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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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zehntausend Menschen Lohn und Brot gegeben hatte, war nichts anderes mehr übrig geblieben als ein verwahrlostes Industriegelände – und schmerzliche Erinnerungen.
    Tannenberg musste unwillkürlich daran denken, wie er als Kind in den Schulferien im Schlepptau seiner Mutter nahezu täglich zur Mittagszeit hierher ans Nordtor gepilgert war. Wie bei einer der Verpflegungsstationen eines Marathonlaufs, an dem die Langstreckler mit Getränken versorgt werden, standen auf beiden Seiten der Straßen die Angehörigen der Pfaffianer und warteten geduldig, bis eine laute Sirene für die Mitarbeiter des damals weltweit führenden Nähmaschinenherstellers den Beginn der Mittagspause ankündigte.
    Tannenbergs trauriger Blick streifte über dicht aneinandergereihte, flache Backsteinbauten hinweg zu zwei großen kugelförmigen Gasbehältern, die groteskerweise an überdimensionierte Luftballons erinnerten.
    Als ob es hier irgendetwas zu feiern gäbe, dachte Tannenberg kopfschüttelnd. Dann beorderte er seine Augen nach rechts, wo sie sich für einen kurzen Augenblick an einem schmutzigbraunen, zu kurz geratenen Schornstein festhakten. So als ob sie kein Geld mehr gehabt hätten, um ihn fertigzubauen!
    Dann betrachtete er das direkt nach dem Krieg errichtete Verwaltungsgebäude, auf dessen Dach seitdem in roten Großbuchstaben der Name ›PFAFF‹ thronte, den man links und rechts mit zwei stilisierten Nähmaschinen eingerahmt hatte.
    „China“, hörte sich Tannenberg plötzlich sagen. Eigentlich war dieses Wort nur für seinen frustrierenden inneren Monolog bestimmt gewesen.
    „China?“, fragte Michael Schauß verwundert.
    Tannenberg räusperte sich. „Ja, China ... Dort produzieren die doch jetzt unsere PFAFF-Nähmaschinen. Und bei uns ist alles dicht.“
    „Na, gerade das kann man hier wohl nicht behaupten“, meinte der junge Kriminalbeamte und nickte in Richtung eines sperrangelweit geöffneten, verrosteten Eisentors, dem man deutlich ansah, dass es schon lange nicht mehr seine ursprüngliche Funktion erfüllt hatte.
    Das zur baldigen Einebnung verdammte Industriegelände wurde lediglich durch einen mobilen Bauzaun vor ungebetenen Besuchern geschützt. Kommissar Schauß fuhr mit ziemlich unangemessener Geschwindigkeit über die den Hauptzufahrtsweg querenden Eisenbahngleise.
    Da Tannenbergs Schläfe aufgrund dieser rüpelhaften Fahrweise unfreiwillig mit dem Türholm Kontakt aufnahm, brachte ihm die unbedachte Aktion einen lautstarken Rüffel von Seiten seines Vorgesetzten ein.
    Als der Leiter des K 1 wenig später immer noch wütend vor sich hinschimpfend und demonstrativ seinen Kopf reibend den Dienstwagen verließ und sich in der Gegend umblickte, hatte er das Gefühl, die Anlage eines verrotteten Industriemuseums betreten zu haben, derart veraltet erschien ihm alles, was er sah.
    Ein freundlicher Streifenbeamte wies ihnen den Weg in eines der verwahrlosten Backsteingebäude. Durch die  in das Flachdach eingelassenen Glasflächen, die stark verschmutzt und zum Teil mit Laubbergen belegt, ihre ursprüngliche Lichtdurchlässigkeit höchstens erahnen ließen, fiel nur ein fahler Schein in den mit Maschinenteilen und sonstigem Industriegerümpel übersäten Eingangsbereich der ehemaligen Fabrikhalle.
    Diesem unübersichtlichen Chaos schloss sich auf der rechten Seite ein containerartiger Verwaltungsbereich an, der aus zwei miteinander verbundenen Einbauten bestand. Aus der Tür des hinteren der beiden Büroräume drückte sich grelles weißes Kunstlicht in das ansonsten schummerige Gebäudeinnere.
    Als Tannenberg den von mehreren Hallogenscheinwerfern in gleißendes Licht getauchten toten menschlichen Körper etwa zwei Meter vor einer mit Sporflecken besprengten, vergilbten Wand liegen sah, wünschte er sich spontan, dass es sich bei diesem Szenario lediglich um eine Filmaufnahme handelte und der Schauspieler nach der abgedrehten Szene sich lachend erheben und in die Maske begeben würde, um sich die aufgeschminkten Verletzungen entfernen zu lassen.
    „Das hier sieht alles nach einem Profi aus, Wolf“, sagte Mertel, der neben dem vollständig bekleideten männlichen Leichnam kniete, ohne sich zu Tannenberg umzuwenden. Er schob seine linke Hand unter das Kinn des Toten und drehte dessen Kopf ein wenig zu seinen gerade eben eingetroffenen Kollegen hin.
    „Wieso glaubst du das?“, fragte Tannenberg.
    Mertel deutete zuerst auf die schweren Gesichtsverletzungen, dann auf die an dessen linkem Handgelenk sichtbaren

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