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Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Dinotod: Tannenbergs vierter Fall

Titel: Dinotod: Tannenbergs vierter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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der in roter Tinte gehaltenen Schrift angebracht: ›Alter Junge, du solltest folglich nach zwei Tatwaffen suchen: Einem Eisenrohr oder einer schweren Taschenlampe und einem Springmesser mit einer etwa 15 Zentimeter langen schmalen Klinge. Gruß, Dein R.‹.
    Mit dem Begriff ›folglich‹ meinte Dr. Schönthaler die unwiderlegbare gerichtsmedizinische Erkenntnis, dass der Täter, nachdem er seinem Opfer die tödlichen Messerstiche beigebracht hatte, dessen Schädel mit mindestens zwei kräftigen Hieben zertrümmert hatte.
    „Der muss einen unglaublichen Hass auf diesen Menschen gehabt haben“, murmelte Tannenberg vor sich hin. „Aber warum?“
    Er legte kopfschüttelnd den Bericht auf seinem Schreibtisch ab und begab sich in den Vorraum zu seiner Sekretärin.
    „Ich brauch jetzt erstmal einen Espresso.“
    „Chef, soll ich Ihnen schnell einen machen?“
    „Nein, Flocke. Das mach ich selbst.“ Tannenberg schlenderte zu der edlen Saecco-Maschine, die Kommissar Fouquet den Mitarbeitern des K 1 vor einiger Zeit anlässlich seines Einstandes gestiftet hatte.
    Er stellte ein kleines, dickwandiges Tässchen unter den Doppelausfluss des Espressoautomaten und drückte die Starttaste. Während das Mahlwerk die Bohnen geräuschvoll zerkleinerte, wandte sich Tannenberg zu seiner Sekretärin um.
    „Wenn ich nur wüsste, was der Mann dort gewollt hat. Ein Justizbeamter trifft sich mitten in der Nacht auf einem stillgelegten Industriegelände mit einem brutalen Gewaltverbrecher. Erklär mir das doch bitte mal, Flocke.“
    „Tja, Chef, vielleicht eine Beziehungstat?“
    „Beziehungstat? Vielleicht. Aber vielleicht auch nicht. Nein, eher nicht, Flocke.“
    „Wieso schließen Sie das aus?“
    „Es ist nur so’n Gefühl.“ Er warf die Unter- über die Oberlippe, wiegte verneinend den Kopf hin und her. „Weißt du, nachdem seine Frau ihn gestern Mittag als vermisst gemeldet hatte, bin ich ja zu ihr hingefahren. Und da hab ich nicht gerade den Eindruck gewonnen, als ob es bei denen irgendwelche gravierenden Eheprobleme gegeben hätte.“
    Tannenberg klatschte in die Hände, zuckte mit den Schultern. „Aber ich kann mich ja auch täuschen.“ Er seufzte laut auf. „Es wäre ja nicht das erste Mal.“
    Plötzlich kam Mertel durch die Flurtüre gestürmt.
    „Du, ich glaub, wir haben was sehr Interessantes für dich gefunden“, rief er Tannenberg entgegen.
    Er hielt ein aufgeschlagenes schwarzes Buch in seinen Händen, wedelte damit aufgeregt herum und warf es schließlich dem Kommissariatsleiter direkt vor die Augen. „Voilà: Der Terminkalender des Toten.“
    Mit einer reflexartigen, abwehrenden Bewegung drückte Tannenberg das Buch von seinem Gesicht weg. „Ja, und? Was steht da drin? Etwa die Antwort auf die spannende Frage, mit wem er sich vorgestern Nacht auf dem PFAFF-Gelände getroffen hat?“
    „Genau das, mein lieber Wolf!“
    Tannenberg riss Mertel den Terminer aus der Hand, huschte mit einem geschwinden Blick über die beiden mit Linien und Ziffern bedruckten, aber unbeschriebenen Seiten. „Ich seh überhaupt nichts! Was soll das? Willst du mich veräppeln?“
    Mertel zog die Augenbrauen nach oben. „So etwas würde mir doch nie einfallen, noch nicht mal im Traum. An deiner Stelle würde ich einfach mal umblättern! Vielleicht ist das, was du gerade siehst, ja nur ein Deckblatt, hinter dem sich wahrhaft Sonderliches verbirgt.“
    „Bist du etwa nun auch noch unter die Poeten gegangen?“
    „Nein, um Gottes willen!“ Als er sah, dass Tannenberg seiner Aufforderung inzwischen nachgekommen war, nickte Mertel in Richtung des Terminkalenders.
    „Uralter Indianertrick!“, behauptete er scherzhaft. „Man muss einfach nur mit einem schräg gehaltenen Bleistift vorsichtig drüberschraffieren. Und schon hat man genau das ans Tageslicht befördert, was derjenige, der das beschriftete Blatt herausgerissen hat, unbedingt vermeiden wollte: nämlich den ursprünglichen Text.“
    › 24 Uhr Pfaff – Treffen mit H. Walther ‹ stand da gut lesbar geschrieben. Die in das weiße Papier eingravierte Schrift zeichnete sich deutlich auf einem schwarzgrauen Hintergrund ab. Aufgrund der unterbrochenen Datums-angaben bemerkte Tannenberg nun auch das Fehlen eines Kalenderblattes.
    „Warum hast du mir denn nicht gleich diese Seite gezeigt?“
    „Wolf, so war’s doch viel spannender, oder?“
    Tannenberg schüttelte verständnislos den Kopf. „Wal-ther?“ Sein Gesicht verwandelte sich in Sekundenbruchteilen zu einer

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