Dir darf ich nicht gehören
sie
anerkennen, auch wenn niemand sonst es tut.«
»Tatsächlich,
meine Liebe!«, sagte Tresham sanft, bevor er seinen Bruder ansah. »Da hast du
es, Ferdinand. Wir sind Dudleys. Und wenn uns die Gesellschaft sagt, dass etwas
unmöglich ist, dann fühlen wir uns natürlich dazu herausgefordert, zu beweisen,
dass uns die gute Meinung der Gesellschaft nicht allzu sehr kümmert.« Er
schnippte laut mit den Fingern.
»Bravo,
Tresh!«, rief Angeline. »Das White Horse Inn hast du gesagt, Ferdie? Jane, wir
müssen Mrs Wilding und Miss Thornhill dort aufsuchen. Ich kann es kaum
erwarten, sie kennen zu lernen! Sie muss äußerst hübsch sein, wenn sie
Ferdinands Aufmerksamkeit errungen hat. Heyward sagt, er sei niemals hinter
Weiberröcken hergewesen, was er natürlich nicht in meiner Hörweite hätte sagen
sollen, aber ich habe ihn schon vor Jahren davon überzeugt, dass ich nicht
empfindlich bin und nicht bei der ersten Herausforderung in Ohnmacht falle.
Jane, wir werden sie zu einem großen Empfang hierher einladen, um sie in die
Gesellschaft einzuführen. Ferdie kann seine Verlobung verkün ...«
»Angie!«
Ferdinand war aufgesprungen. »Mach mal halblang, ja? Viola wird mich nicht
heiraten.«
Seine
Schwester war einen seltenen Moment sprachlos. Sie sah ihn an, den Mund noch
geöffnet. Aber sie erholte sich rasch.
»Warum
nicht?«, fragte sie.
»Weil
sie nicht will. Weil sie ihre Freiheit behalten und ihr eigenes Leben leben will.
Weil ich sie nicht kümmere. Weil sie mich nicht liebt.« Er fuhr sich mit den
Fingern einer Hand durchs Haar. »Verflixt, ich kann nicht glauben, dass ich
mein Privatleben mit meiner Familie diskutiere.«
»Geht
sie dann nach Pinewood zurück?«, fragte Jane.
»Nein«,
sagte er. »Das tut sie, verdammt noch mal, auch nicht. Sie nimmt ihr altes
Leben wieder auf, müsst ihr wissen. So! Ende der Diskussion. Für immer. Ich
gehe jetzt. Danke für den Tee, Jane.« Er hatte keinen Tropfen davon angerührt.
»Angeline.«
Jane sprach zu ihrer Schwägerin, sah aber Ferdinand an. »Mir gefällt deine
Idee. Wir werden morgen früh im White Horse Inn vorsprechen. Ich glaube, länger
sollten wir das nicht aufschieben. Verbiete mir nicht, zu gehen, Jocelyn. Ich
würde mich dir einfach widersetzen.«
»Meine
Liebe«, sagte er mit trügerischer Sanftmut, »ich kann es mir nicht nachsagen
lassen, einer jener bedauernswerten Männer zu sein, die ihre Ehefrauen nicht
unter Kontrolle halten können. Ich erteile Befehle nur, wenn ich
vernünftigerweise erwarten darf, dass sie befolgt werden.«
Ferdinand
hörte nicht mehr hin. Er hatte den Raum verlassen und schloss gerade die Tür
hinter sich. Aber er hatte keine Antwort auf die Frage bekommen, derentwegen er
hergekommen war, dachte er, während er die Treppe hinablief.
Er
würde Kirby einfach selbst finden müssen. Es würde nicht allzu schwer sein. Er
hoffte nur, Kirby würde ungern reden. Tatsächlich hoffte er, dass bei dem Mann
erhebliche Überzeugungskraft nötig wäre.
Viola saß am
nächsten Morgen in dem kleinen Büro des White Horse Inn und brachte die
Geschäftsbücher auf den neuesten Stand, wobei sie sich versicherte, dass die
Zahlenreihen stimmten. Sie trug eines ihrer einfachsten Hauskleider, eines, das
sie Jahre zuvor im Gasthaus zurückgelassen hatte. Es war nicht wirklich
unmodern, aber nur weil es niemals in Mode gewesen war. Sie hatte sich das Haar
von Hannah zu einem festen Zopfkrönchen aufstecken lassen.
Sie
wollte sich zumindest die restliche Woche so fühlen, als wäre sie nur die
Sekretärin und Buchhalterin ihres Onkels. Sie wollte weder nach vorn noch
zurückschauen. Sie konzentrierte sich unbarmherzig auf die Zahlen vor ihr.
Aber
der Geist geht seltsame Wege. Er kann sich auf eine mechanische Aufgabe
konzentrieren, während er gleichzeitig höchst undiszipliniert umherwandert.
Zu
ihrem Treffen mit Daniel Kirby.
Zu der
verwirrenden Begegnung mit Ferdinand.
Zu
allem, was danach geschehen war.
Ihre
Mutter war, bald nachdem Ferdinand gegangen war, ins Wohnzimmer zurückgekommen.
Ebenso Maria und Claire und Onkel Wesley. Sie hatten sie alle erwartungsvoll
angestrahlt.
»Nun?«,
hatte ihre Mutter gefragt.
»Er hat
mir die Besitzurkunde von Pinewood gebracht«, hatte sie ihnen erzählt und auf
die Papiere gedeutet. »Er hat mir das Eigentum übereignen lassen. Es hätte
ohnehin stets mir gehört, sagte er.«
»Das
ist alles?«, hatte ihre Mutter enttäuscht gefragt.
»Oh,
Viola«, hatte Maria gesagt, »er sieht so gut
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