Diplomat Im Abseits
in alter Besetzung wieder an. Inzwischen versuchten Peters und Ahrens dem wutschnaubenden Singer klarzumachen, daß ihn niemand verarschen wollte.
Botho von Campen machte einen sehr ausgeglichenen Eindruck, so, als ob ihm die Spannung genommen sei. Er stellte die erste Frage: »Hat die Polizei den Täter gefaßt?«
Freiberg machte eine vieldeutige Handbewegung. »Nein, so schnell geht es nicht. – Ich würde nun von Ihnen gern hören, ob Sie uns etwas Neues mitzuteilen haben, das uns weiterhelfen könnte.«
»Ich? – Woher soll ich Neues wissen? Heute morgen habe ich eine Bootsfahrt auf dem Rhein gemacht – bis Remagen genau. Irgendwo auf dieser Strecke muß Bari… muß es wohl passiert sein. Aber man sieht vom Schiff aus nur die Landschaft. Und der eigentliche Tatort… Haben Sie die Schiffsbewegungen überprüfen lassen?«
Lupus zog verwundert die Oberlippe hoch. Wer führte hier eigentlich die Ermittlungen?!
Freiberg blieb ganz ruhig. »Läuft alles. Aber ich hätte noch ein paar Fragen an Sie.«
»Bitte.«
»Wir sind immer noch dabei, das Umfeld zu klären. In Hamburg hat man eine Thailänderin tot aus dem Nicolaifleet gezogen. Haben Sie den Namen Subin Tairong schon einmal gehört?«
Von Campen sah verwirrt auf. »Den Namen habe ich noch nie gehört.«
»Diese Frau ist durch die Heiratsagentur Felicidad einem Geschäftsmann in Hamburg vermittelt worden. – Haben Sie mit dieser Agentur Verbindung gehabt?«
Botho von Campens Blick drückte Entrüstung aus. »Sie unterstellen mir, daß ich meine Frau auf dem Sex-Markt gekauft habe? Das ist doch wirklich toll! – Ich habe sie während meiner zweiten Auslandsstation kennengelernt und in Bangkok geheiratet. Sie stammt aus einer angesehenen Familie.«
Freiberg zog den nächsten Pfeil aus dem Köcher. »Können Sie sich und damit auch uns erklären, was die Telefonnummer Ihrer Frau im Paß der Toten aus dem Nicolaifleet zu bedeuten hat?«
Ein Ausdruck der Überraschung zeigte sich in von Campens Gesicht. »Das gibt’s doch nicht!«
Lupus sagte mit weicher Stimme, als ob er Kreide geschluckt hätte: »Die Frau war eine Prostituierte – ich meine die aus Hamburg.«
Von Campen sprang erregt auf. »Das ist doch unerhört! Muß ich mir solche perfiden Andeutungen anhören?«
»Nun setzen Sie sich«, sagte Freiberg. »Fakten haben ihre eigene Sprache. Von Ihrer Entrüstung mal abgesehen – was könnte es mit der Telefonnummer auf sich haben?«
»Ich weiß es nicht.«
Freiberg zog den Giftpfeil hervor. »Dann, Herr von Campen, habe ich von meinem Kollegen aus Hamburg noch eine sehr interessante Nachricht erhalten.«
»Hat das etwas mit mir zu tun?«
»Ich glaube schon. – Die Boeing der Swirna-Airlines wird dort in der Werft gecheckt, und die Besatzung wohnt im Hotel ›Adlerhof‹.«
Botho von Campens Gesicht verlor alle Farbe.
Freiberg fragte in der Manier eines Quizmasters: »Gehe ich recht in der Annahme, daß Sie mit einer Dame der Kabinen-Crew ein Verhältnis haben?«
»Ist das vielleicht die in Aussicht genommene Ehefrau Nummer vier?« warf Lupus ein, ohne die Stimme zu heben.
Von Campen hatte sich wieder gefangen. »Mir wäre es lieber, Sie ließen meine Privatangelegenheiten aus dem Spiel. – Ja, ich bin mit der Chef-Stewardeß Amara Javakul so gut wie verlobt. Nach meiner Scheidung wollten wir heiraten.«
»Dem steht ja nun nichts mehr im Wege«, sagte Lupus. Fräulein Kuhnert glaubte noch ein leise gezischeltes »vielleicht nur lebenslänglich« zu verstehen.
»Und Sie meinen nicht, daß Sie mir sagen sollten, daß Sie sich heute mittag in Bonn mit der Dame getroffen haben?« fragte der Kommissar.
»Nun ja«, in von Campens Stimme lag Resignation. »Wenn Sie es ohnehin wissen – Amara Javakul ist jetzt in der Pension Hennering.«
»Wie ist das Treffen zustande gekommen? Haben Sie mit der Dame von Swirnabad aus Verbindung aufgenommen oder erst in Deutschland?«
»Ich hatte vor meinem Abflug aus Swirnabad eine Nachricht für sie im Hotel ›Adlerhof‹ hinterlassen, daß ich dringend nach Bonn fliegen müsse und sie von dort aus anrufen würde. Aber ich habe sie nicht erreicht. Amara ist aufgrund dieser Mitteilung nach Bonn gefahren, und wir haben uns zufällig auf der Straße getroffen, als sie aus dem Antiquitätengeschäft am Bonner Talweg kam. Meine Pension liegt gleich um die Ecke, nur ein paar Häuser weiter. Amara sieht sich gern in solchen Geschäften um; ihr Vater ist ein angesehener Kunsthändler. Außerdem habe ich
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