Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
westlich vom Zentrum am Hafen liegt. Das Geschäft mit klassischen E-Gitarren lief gut, und Kristin entwickelte sich bestens, woran ihre Mutter den größten Anteil hatte. Kristin war jedes zweite Wochenende bei uns in Balmain, und wir hatten eine herrliche Zeit. Unser Haus lag an einer Anhöhe und war über 100 Jahre alt; es erstreckte sich über drei Stockwerke und hatte eine höhlenartige, aber sehr gemütliche Bar im Keller. Kristin liebte diese Bar. Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, dann fand ich sie auch sehr großartig. Man stieg von draußen über eine Wendeltreppe hinunter, die über die Jahre einige Opfer forderte. Pat Cash war einmal so betrunken, dass er die Treppe sogar hinauffiel.
Ein Nebeneffekt der Arbeit mit klassischen E-Gitarren war, dass ich unglaublich gute Gitarristen traf und spielen hörte, und dass ich viele faszinierende, besessene Gitarren-Fans kennen lernte. Als Ian Jeffrey mit Metallica nach Sydney kam, brachte er Kirk Hammett und Jason Newstead mit ins Geschäft. Wir verhandelten über ein paar schöne, alte Gitarren, und Jason brachte mich schließlich soweit, dass ich ihm meinen Telecaster-Bass von 1968 mit der Paisley-Lackierung überließ. Den Bass hatten die Doors bei der Aufnahme von „LA Woman“ und vielen Tracks von Morrison Hotel benutzt, und ich weiß nicht, wieso ich mich damals dazu überreden ließ, ihn wegzugeben. (Jason, ich will das Ding zurück!)
Bille, Kristin und ich sahen uns Metallica live im Sydney Entertainment Centre an. Kristin bekam ihre eigene Garderobe hinter der Bühne und wurde (natürlich!) wie eine Prinzessin behandelt — wobei sie vermutlich der einzige Mensch ist, der jemals bei einem Metallica-Gig eingeschlafen ist. Dabei war sie sehr verliebt in Lars, den Schlagzeuger. Ich widerstand der Versuchung, Lars davon zu erzählen und sie heftig zu blamieren, aber es fiel mir schwer – schließlich hat man als Vater ja eigentlich das Recht, seiner Teenager-Tochter peinliche Momente zu bescheren, wann immer man das möchte. Lars hatte einiges mit Pat Cash gemeinsam: Er war in seiner Jugend ein sehr erfolgreicher Tennisspieler gewesen, bevor die Musik sein Leben bestimmte.
Über das Geschäft lernte ich auch Richie Sambora von Bon Jovi kennen. Er war nicht nur ein Wahnsinnsgitarrist, sondern ein echter Gentleman. Als er zum ersten Mal bei uns hereinschaute, stöpselte er eine wunderschöne Fender Stratocaster aus den frühen Sechzigern in einen hübschen, kleinen Fender Champ von 1950. Das ist ein winziger, piepsiger Verstärker, den man aber durchaus zum Brüllen bringen kann, und genau das probierte Richie aus. Er ließ die Gitarre aufheulen und spielte ein paar unglaubliche Sachen, und wir alle waren so hingerissen, dass niemandem auffiel, dass der kleine Verstärker nicht besonders glücklich mit dieser Behandlung war und Rauch aus der Rückseite des Geräts drang. Richie hatte unseren schönsten Vorführverstärker gekillt! The Champ hatte uns geholfen, viele schöne, alte Gitarren in ein neues Zuhause zu vermitteln, aber jetzt war er tot und gab seine letzten Rauchzeichen. Richie war entsetzt und entschuldigte sich wieder und wieder für das Missgeschick. Er bestand darauf, den Verstärker zu bezahlen. Das lehnten wir natürlich ab, aber verdammt, ich habe den Champ wirklich geliebt, und ich vermisse ihn noch immer.
Direkt neben uns hatte Piers Crocker, ein Genie bei der Reparatur von Gitarren, sein Geschäft, und er berichtete uns eines Morgens, George Harrison sei auf dem Weg zu uns. Ein Beatle! Worüber redet man mit einem von den Beatles? Und dann noch mit George Harrison, der ja in dem Ruf stand, ein wenig schwierig zu sein. Ich geriet zwar nicht in Panik – obwohl, doch, vielleicht ein bisschen, aber Steve, der ein echter Beatles-Fan war, sah aus, als ob er jeden Augenblick explodieren wollte.
Georges Auto hielt vor dem Haus. Er kam an unsere Tür, die gewöhnlich abgeschlossen war, und ich öffnete ihm.
„Hallo, George, schön, dass du vorbeigekommen bist, komm doch rein. Dein Fahrer vielleicht auch?“
George antwortete kurz angebunden: „Der hat nichts anderes getan, als mich nach den Beatles zu löchern, seit ich bei ihm eingestiegen bin. Von mir aus kann der da draußen verhungern.“
Damit war das Eis gebrochen.
George fühlte sich bei uns wie zu Hause. Er kochte sich sogar selbst eine Tasse Tee, bevor er sich umsah, und dann probierte er ein paar Gitarren aus. Es war ein sensationell komisches Gefühl, mit ihm zusammen zu
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