Dinotod: Tannenbergs vierter Fall
Parkbank zurück, streckte den Kopf dabei weit nach hinten. Seine junge Mitarbeiterin nahm direkt neben ihm Platz.
„Tut mir leid, Sabrina, was mir da eben passiert ist. Aber als ich vor dem Bett stand und Eva so hilflos da vor mir liegen sah, sind mir auf einmal alle möglichen wirren Bilder durch den Kopf geschossen: von Max in der Schlossklinik, von Leas Tod ... Oh Gott! Ich musste so schnell wie möglich dort weg. Ich ertrag einfach keine Krankenhäuser! Diese schreckliche Luft und diese armen Menschen da drin.“
Sabrina tätschelte ihm ein paarmal mit der Hand auf seinen linken Oberschenkel. „Macht doch nichts, Wolf. Ich versteh dich ja.“
Tannenberg bog seinen Oberkörper wieder zurück in die Normalposition, wandte sich zu Sabrina hin und blickte ihr tief in die Augen. „Weißt du was? Ich bin unheimlich froh, dass ich so eine tolle Freundin wie dich habe“, sagte er und hauchte ihr einen liebvollen Kuss auf die Wange.
„Gleichfalls“, erwiderte Sabrina lachend. „Ich weiß schon, warum ich gerade dich unbedingt als Trauzeugen haben wollte – mein alter, einsamer Wolf.“ Nun revanchierte sie sich und drückte ihm ebenfalls einen dicken Schmatzer auf die Backe. „Ganz netter Kerl, dieser Friedrich, findest du nicht auch?“
„Doch, der ist mir auch spontan sympathisch gewesen. Wo ist der eigentlich hingekommen?“
„Der wollte bei Eva bleiben. Ich glaube, der liebt sie immer noch.“
„So“, antwortete Tannenberg einsilbig und erhob sich mit nachdenklicher Mimik von der hölzernen Parkbank.
18
Peter Walther vernahm die Nachricht von dem Mordanschlag auf die Kriminalpsychologin erst während des mit seiner Familie gemeinsam eingenommenen Abendessens. Als er die Meldung hörte, traf ihn fast der Schlag. Ihm war natürlich sofort klar, dass nur sein Bruder als Täter in Frage kommen konnte. Er sprang sofort wie von einer Tarantel gestochen vom Küchenstuhl auf, schnappte sich die Autoschlüssel und brauste zu dessen Wohnung.
Er zitterte am ganzen Körper, als sich langsam die Abschlusstür öffnete. Noch bevor er Paul sehen konnte, drückte er die Tür in den Flur hinein.
„Warst du das?“, schmetterte er ihm mit bebender Stimme entgegen, obwohl ihm eigentlich klar war, dass er nicht die geringste Chance hatte, eine verneinende Antwort zu erhalten.
„Na klar war ich das“, erwiderte sein Bruder mit einem derart triumpfalen Siegerlächeln auf den Lippen, dass es Peter die Sprache raubte.
Entgegen seiner Erwartung erfreute sich Paul augenscheinlich bester Stimmung. „Komm, Brüderlein, setz dich mal hin und trink erst mal was“, forderte Paul und geleitete ihn zum Küchentisch.
„Warum ausgerechnet sie? Du hast doch gesagt, dass ...“
„Dass ich mir nochmal eine von diesem Emanzen-Kongress vornehmen werde“, vollendete Paul den begonnen Satz, während er dem Kühlschrank zwei Flaschen Exportbier entnahm. „Du wärst doch ausgeflippt, wenn ich dir gesagt hätte, auf wen ich es die ganze Zeit über tatsächlich abgesehen hatte. Aber mir ist schon lange klar, dass keine andere als sie das dritte Opfer sein musste. Damit ist unsere falsche Fährte perfekt!“
„Du bist verrückt!“ Peter hatte deprimiert den Kopf auf seine Arme gestützt und dabei die Handinnenflächen auf die Ohren gelegt, so als wolle er damit demonstrieren, dass er einfach nichts mehr von dieser ganzen Sache hören wolle.
„Du hast recht: Dieser Täter ist verrückt!“ Paul lachte schallend los. „Und genau das ist ja das Geniale an meinem Plan! Jetzt steht doch für die Bullen felsenfest, dass es sich um einen Irren handeln muss .“
Er platzierte sich seinem monoton den Kopf hin- und herwiegenden Bruder direkt gegenüber. „Welcher normale Mensch würde denn das unglaubliche Risiko eingehen, einen Mordanschlag auf eine LKA-Beamtin durchzuführen? Dieser Typ muss doch total durchgeknallt sein, von einer fixen Idee besessen! Ein völlig geisteskranker Frauenhasser, der es auf Doppelnamen-Emanzen abgesehen hat.“
Regungslos starrte Peter mit leerem Blick aus dem Fenster.
Sein Bruder dagegen war kaum mehr zu bremsen. In bester Rumpelstilzchen-Manier stapfte er aufgeregt in der Küche umher. „Außerdem war diese Glück-Mankowski an dem Tag, an dem wir uns zum letzten Mal getroffen haben, morgens ganz groß in der Zeitung gewesen. Das war doch für diesen bekloppten Serienmörder der Auslöser für seinen Zwang, genau diese Frau umbringen zu müssen.“ Er legte eine kurze Besinnungspause ein,
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