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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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schmerzverzerrten Grimasse. Er hämmerte sich mit der flachen rechten Hand auf die Stirnpartie. „Walther, Walther, Walther ... Ich hab den Namen doch schon mal in den Ermittlungsakten der Gartenschau-Morde gelesen! Verdammt! Ich weiß nur nicht mehr wo. Kommt mal mit in mein Zimmer. Wir suchen jetzt sofort danach.“
    Mertel setzte sich zwar umgehend in Bewegung, allerdings nur mit gemessenem Schritt. Seinem abschätzigen Mienenspiel konnte man entnehmen, dass er allem Anschein nach nicht sonderlich angetan war von der Verknüpfung, die der Leiter des K 1 gerade durch seine Aussage in den Raum geworfen hatte.
    „Wieso um alles in der Welt sollten denn diese beiden Fälle etwas miteinander zu tun haben?“, fragte er mit gefalteter Stirn.
    „Keine Ahnung, Karl. Das hab ich ja auch gar nicht behauptet. Ich hab nur gesagt, dass ich in diesem Aktenberg hier irgendwo schon mal diesen Namen gelesen habe. Mehr nicht!“
    Tannenberg setzte sich hinter seinen Schreibtisch und überreichte Mertel und seiner Sekretärin jeweils einen aus mehreren Handakten bestehenden Stapel. Beide nahmen am Besuchertisch Platz und begannen sogleich mit der ihnen aufgetragenen Arbeit.
    „Übrigens, Wolf, falls du mich noch etwas fragen wolltest, hier ist gleich die Antwort darauf: Außer den Fingerabdrücken des Toten haben wir auf dem Terminer keinerlei andere Fingerspuren sicherstellen können.“
    „Dann hat er das Blatt wahrscheinlich selbst rausgerissen.“
    „Kann, muss aber nicht sein. Denn es ist durchaus möglich, ein Blatt herauszureißen, ohne dazu das Buch in die Hand zu nehmen. So hinterlässt man natürlich auch keine Fingerspuren.“
    Hinter dem Schreibtisch konnte man ein zustimmendes Brummen hören, das plötzlich durch einen lauten Freudenschrei abrupt beendet wurde. „Jappadappaduuu! Ich hab’s doch gleich gewusst. Da steht’s schwarz auf weiß: Erika Walter, Leiterin des Mölschbacher Kindergartens.“
    Mertels Begeisterung hielt sich verständlicherweise in Grenzen. Schließlich vermochte er aus der Namensgleichheit nicht unbedingt einen direkten Zusammenhang mit den ungeklärten Mordfällen abzuleiten. Trotz seiner Skepsis erhob er sich flugs von seinem Stuhl und begab sich zu seinem Kollegen. Er stellte sich hinter ihn und blickte ihm über die Schultern, während Tannenberg ihm stolz seinen vermeintlich spektakulären Fund präsentierte.
    „Siehst du, Karl, da steht’s“, frohlockte er und hämmerte dabei, wie wenn er eine Morsetaste zu bedienen hätte, mit seinem rechten Zeigefinger auf die entsprechende Textstelle. „Der fühlen wir jetzt gleich mal anständig auf den Zahn! Vielleicht ist das endlich der Durchbruch, auf den wir schon so lange warten!“
    „Glaub ich eher weniger, Wolf“, bemerkte die sonore Männerstimme in Tannenbergs Rücken.
    „Wieso, du alter Schwarzseher?“
    „Na ja, bei der Frau fehlt ein ›h‹.“
    Verständnislos wandte sich Tannenberg zu Mertel um. „Was für’n Haar denn?“
    „Kein Haar, sondern ein ›h‹! Diese Frau Walter schreibt sich ohne ›h‹.“ Er deutete auf den schraffierten Namen. „Wogegen da ›Walther‹ mit ›h‹ steht.“
    Nun endlich verstand Tannenberg. Schlagartig machte sich Ernüchterung in ihm breit. „Ich Idiot! Karl, du hast ja vollkommen recht!“
    Mertel legte ihm mitfühlend seine linke Hand auf die Schulter. „Wäre ja wohl auch zu schön gewesen!“
     
    Etwa zur gleichen Zeit als Tannenberg mit dieser frustrierenden Erkenntnis konfrontiert wurde, saß Peter Walther zu Hause in seiner Wohnung am Küchentisch vor einer fast geleerten Weißweinflasche. Er hatte sich bereits zwei Tage zuvor per Fax bei seiner Dienststelle krankgemeldet.
    Der Schock, den ein auf normalem Postweg ihm zugestellter, allerdings nicht mit einem Absender versehener Brief bei ihm ausgelöst hatte, war derart gigantisch gewesen, dass er unmöglich wie gewohnt am nächsten Morgen zu seinem Dienst im Amtsgericht hätte erscheinen können. Seither hatte er fast nichts mehr gegessen und in den beiden letzten Nächten auch kaum Schlaf gefunden. Den besorgten Fragen seiner Frau war er mit dem Verweis auf eine angebliche Magen-Darm-Grippe begegnet.
    Nachdem er das brisante Schreiben gelesen und sich über die Tragweite des äußerst besorgniserregenden Inhalts Klarheit verschafft hatte, war er sofort zu seinem Bruder gefahren.
    „Wer ist das? Woher weiß der das?“, hatte Paul wie von Sinnen geschrien, als er die wenigen Sätze gelesen hatte. „Mensch, Mensch,

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