Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
der war wirklich unterste Schublade. Den Club hätte man zumachen sollen. Hat man wahrscheinlich inzwischen auch. Es war eine kleine, dreckige, feuchte Höhle, vergammelt und verkommen. Die Bühne war eng und sehr feucht, was angesichts der Tatsache, dass AC/DC eine ordentliche Portion elektrischer Spannung für ihre Riesendosis Rock’n’Roll benötigten, nicht besonders Vertrauen erweckend war.
Die sogenannte Garderobe war erst recht der Brüller. Für die Bands hatte man notdürftig eine Plattform über die Bar gezimmert und an drei Seiten eingefasst, sodass der Blick nach vorn auf diese Stromfalle von Bühne frei blieb. Wie alles im Electric Circus war es auch hier eng und roch schlecht (und passte von daher, würden sicher viele sagen, gut zu AC/DC). In diesen Raum, wenn man ihn denn überhaupt so bezeichnen wollte, gelangte man nur von der Bar aus über eine wacklige Leiter. Aber das Schlimmste waren die Klos, die so verdreckt waren, dass man zum Pinkeln jeden anderen Ort im bekannten Universum vorgezogen hätte. Das vorherrschende Aroma war eine eigenwillige Mischung aus Kacke mit einem Hauch Meeresbrise, vielleicht Seetang, was ein bisschen komisch war, da Manchester ja im Landesinneren liegt. An das Konzert kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern, aber der Electric Circus hat sich unauslöschlich in meine Erinnerung und mein Geruchsgedächtnis eingebrannt.
Es gab nur wenige Gigs auf der Dirty Deeds -Tour, die wirklich erinnerungswürdig waren, obwohl einer tatsächlich ein gewisses geschichtsträchtiges Flair hatte. The Who hatten ihr herausragendes Live-Album Live At Leeds 1970 in der Universität von Leeds aufgenommen. Die Platte gehörte zu den Standardwerken, die man als Möchtegern-Rocker meiner Generation gehört haben musste, und ich würde vermuten, auch noch in der Generation danach. Dass wir nun mit AC/DC in derselben Halle spielten, fand ich als echter Who-Fan wahnsinnig aufregend. Live At Leeds war ein Riesending, und ich hatte 10.000 Meilen entfernt in Australien auch immer angenommen, die Leeds University wäre ein Riesending. Ich meine, hey, dort waren The Who aufgetreten! Tja, und nun standen AC/DC auf dieser Bühne, und wir stellten fest, dass die Halle vielleicht 1.000 Zuschauer fasste, wenn es hoch kam. War es überhaupt dieselbe Halle? Jedenfalls hielt es uns wieder einmal vor Augen, dass wir gar nicht in einer so viel anderen Liga spielten als die großen Jungs, und zwar in erster Linie, weil die großen Jungs gar nicht so groß oder so weit vorn waren, wie wir immer geglaubt hatten.
Während meiner ganzen Karriere habe ich niemanden kennen gelernt, der die Musik so ernst nahm wie Angus, und von daher war es eine ziemliche Überraschung, dass – Achtung, Trommelwirbel – ausgerechnet er daran schuld war, dass wirklich beinahe einmal ein AC/DC-Konzert abgesagt werden musste, weil er zu viel gefeiert hatte. Am 10. März 1977, kurz vor dem Ende der Dirty Deeds -Tournee, stand ein Auftritt in der St. Andrews Hall in Norwich an, drei Stunden nordöstlich von London. Das Konzert dort wurde von ein paar typischen East-End-Boys aus Walthamstow organisiert, die auch die Bands für das Cambridge Corn Exchange buchten. Ich erinnere mich nicht mehr, wie sie hießen, was vermutlich damit zu tun hatte, dass sie gewöhnlich äußerst gastfreundlich waren, vor allem, was Getränke betraf.
Um genug Zeit für die Fahrt, den Soundcheck und die üblichen Vorbereitungen vor dem Konzert zu haben, hatten wir gleich nach dem Mittagessen in London aufbrechen wollen. Aber unsere Abfahrt verzögerte sich weiter und weiter und weiter, weil Angus Young einen Kater hatte – ein Ereignis, das etwa so selten eintrat wie die Sichtung des Halleyschen Kometen. Es war außerdem ein echtes Spektakel. Ich kann mich ums Verrecken nicht mehr erinnern, was an jenem Tag in Angus gefahren war, dass er sich so die Kante gab, aber die wenigen Male, die ich ihn betrunken erlebt hatte, hatte sich das stets ganz spontan ergeben. Plötzlich, zack, hatte er sich einen nach dem anderen eingeschenkt. Ich habe den Verdacht, dass dieses Mal eine hübsche, junge Lady im Spiel gewesen war. Angus vertrug verdammt wenig Alkohol, und dem sich anschließenden Kater war er noch weniger gewachsen. Außerdem war er ohnehin kein Frühaufsteher, und mit einem ausgewachsenen Megakater wollte Angus nirgendwo hin.
„Scheiß auf den Gig“, stöhnte er und zog sich wieder die Decke über den Kopf.
Malcolm versuchte ihm gut zuzureden,
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