Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
aus irgendeinem Grund der festen Überzeugung, dass Akustik-Blues gut zu chinesischem Essen passte. Als sie Mick nirgendwo aufstöbern konnte (was wenig überraschend war), und Dave auch nicht, rief sie mich an, weil sie sich allmählich Sorgen machte — es waren nur noch vier Stunden bis zur Eröffnung.
Das war der erste Auftritt des Duos Dave Tice & Mark Evans, im Amazing Wok von Woolloomooloo. Die Idee eines chinesischen Restaurants mit Blues-Musik entpuppte sich zwar nicht wirklich als Renner, aber unser Duo entwickelte sich prächtig. Ich war gelegentlich einmal bei der Dave Tice Band eingesprungen, wenn Dave gerade keinen Bassisten hatte, aber das Duo mit ihm brachte mir richtig den Spaß an den Live-Auftritten zurück. Es dauerte nicht lange, und das Bridge Hotel in Rozelle, das Richard Keough, einem guten Freund, gehörte, und die Iguana Bar in Kings Cross boten uns regelmäßig Auftritte an.
Erst da wurde mir bewusst, wie sehr es mir gefehlt hatte, live zu spielen. Dazu kam noch, dass es mit Dave zusammen enorm viel Spaß machte, weil er eine großartige Stimme hat. Unser Akustik-Blues entwickelte sich von Gig zu Gig weiter. Die Arbeit als Duo hat deutliche Vorteile: Es gibt nur zwei Meinungen. Wenn man verschiedener Ansicht ist, dann kann man seine Meinung gleich äußern, ohne erst mit anderen Bandmitgliedern Rücksprache halten zu müssen. Eine sehr unmittelbare Herangehensweise. Außerdem waren unsere Familien inzwischen eng miteinander verbunden. Daves Frau Lesley war Billes beste Freundin, und seine Tochter Savannah und meine Virginia spielten viel zusammen, sodass schon darüber gewitzelt wurde, wer denn eigentlich die echten „Tice & Evans“ waren.
Hinter den Kulissen hatte sich ebenfalls einiges verändert. Wir hatten uns ein neues Haus in Lilyfield gekauft (nun ja, für uns war es neu, aber eigentlich war es über 120 Jahre alt). Ich spielte wieder viel, zumeist allerdings eine Gibson J 200 Akustikgitarre und keinen Fender Precision Bass. Ginnie wurde größer und lachte den ganzen Tag, Kristin war an die Goldküste gezogen, und ich hatte eine neue Geschäftsadresse für den Handel mit Traditionsgitarren bei Carlo Bova und seinem Team von Downtown Music. Das Leben war rosa. Was konnte da schief gehen?
Kristin wohnte wieder bei ihrer Mutter im Norden, um die Sonne und den entspannten Lebensstil an der Goldküste zu genießen, und eines Tages, kurz vor ihrem 18. Geburtstag, klagte sie, es ginge ihr nicht gut. Der Hausarzt diagnostizierte bei ihr Drüsenfieber, was für ein Teenagermädchen sicher nicht lustig ist, aber auch nicht dramatisch; schließlich waren wir sicher, dass es ihr nach etwas Ruhe bald besser gehen würde. Theoretisch. Wir telefonierten in der folgenden Woche öfters, und es war klar, dass es ihr überhaupt nicht besser ging; sie sagte, sie fühlte sich beschissen. Kobe pflegte sie mit aller mütterlichen Hingabe, aber auch mit zunehmender Sorge.
Als Kristin das nächste Mal ihren Hausarzt aufsuchte, war der ebenfalls beunruhigt über ihren sich verschlechternden Zustand und wies sie ins Pindari Hospital ein. Der dortige Spezialist für Infektionskrankheiten, John Gerrard, hatte vor 15 Jahren, als er noch am Royal Prince Albert Hospital in Sydney angestellt war, einmal bei der Behandlung eines Patienten mit Lemierre-Syndrom assistiert, und er kam nach Gesprächen mit Kobe und einer gründlichen Untersuchung zu dem Schluss, dass es sich tatsächlich um diese Krankheit handelte. Offenbar meinte es jemand da oben gut mit unserer Kristin, denn die Früherkennung war entscheidend.
Sie wurde auf die Intensivstation des Gold Coast Hospitals verlegt. Der dortige Chefarzt, Hugh Thomas, hatte noch nie zuvor selbst jemanden mit Lemierre-Syndrom behandelt, aber einen solchen Fall einmal als Assistenzarzt in Südafrika miterlebt. Wunder hören niemals auf – wären die Ärzte weiter von Drüsenfieber ausgegangen, hätte das tödliche Folgen haben können.
Kristin verbrachte ihren 18. Geburtstag im künstlichen Koma. Das Lemierre-Syndrom verursachte ein septisches Blutgerinnsel und führte dadurch zu einer Lungenentzündung – was jedoch tatsächlich die weniger gefährliche von zwei schrecklichen Möglichkeiten darstellte. Es war Glück, dass das Gerinnsel, das sich in Kristins Drosselvene gebildet hatte, zur Lunge gewandert war. Hätte es das Gehirn erreicht, hätte das zu einem schlimmen Hirnschlag führen können. Es war so unwirklich: Es war Kristins 18. Geburtstag, und sie
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