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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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den heimtückischen Anschlag auf Eva Glück-Mankowski loderte das schon fast verglommene Feuer, das die PALZ -Redaktion mit ihrem effekthascherisch inszenierten Mörderspiel entfacht hatte, urplötzlich wieder auf. Sensationslüsterne und geldgierige Hilfssheriffs kamen lärmend aus ihre dunklen Löcher hervorgekrochen, in die sie sich zuvor frustriert zurückgezogen hatten. Tag für Tag meldeten sich neue angebliche Top-Informanten, die sich jedoch mit ihren so genannten ›sachdienlichen Hinweisen‹ lediglich selbst Informationen aus dem direkten Umfeld der kriminalpolizeilichen Ermittlungsarbeit besorgen wollten.
    Irgendwann wurde Tannenberg dieses Kasperletheater dann doch zu bunt und er ordnete an, dass diese neugierigen und aufdringlichen Personen nur noch außerhalb der K 1-Diensträume befragt werden durften – und zwar in dem im Untergeschoss der Polizeidirektion untergebrachten Archiv.
    Der Lokalpresse kam der Mordversuch an der Kriminalpsychologin natürlich sehr gelegen, konnte man auf diese Weise doch endlich wieder mit einer heißen Story aufwarten und somit dem sich immer deutlicher bemerkbar machenden Leserschwund erfolgreich begegnen.
    Tannenberg stand vor Petra Flockerzies Schreibtisch. Schmunzelnd suhlten sich seine Augen in einem Gesprächsprotokoll, das er gerade von seiner Sekretärin überreicht bekommen hatte.
    „Ja, Herr Kommissar, so war es wirklich“, begann er sichtlich amüsiert die Aussage eines 72-jährigen Rentners zu zitieren. „Aber ich sag’s Ihnen gerne noch einmal: Ich hab die Frau Doktor mit dem Doppelnamen in unserem Swingerclub auf den Erzhütten gesehen ... Nein, ich täusche mich dabei nicht. Ich bin mir ganz sicher: Sie war es – und sie ist mit zwei Männern in einem der Zimmer verschwunden ... Na ja, sie wissen schon, in welchen. Und das war genau an dem Abend, bevor sie morgens in Mainz überfallen worden ist ... Nein, ich irre mich nicht!“
    Süffisant lächelnd blickte er hinüber zu seiner Sekretärin, die ihm mit einem unglaublich breiten Grinsen antwortete.
    „Flocke, lach nicht! Das steht wirklich da drin.“
    „Ich weiß, Chef, ich hab’s ja eben selbst getippt.“
    „Stimmt, Flocke, natürlich“, antwortete Tannenberg irritiert. „Im Swingerclub. Ich ruf sie nachher gleich mal an. Das wird ihren Genesungsprozess bestimmt enorm beschleunigen.“ Erneut durchforstete er den schriftlich fixierten Gesprächsinhalt.
    „Aber sie ist doch schon wieder auf dem Damm, wie ich gehört habe.“ Entsetzt warf sie ihre linke Hand vor den Mund. „Oder hat sie etwa einen Rückschlag erlitten?“
    Tannenberg blickte auf. „Einen Rückschlag? Quatsch! Es geht ihr inzwischen schon wieder ganz gut – zumindest körperlich. Aber der Schock steckt ihr noch ganz schön in den Knochen.“
    „Ist ja auch kein Wunder, Chef.“
    „Nein, das ist wirklich kein Wunder, Flocke“, entgegnete er nickend. Dann vertiefte er sich wieder in seine Lektüre. Mit den Fingerkuppen der rechten Hand hämmerte er auf dem Bericht herum, während er lachend sagte: „Diesen netten Herrn hier knöpft sie sich garantiert höchstpersönlich vor. Da bin ich mir ganz sicher.“
    „Wolf, komm, wir müssen los!“, rief plötzlich Michael Schauß, der gerade die Tür seines Dienstzimmers geöffnet hatte. Kriminalhauptmeister Geiger folgte ihm auf dem Fuß.
    Tannenberg drehte sich verwundert zu ihm hin. „Wieso?“
    „Die Zentrale hat eben angerufen: Eine Streife hat vor ein paar Minuten gemeldet, dass sie einen Leichnam gefunden haben. Ein Mann – anscheinend brutal misshandelt.“
    „Wo?“, fragte Tannenberg.
    „Auf dem Gelände der Firma PFAFF. Spielende Kinder haben ihn in einer alten Fabrikhalle entdeckt.“
    „Gott sei Dank“, rief Geiger plötzlich aus.
    Verständnislos blickten alle Anwesenden in Richtung des Kriminalhauptmeisters, der ihnen die gewünschte Erläuterung umgehend präsentierte: „Endlich mal wieder ein Mordopfer, das nicht auf der Gartenschau liegt.“
    Wie schon so oft zuvor erntete Geiger allerdings mit seinem vermeintlich humoristischen Einwurf lediglich mitleidiges Kopfschütteln.
     
    Als der silberfarbene Dienstwagen von der Albert-Schweitzer-Straße kommend auf das Haupttor der ehemaligen Weltfirma zufuhr, umkrampfte Wehmut Tannenbergs Herz. Der trostlose Anblick, der sich ihm hier darbot, war für einen alteingesessenen Bürger der Barbarossastadt wirklich kaum zu ertragen.
    Von diesem pfälzischen Traditionsunternehmen, das in seiner besten Zeit fast

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