Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
ich von George und Harry, dass ein Track vor allem den richtigen Groove besitzen muss, denn das ist das A und O einer großartigen Platte. Wenn das fehlt, dann kann man es vergessen und sollte sich etwas anderem zuwenden, sonst ist das Zeitverschwendung.
Wie bei allen AC/DC-Aufnahmen, an denen ich beteiligt war, arbeiteten wir auch hier unter großem zeitlichen Druck. Wir hatten zwei Wochen, um ein ganzes Album zu schreiben, zu arrangieren und aufzunehmen. Das war ein Haufen Arbeit. Nun war ich selbst am Songwriting und an den Arrangements ja nicht beteiligt, aber für Mal, Angus und Bon war es eine Herkulesaufgabe, das ganze Material in so kurzer Zeit zusammenzustellen, auch wenn ihnen George und Harry natürlich tatkräftig zur Seite standen. Es war faszinierend, was sie leisteten, vor allem, wenn man sich die Qualität der Songs vor Augen hält und bedenkt, dass auf diese Weise einige echte Klassiker entstanden, die heute noch zum Live-Programm von AC/DC gehören.
Wir hatten etwas mehr als eine Woche Zeit, um die Backing Tracks aller Songs einzuspielen, und dann noch einmal eine Woche für den Gesang, die Soli und eventuelle zusätzliche Spielereien. Die Arbeit im Studio war noch eine Verschärfung der Vorgehensweise, die AC/DC live an den Tag legten: aufs Wesentliche konzentrieren, weg mit allem Schnickschnack, und ab geht die Post. Wenn die Songs allmählich Gestalt annahmen, bekam Bon die Frühversionen auf Cassette (hey, erinnert sich noch jemand an diese Dinger?). Er saß dann wieder in der Küche des Alberts-Studios und durchkämmte seine Notizbücher nach passenden „dirty ditties“ und möglichen Songtiteln.
Damals hatte ich im Grunde ein Riesenglück. Ich bekam einen phantastischen Einblick, wie man eine Rock-Platte produziert, noch dazu unter verdammt viel Zeitdruck. Let There Be Rock entstand unter denselben Treibhaus-Bedingungen wie TNT und Dirty Deeds : rein ins Studio und loslegen, sofort. Im Gegensatz zu meiner ersten Session, bei der ich im Grunde nicht viel mehr als ein interessierter Zuschauer gewesen war, spielte ich jetzt meine Parts selbst ein. George war dieses Mal weniger als Mentor präsent, aber wenn er eine gute Idee für einen Song hatte – hey, George, kein Problem, hier ist mein Bass. Alles andere wäre kompletter Schwachsinn gewesen. Wenn George etwas sagte, hörte ich zu.
Einer der ersten Tracks, an die wir uns machten, war „Bad Boy Boogie“. Die Grundidee hatten wir schon auf Tour ausprobiert, und der Song hatte einen guten Groove entwickelt, nachdem wir ihn ein paar Mal bei Soundchecks gespielt hatten, unter anderem vor dem Gig in der Festival Hall am 15. Januar. Als wir von der Bühne gingen, fragte mich einer der Roadies, wie der Song heiße. Ich antwortete „Black Sheep Boogie“, und ich bin immer noch der Meinung, dass das damals der Arbeitstitel war. Angus verbesserte mich allerdings sofort:
„Der heißt ‚Bad Boy Boogie’, und ich sollte das wohl wissen.“
„Okay, dann eben ‚Bad Boy Boogie’“, sagte ich achselzuckend. „Er weiß ja alles.“
Diese Bemerkung war meinerseits gar nicht so ernst gemeint, wie sie offenbar bei Angus ankam. Er warf mir einen Blick zu, nach dem ich am liebsten im Hotel noch mal geduscht hätte. Manchmal wäre es wesentlich schlauer gewesen, einfach das Maul zu halten und nicht dauernd blöde Sprüche zu klopfen, aber so bin ich eben, auch heute noch.
Ein anderer Track, der sich fast wie von selbst entwickelte, war „Go Down“. Von Anfang an stimmte der Groove, und schon früh war klar, dass der Titel sich wunderbar als Opener für das Album eignen würde. Zwar ist er wahrscheinlich einer der weniger bekannten Songs aus dieser Zeit, aber er ist ein echter Kracher, und die Gitarren sind phantastisch. Einer meiner persönlichen Lieblingssongs war „Hell Ain’t A Bad Place To Be“, das ebenfalls zu Beginn der Sessions entstand. Die Gitarren explodieren geradezu, und der Song rüttelt einen richtig auf, jedenfalls, wenn man nicht übertrieben viel Wert darauf legt, dass alle Instrumente hundertprozentig sauber gestimmt sind. Aber bei so einem Monster-Groove spielt das doch wirklich eine untergeordnete Rolle.
Der Höhepunkt der Aufnahmen war der Titel-Song „Let There Be Rock“. Das ist ein wahrhaft epischer Track, und Phil gab dabei die ganzen sechs Minuten lang Vollgas. Es war faszinierend, ihm dabei zuzusehen, während die Bänder liefen. Er hatte das Schlagzeug in der hinteren, linken Ecke im großen Aufnahmeraum mit
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