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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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antwortete der Gefragte: »Ja, das habe ich.«
    »Bitte, Herr von Campen, wiederholen Sie uns so genau wie möglich, was Sie Frau Javakul gesagt haben.«
    Botho von Campen versuchte sich zu konzentrieren und antwortete schließlich: »Ich habe ihr gesagt, daß Bari während der Zeit meines letzten Bonn-Aufenthalts ermordet worden ist und daß ich hergekommen bin, um sie zu identifizieren. Bei meinem ersten Besuch bei Ihnen hätte ich dann erfahren müssen, daß ich als Täter verdächtigt würde. Dann kam Ihr Anruf, und nachdem ich Amara gebeten hatte, zu warten, bin ich mit einem Taxi ins Präsidium gekommen – das ist alles.«
    »Die Dame wird wohl als Ehefrau Nummer vier nicht mehr zur Verfügung stehen«, stellte Lupus lakonisch fest.
    Noch vor wenigen Minuten hätte von Campen gegen diese Unterstellung protestiert; jetzt senkte er den Kopf und sagte leise: »Ja, das glaube ich auch. Sie will mit einem Mörder nichts zu tun haben.«
    »Sind Sie der Mörder?« fragte Lupus direkt.
    Über die zusammengepreßten Lippen kam nur ein Wort: »Nein.«
    Kommissar Freiberg stand auf. »Sie können jetzt gehen, Herr von Campen. – Fräulein Kuhnert wird Sie anrufen, wenn das Protokoll unterschriftsreif ist. Ich möchte Sie bitten, dann noch einmal herzukommen. Das Präsidium wird sich mit dem Auswärtigen Amt in Verbindung setzen und den Stand der Ermittlungen darlegen. Die Stadt dürfen Sie vorläufig nicht verlassen.«
    Botho von Campen erhob sich und ging ohne Gruß mit hängenden Schultern zur Tür hinaus.
    »Der Mann tut mir wirklich leid«, sagte Fräulein Kuhnert und setzte sich an die Schreibmaschine, um das Stenogramm zu übertragen.

 
    21
     
     
     
    Lupus war mit dem Verlauf der Vernehmung Botho von Campens nicht einverstanden. »Warum hast du ihn nicht festgenommen und noch ein bißchen weichgekocht? Der hätte gestanden. Pech für ihn, daß seine Liaison mit der Nummer vier – wenn man das so makaber sagen darf – ins Wasser gefallen ist.«
    Kommissar Freiberg blätterte gedankenverloren im Notizbuch der toten Bari. Konnten die Verdachtsmomente gegen von Campen einen dringenden Tatverdacht rechtfertigen? Zumindest ein Motiv gab es: Ehefrau Nummer drei mußte verschwinden, um Platz für die Nummer vier zu machen. Amara Javakul hätte als Diplomatengattin ihren Kunsthandel noch besser und umfassender aufziehen können als bisher. Nach von Campens Reaktion bestand kein Zweifel, daß er von ihren Geschäften wußte – vielleicht sogar daran beteiligt war. Nummer vier versprach also nicht nur Lustgewinn, sondern auch eine deutliche Verbesserung des Einkommens. Die Möglichkeit zur Ausführung der Tat hatte Botho von Campen auch: In der fraglichen Nacht war es zu Handgreiflichkeiten gekommen, und von der Tiefgarage des Hauses aus hätte man die Tote mit dem Auto unauffällig und ohne größere Schwierigkeiten abtransportieren können. Der Kofferraum des Omega war dafür groß genug, und es dürfte kein Problem gewesen sein, diese zarte Person auf eine der Buhnen am Rhein zu schaffen, wo Kette und Betonklotz schon bereit lagen. Doch genau an diesem Punkt wurden die Ermittlungen zur Spekulation. Für eine vorläufige Festnahme mochte das reichen, für einen richterlichen Haftbefehl wohl kaum, wenn nicht ganz schnell weitere Verdachtsmomente nachgeschoben werden konnten.
    Freiberg sah sich noch einmal die letzten Notizen der Toten an. Plötzlich sprang er auf und warf das Büchlein vor Lupus auf den Besprechungstisch. »Das ist es! Da steht’s ja drin! – Mann, waren wir blind!«
    Lupus blätterte die letzten Seiten des Monats durch und blieb wieder an der Notiz »Rolandsbogen« hängen, an der Freiberg sein X-Y-Modell festgemacht hätte. »Du mußt mich schon treten, Walter, wenn ich deine Euphorie teilen soll.«
    Freiberg nahm das Büchlein nochmals in die Hand. »Die haben miteinander telefoniert!«
    »In unserem Fall scheint das Telefon eine der wichtigsten Rollen zu spielen. – Wer hat bitte mit wem telefoniert?«
    »Wer schon? Die beiden Thailänderinnen!«
    »Gib noch mal her«, sagte Lupus und las die letzten Eintragungen laut vor: »Friseur, Konzert Beethovenhalle, Gangolf-Kino, Babylon, Rolandsbogen… Mensch, Walter, das ist kein Filmtitel; Babylon ist der Edelpuff in Hamburg, in dem Subin Tairong gearbeitet hat. – Biestritz hat den Namen kurz erwähnt.«
    »Siehst du – Hummel, Hummel!«
    »Mors, Mors!« rief Lupus erleichtert.
    »Damit haben wir die Bestätigung, daß es eine Verbindung

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