Dir darf ich nicht gehören
aus!«
»Er hat
mich um meine Hand gebeten«, hatte Viola ihnen weiterhin erzählt. »Aber ich
habe ihn zurückgewiesen.«
Sie
hatte natürlich keinen ihrer wahren Gründe nennen können. Ihre Mutter zog daher
den Schluss, dass ihre Unehelichkeit sie zu diesem Entschluss geführt hatte.
Sie hatte geweint, denn sie hatte nicht verstehen können, warum diese Tatsache
für ihre Tochter so wichtig war, wenn das für Lord Ferdinand Dudley eindeutig
nicht galt.
»Mama«,
hatte Viola schließlich gesagt, »ich liebe ihn nicht.«
»Liebe? Liebe?« Ihre Mutter hatte die Stimme erhoben. »Du weist einen Lord
zurück, den Sohn eines Dukes, obwohl du ihn heiraten und dein Leben lang
abgesichert sein könntest? Obwohl du etwas für deine Schwestern tun könntest?
Wie kannst du nur so selbstsüchtig sein?!«
»Wie
kannst du ihn nicht lieben«, hatte Maria gejammert, »wo er doch so wunderbar
ist?«
»Still,
Maria!«, hatte Claire streng gesagt. »Mama, trockne deine Tränen, ich bringe
dir ein wenig Tee.«
»Oh«,
hatte ihre Mutter gesagt, nachdem sie sich die Nase geschneuzt hatte, »ich bin
diejenige, die selbstsüchtig ist. Verzeih mir, Viola. Du hast uns von deinem
Gehalt als Gouvernante stets unterstützt. Du warst so lieb.«
»Und
auch seitdem«, hatte Onkel Wesley gesagt und war trotz Violas Kopfschütteln
fortgefahren: »Ich habe Benjamins Schulgeld nicht bezahlt, musst du wissen.
Viola hat es getan. Und auch andere Dinge, von denen du geglaubt hast, sie
kämen von mir. Es ist an der Zeit, dass du es erfährst. Viola, du brauchst
keinen reichen Aristokraten zu heiraten, den du nicht einmal magst. Und du
brauchst auch nicht wieder als Gouvernante zu arbeiten, wenn du es nicht
möchtest. Das Gasthaus wird meine Schwester und ihre Kinder ebenso ernähren,
wie es Alice und unsere Kinder ernährt hätte, wenn sie noch leben würde.«
Letztendlich
hatten sie alle geweint, außer Onkel Wesley, der sich wieder nach unten
zurückzog. Niemand hatte Ferdinand mehr erwähnt - außer Hannah, die sich
noch immer in Violas Zimmer aufhielt, als diese dorthin zurückkehrte.
»Nun?«,
hatte sie gefragt. »Ist er gekommen, um Sie zu diesem Haus zurückzubringen?
Oder ist er zur Vernunft gekommen und hat Ihnen etwas Besseres angeboten?«
»Etwas
Besseres, Hannah«, hatte Viola ihr erzählt. »Er hat mir Pinewood übereignet.
Vielleicht werden wir eines Tages dorthin zurückkehren, du und ich, wenn Mr.
Kirby mit mir kein Geld mehr verdienen kann und beschließt, dass die Schuld
abbezahlt ist. Jeder Mensch braucht ein wenig Hoffnung. Lord Ferdinand Dudley
hat sie mir gegeben.«
»Und er
hat Ihnen nicht angeboten, Sie zu einer ehrbaren Frau zu machen?«, hatte Hannah
gefragt. »Ich muss zugeben, dass ich mehr von ihm erwartet hätte.«
»Eine
ehrbare Frau.« Viola hatte geseufzt und dann gelacht. »Er hat mir einen Antrag
gemacht, Hannah, und ich habe ihn zurückgewiesen. Nein, sieh mich nicht so
störrisch an. Gerade du müsstest wissen, warum ich ihn abgewiesen habe, warum
ich niemals ihn oder irgendeinen anderen Mann heiraten könnte. Das könnte ich
ihm nicht antun.«
»Warum
nicht, Liebes?«, hatte Hannah gefragt.
Es war
in Wahrheit eine rhetorische Frage, aber Viola hatte sie dennoch beantwortet.
»Weil
ich ihn liebe, darum!«, hatte sie gerufen. »Weil ich ihn liebe, Hannah!« Sie
hatte in den Armen ihrer alten Amme geweint, die wunderbar tröstlich waren,
aber ihre magische Fähigkeit, alles wiedergutzumachen, irgendwie verloren
hatten.
Sie
hatte diese Zahlenreihe definitiv richtig addiert, dachte sie nun, den Kopf
über das Geschäftsbuch gebeugt. Sie hatte sie drei Mal zusammengerechnet und
jedes Mal dasselbe Ergebnis erhalten. Das Problem war, dass keine
Schreibarbeiten mehr zu erledigen waren und sie nicht wollte, dass sie beendet
wären. Sie wollte sich in Arbeit verlieren.
Dann
öffnete sich plötzlich die Tür und das erhitzte, aufgeregte Gesicht von Maria
erschien.
»Viola,
du sollst sofort zu Mama hinaufkommen. Sie hat mich geschickt, dich zu holen.«
»Warum?« Viola war
augenblicklich misstrauisch.
»Das werde ich dir
nicht sagen.« Maria lächelte wichtigtuerisch. »Es ist ein Geheimnis.«
Viola
seufzte verärgert. »Er ist doch nicht zurückgekommen, oder? Sag es mir, wenn es
das ist, Maria. Ich will ihn nicht sehen und du kannst zurückgehen und es Mama
sagen.«
»Ich
werde es dir nicht sagen«, erwiderte Maria.
Während
Viola hinaufging, kam ihr plötzlich in den Sinn, dass vielleicht Daniel
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