerichtete Fortsätze aufwies, die wahrscheinlich als Ansatzstelle für starke Rückenmuskeln dienten, vermuten einige Wissenschaftler, dass dieser Dinosaurier in der Lage war, sich am Baum abgestützt auf die Hinterbeine zu erheben, um weiter höher hängende Blätter abzuweiden. Der Kopf des Stegosaurus war etwa 40 cm lang und beherbergte das Gehirn von der Größe einer Walnuss.“
    „Das Gehirn von der Größe einer Walnuss?“, platzte Tannenberg verblüfft dazwischen. „Bei neun Metern Länge hatte der nur so ein mickriges Gehirn? Kein Wunder, dass dieses Viech ausgestorben ist.“ Dann wandte er sich an Johannes. „Sag mal, mein Junge, ist dir eigentlich an dem Morgen im Dinopark irgendetwas Besonderes aufgefallen?“ Als der Angesprochene nicht reagierte, ergänzte Tannenberg: „Hast du zum Beispiel in der Nähe dieses Dinos – oder unten am Zaun zur Straße hin – irgendjemanden gesehen?“
    „Ja, zwei Männer!“
    „Was? Zwei Männer? Wo hast du die gesehen?“
    „Die waren am Stego!“
    „Am Dino? Und was haben die dort gemacht?“
    „Die haben die Frau auf den Stego gelegt!“
    „ Was haben die gemacht?“, fragte Tannenberg mit sich erhebender Stimme.
    „Die haben die Frau auf den Stego gelegt“, wiederholte Johannes.
    „ Wie haben die das denn gemacht?“
    „Die haben sie einfach draufgeworfen.“
    Allmählich dämmerte Tannenberg, dass er sich gerade eben einen gewaltigen Bären hatte aufbinden lassen. Eine Einschätzung, deren Richtigkeit er auch dem demonstrativen Augenrollen von Frau Walter entnehmen konnte. Schlagartig war ihm klar, dass der Junge gerade vom wilden Teufel der Einbildung geritten worden war.
    „Komm, Johannes, geh mal mit dem Buch zu Sabine, die liest dir noch ein bisschen was daraus vor“, sagte die Leiterin und wandte sich, gleich nachdem der Junge ihrer Aufforderung nachgekommen war, flüsternd an die beiden Kriminalbeamten. „Ja, ja, unser lieber Johannes. Der hat vielleicht eine blühende Phantasie, kann ich Ihnen flüstern. Sein Vater war genauso einer. Der war auch hier im Kindergarten. Ich hätte nie gedacht, dass der mal im Leben zurecht kommt. Und heute ist er Professor hier bei uns an der Uni.“
     
    Der silberne Dienst-Mercedes hatte gerade das aus rotem Sandstein errichtete und an einen großen mahnenden Zeigefinger erinnernde Kriegerdenkmal in der Ortsmitte passiert, als Sabrina sich mit einem schelmischen Gesichtsausdruck zu Tannenberg hinwandte: „Na, da bist du ja wohl eben mal wieder völlig dem Charme einer hübschen Frau erlegen!“
    „Quatsch!“
    „Willst du etwa bestreiten, dass dir die junge Erzieherin sehr

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