Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dirk und ich

Dirk und ich

Titel: Dirk und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
Vom Netzwerk:
Rindfleisch.
    Wir waren total gespannt auf den Neuen. Er kam an einem Montag, als wir gerade Rechnen hatten. Es klopfte und dann ging die Tür auf und der Direktor, Herr Bartel, kam rein.
    Herr Bartel war der kleinste Erwachsene, den ich kannte. Er hatte nur noch an ein paar Stellen Haare auf dem Kopf, die kämmte er immer in alle Richtungen, damit es nach mehr aussah. Er redete auch ganz witzig und hatte Mundgeruch. Das merkte man aber nur, wenn er einem direkt in die Augen guckte und sagte, nun, mein lüber Andreas, haben wür dü Hausaufgaben wüder nücht gemacht?
    Herr Bartel kam also rein und sagte, Künder, jetzt krügt ühr einen neuen Mütschüler, vertragt euch und seid nett zu ühm. Er ging nach draußen in den Flur und sagte, also, Bährus, dann mal hüneinspazürt, und Bährus kam rein und Herr Bartel machte von außen die Tür zu.
    Frau Weide führte Bährus direkt vor die Tafel, damit wir ihn alle sehen können. Er war so groß wie ich und hatte total krusselige schwarze Haare, ganz braune Haut und braune Augen und war ziemlich dick. Alle fingen anzu tuscheln. Frau Weide rief, Ruhe bitte, der Bährus stellt sich jetzt vor.
    Da waren wir alle erst mal platt, der konnte nämlich total gut Deutsch!
    Er sagte, ich heiße Bährus, das schreibt man B-E-H-R-U-Z und auf Persisch bedeutet das der schönste Tag. Dann sagte er, dass er in Persien auf eine deutsche Schule gegangen war, weil seine Mutter eigentlich Österreicherin war, und dass er gerne Sonnenblumenkerne kaute, und wenn er groß wäre, dann würde er Minister.
    Der dicke Uli fing an zu lachen und sagte, klar, und wenn er groß wäre, dann würde er Bundeskanzler und Vogelfutter fressen.
    Der Uli war eigentlich total nett, aber manchmal war er auch bescheuert und ein Angeber. Er wollte auch gar nicht Bundeskanzler werden, sondern Tänzer, und kriegte deswegen richtigen Ballettunterricht. In Sport rannte er manchmal durch die Turnhalle und machte dabei komische kleine Schritte und wackelte mit seinem Hintern. Einmal, als er versucht hatte sich ganz schnell auf seinen Zehenspitzen im Kreis zu drehen, war er tierisch auf die Schnauze gefallen und hatte sich einen Oberzahn abgebrochen.
    Jedenfalls, Behruz guckte ihn an und sagte, wer mich verarscht, der kriegt dicke Ohren, damit das gleich klar ist, und wir fingen alle an zu lachen, außer Uli.
    Frau Weide rief, Kinder, wer wird sich denn gleich streiten, und wurstelte an ihrer Perlenkette rum. FrauWeide war immer schrecklich nervös und hatte Angst, dass wir uns kloppten und schreckliche Dinge passierten, und dann brauchte sie ihre Kette, wegen der Aufregung.
    Sie sagte zu Behruz, er solle doch mal seinen Namen an die Tafel schreiben, auf Persisch.
    Das sah klasse aus, wie Behruz das schrieb, mit überall Schnörkeln und kleinen Strichen, die keine richtigen Buchstaben waren, aber lesen konnte man es doch. Danach wollte Frau Weide Behruz neben Susanne setzen, dahin, wo eigentlich Christiane saß. Aber Christiane war wegen Grippe zu Hause im Bett, genau wie Richard, und deswegen war ihr Platz frei.
    Und schon gab es Ärger.
    Behruz guckte Susanne an und sagte, niemals würde er sich neben ein Mädchen setzen, da würde er sofort Pickel bekommen, so blöde fände er die Weiber.
    Susanne war beleidigt und fauchte zurück, prima, ich will auch nicht neben einem Matscho sitzen, der überall Pickel hat und den ganzen Tag Sonnenblumenkerne kaut.
    Behruz schnauzte sie an, gleich hau ich dir so auf die Ohren, dass deine olle Zahnspange wegfliegt, und Susanne schrie zurück, trau dich doch, du Großmaul, dann schlag ich dir die Zähne ein und steck dir feige Früchte in die Nase!
    Frau Weide hatte aus lauter Verzweiflung schon fast ihre Perlenkette verknotet. Es war mucksmäuschenstill in der Klasse geworden.
    Aber Behruz guckte Susanne nur an und dann sagte er, sie wäre toll. Weil nämlich, Perser wären die mutigsten Menschen auf der Welt und deswegen fände er mutige Mädchen klasse, besonders wenn sie so hübsch wären wie Susanne. Und dass es keine feigen Früchte wären, sondern Feigenfrüchte, und er würde ihr gerne mal welche mitbringen.
    Dann setzte er sich einfach neben sie und gab ihr die Hand und lächelte und ich wette, wegen seiner braunen Kulleraugen hat sich Susanne sofort in ihn verknallt, weil sie nämlich nichts mehr sagte und einen knallroten Kopf

Weitere Kostenlose Bücher