Diplomatische Beziehungen (German Edition)
wollte es ihm nicht länger gelingen und er kam einen Augenblick später, während er sich vorstellte, wie er den älteren Mann berührte und küsste und in ihn stieß, bis dieser ebenfalls seinen Namen rief.
Als er sich keuchend und außer Atem auf den Rücken drehte, schmiegte sich Lucy an ihn.
Sie betrachtete ihn mit glasigem Blick. „Meine Güte, Lucas. Ich weiß ja nicht, was heute in dich gefahren ist, aber das war einfach großartig.“
Lucas küsste ihr Haar und schloss die Augen, denn er fühlte sich für die Täuschung schuldig.
„Sie haben uns für Samstag zum Essen eingeladen“, sagte er leise.
„Wer?“, fragte Lucy, jetzt etwas wacher.
„Die Christensens. Der amerikanische Botschafter und seine Frau – du erinnerst dich?“
„Oh, du hast doch hoffentlich Ja gesagt!“, rief Lucy und setzte sich aufrecht hin. „Oh mein Gott, Lucas, was soll ich bloß anziehen?“
Kapitel 4
O BWOHL es die ganze Woche über ungewöhnlich kalt gewesen war, wurde der Samstag wunderschön. Die meisten Mitarbeiter der Botschaft wohnten im europäischen Viertel in der Nähe des Parlaments und der Botschaften, so dass kaum jemand einen Firmenwagen fuhr, doch Lucas hatte dafür gesorgt, dass die Botschaft ihnen einen der Smarts zur Verfügung stellte, die für solche Zwecke bereitstanden, was Lucy sehr glücklich machte.
„Sag mir nicht, du willst das tragen!“, sagte Lucy, als sie an Lucas vorbeiging, der sich gerade im Badezimmerspiegel betrachtete. „Lucas, es ist ein Essen bei einem amerikanischen Botschafter an einem Samstagabend. Damit dürftest du noch nicht mal bei meinen Eltern zu Mittag essen.“ Sie betrachtete ihn noch einmal und verschwand ins Schlafzimmer.
„Tja, Jack hat gesagt, kein Schlips und kein Anzug, also …“ In seinen verwaschenen Jeans und seinem grünen Hemd machte er einen zufriedenen Eindruck.
Lucy warf ihm einen amüsierten Blick zu, während sie in einen weichen, gelben Pullover schlüpfte. „Oh, jetzt duzt ihr euch also schon?“
„Ja“, antwortete Lucas, ein bisschen verärgert darüber, dass es ihm so einfach herausgerutscht war. „Du kannst nun wirklich nicht von mir erwarten, dass ich ihn bei unserer Zusammenarbeit die ganze Zeit Mr. Christensen nenne, oder?“
„Oh, ich meinte ja nur. Du bist ein stellvertretender Leiter und er ein Botschafter, natürlich duzt ihr euch. Hier, versuch das.“ Sie warf ihm ein mitternachtsblaues Seidenhemd und schwarze Jeans zu.
Er seufzte, als er sich neben ihr auf dem Bett niederließ, nachdem er seine Lieblingsjeans ausgezogen hatte. „Er hat mich darum gebeten, ihn Jack zu nennen, in Ordnung?“
Lucy stand auf und küsste ihn auf die Stirn. „Du musst dich nicht angegriffen fühlen … und ich wollte nur, dass du gut aussiehst. Unbequem sind diese Sachen ja nun auch nicht.“ Sie drehte sich um und verschwand ins Badezimmer.
Lucas ließ sich mit dem Rücken auf das Bett fallen. Sie hatte es nicht verdient, so angefahren zu werden, doch aus irgendeinem Grund ging sie ihm in den letzten Tagen auf die Nerven. Und natürlich wusste er, warum. Das letzte Jahr war kein Problem gewesen, doch jetzt, wo er seinen fleischgewordenen Träumen gegenüberstand, wollte er sich nicht mehr mit Weniger begnügen.
Der heutige Abend würde nicht leicht werden. Vermutlich würde er damit konfrontiert werden, wie Jack von seiner perfekten Frau verwöhnt wurde und wie Lucy sich darum bemühte, alle zu beeindrucken. Er wusste nicht, was er schlimmer fand.
D A DER Verkehr in Brüssel bekanntlich schwer einzuschätzen war, erreichten sie die Villa in Tervuren, wie es in Belgien üblich und gerade schick war, zehn Minuten zu spät.
Lucas war beim ersten Mal an der ziemlich gut versteckten Einfahrt vorbeigefahren und hatte weiter oben auf der Straße wenden müssen. Als sie dann in die schmale Zufahrt einbogen, machte diese eine scharfe Rechtskurve und sie wurden von zwei Sicherheitsleuten des Secret Service gestoppt.
„Könnten Sie sich bitte ausweisen?“, verlangte der Mann auf Lucas‘ Seite.
Lucas reichte ihm seinen Ausweis und Diplomatenpass zusammen mit Lucys Papieren. „Lucas Carlton und Lucy Marsh, auf dem Weg zu Mr. und Mrs. Christensen.“
„Sehr wohl, Sir, doch ich fürchte, wir müssen uns Ihren Wagen genauer ansehen. Könnten Sie bitte aus dem Fahrzeug steigen und den Kofferraum öffnen.“
Es war keine Frage, also gehorchte Lucas. Der Sicherheitsmann schaltete seine Taschenlampe ein und überprüfte den leeren Kofferraum.
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