Diplomatische Beziehungen (German Edition)
berührten, wenn er einen Finger auf den Knoten legte, den Jack zuband?
„Fertig“, erklärte Jack, als die acht kleinen Päckchen aus in Teig gewickeltem Lachs auf dem Backblech lagen.
Plötzlich spürte er, wie Lucas‘ Hand sich auf seine legte, die Finger lose um die Seite seiner Hand. Als er aufsah, schaute Lucas ihm in die Augen und sein Blick war sanft, erwartungsvoll und auch ein bisschen ängstlich. Er wollte seine Hand nicht wegziehen, das Gefühl der Wärme nicht aufgeben, das sich in seinem ganzen Körper ausbreitete und in seinem Bauch etwas zum Flattern brachte.
Kapitel 5
D AS Essen schmeckte absolut fantastisch und die beiden Frauen verstanden sich so gut, dass kaum auffiel, wie wenig die Männer sprachen, wenn sie nicht gerade von Lucy und Maria ins Gespräch hineingezogen wurden.
Doch Lucas bemerkte es. Er hatte das Gefühl, man könne die Luft vor lauter Anspannung mit dem Messer schneiden. Und er war sicher, dass Jack es ebenfalls wahrnahm, denn er wich unablässig Lucas‘ Blick aus.
Warum hatte er bloß Jacks Hand berührt?
Die Atmosphäre in der Küche war entspannt gewesen und Jack hatte ihm alle möglichen Kochtricks gezeigt. Einfache Handgriffe, auf die er wahrscheinlich selbst gekommen wäre, wenn er sich jemals über ein Spiegelei oder eine Fertigpizza hinausgewagt hätte.
Lucas hatte sich dichter neben Jack gestellt und hin und wieder seinen Ellbogen an Jacks nacktem Arm entlangstreifen lassen, wobei erJacks Körperwärme durch den Seidenstoff fühlen konnte. Er hatte Jacks Händen dabei zugesehen, wie sie den Lachs sorgfältig erst in Kräuter und dann in Teig wickelten, und hatte geholfen, indem er den Finger auf die Fäden hielt, die Jack zuknotete. Sie waren ein gutes Team, dass hatte Jack ihm selbst gesagt.
Und dann waren Lucas die kleinen Berührungen plötzlich nicht mehr genug gewesen. Eigentlich wollte er den Mann in seine Arme schließen, an sich ziehen, ihn küssen und spüren, wie ihre Körper sich aneinanderschmiegten.
Stattdessen legte er seine Hand auf Jacks. Als der Ältere sich damit unachtsam auf der Arbeitsplatte abstützte, bedeckte Lucas sie mit der seinen und schloss seine Finger darum, während sein Herz wie verrückt raste.
Er erwartete, dass Jack seine Hand wegziehen würde. Nicht, dass der ältere Mann den Eindruck gemacht hatte, er fühle sich bedrängt, obwohl es sich um eine große Küche handelte und sie nahe beieinandergestanden hatten. Doch diesmal hatte er seine Hand etwas länger verweilen lassen als zuvor und als er aufschaute sah er, dass Jack seinen Blick erwiderte. Jacks Gesichtsausdruck nach zu urteilen verstand er, dass es sich hierbei um einen vorsätzlich herbeigeführten Körperkontakt handelte.
Und zu Lucas‘ Überraschung entzog er ihm die Hand nicht. Doch sein Blick war eine andere Sache. Was drückte er aus? Überraschung? Ekel? Jacks Atem war etwas schneller und angestrengter geworden und dann erkannte Lucas es, diese Mischung aus Bedauern und etwas, das verdächtig wie Angst wirkte. Fürchtete er, Maria könnte hereinkommen? Teilte er Lucas mit, dass er es auch wollte, nur nicht jetzt? Oder war er nur zu nett, um auszurasten?
Lucas nahm seine Hand weg und wandte den Blick ab. Und genau in diesem Moment betrat Maria mit Lucy im Schlepptau die Küche und beide trugen Rosen, die sie im Garten geschnitten hatten. Lucas machte einen Schritt rückwärts, um etwas Abstand zwischen ihm und Jack herzustellen.
„Und wie geht es mit dem Kochen voran?“, erkundigte sich Maria, während sie eine Vase mit Wasser füllte und die Blumen darin arrangierte.
„Ich liebe es, wenn eine Küche nach frischem Brot riecht. Es erinnert mich an die Küche meiner Mutter zu Hause“, bemerkte Lucy fröhlich. „Backt ihr etwa auch euer eigenes Brot?“, fragte sie Maria.
„Ja“, antwortete Lucas mit einem Seitenblick auf den älteren Mann. „Jack hat viele Talente.“
Jack antwortete nicht, sondern wandte sich dem Backofen zu, um nach dem Brot zu sehen. Dann schenkte er Lucy ein kleines Lächeln. „Fast fertig, es dauert nicht mehr lange.“
H IER saßen sie nun also zu viert an einem gemütlichen, etwas chaotischen Esstisch, ihre Bäuche waren voll und der Wein floss reichlich, die Frauen plauderten vergnügt und die Männer betrachteten schweigend die Tapete oder Marias geschmackvoll arrangierte Blumen.
Lucas wollte das Eis brechen, doch er wusste nicht, wie er es anfangen sollte, ohne Aufmerksamkeit auf ihr seltsames Verhalten zu lenken
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