Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
abrockten. Das sollte Sommer sein? Ach du Scheiße. Mir wurde so kalt, dass ich mir am Merchandise-Stand ein Sweatshirt von Mötley Crüe kaufte – das waren die einzigen, die noch übrig waren.
Metallica standen geradezu in Flammen. Sie sind vom Stil her eigentlich etwas zu heavy für mich, aber die Intensität dieser Jungs haute mich um. Davon abgesehen spielten sie auch hervorragend, und auf mich machten sie den Eindruck, als seien sie auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft. Vor AC/DC auf die Bühne zu müssen, war natürlich eine undankbare Aufgabe, aber Metallica wehrten sich hervorragend. Sie gaben alles, und die Zuschauer wussten das zu würdigen.
Wie ich da noch neben Pat seitlich an der Bühne stand, stellte er mir einen der urigsten Typen im ganzen Musikgeschäft vor, Alan Rogan. Alan ist der Gitarrentechniker schlechthin und hat schon für George Harrison, Pete Townshend, Keith Richards, Eric Clapton und John Fogerty gearbeitet. Er ist eine Legende und eine echte Autorität, wenn es um alte Bässe und Gitarren geht, ein kleiner, untersetzter, grauhaariger Mann, der mit einem so breitem englischem Akzent sprach, dass es beinahe schon komisch wirkte.
„Aaah, Mark Evans, wenn ich mich nicht irre? Ich habe schon viel von dir gehört. Ich arbeite für Angus, den kleinen Wichser.“
Alan erwies sich als äußerst nützlicher Kontakt. Er bekam es fertig, einen Stapel Gold- und Platinplatten aus dem AC/DC-„Tresor“, wie er das nannte, herauszueisen und nach Australien zu transportieren. Ich spendete die Platten an Wohltätigkeitsorganisationen, die sie für einen guten Zweck versteigerten.
AC/DC waren die Headliner beim Monsters Of Rock. Ich freute mich darauf, sie zu sehen, aber ich rechnete nicht ernsthaft damit, dass es zu einem richtigen Wiedersehen kommen würde. Phil war inzwischen entlassen worden, und unsere letzte Begegnung im Sydney Showground lag zehn Jahre zurück. Seitdem hatten die Anwälte alle Angelegenheiten geregelt, die uns betrafen. (Es wäre immer noch schön, wenn wir uns einfach mal die Hand geben würden, nachdem nun die ganzen juristischen Probleme der Vergangenheit angehören, aber ich habe wenig Hoffnung, dass es noch einmal dazu kommt.)
AC/DC eröffneten die Show mit „Thunderstruck“, und die Zuschauer rasteten völlig aus. Der Gig war großartig, jedenfalls das, was ich davon sah – nach einer Weile war ich völlig durchgefroren und verkrümelte mich hinter die Bühne, um mich bei Metallica und ihrer Crew ein bisschen aufzutauen. AC/DC waren überwältigend und enorm laut. Freiluftkonzerte sind vom Sound her meist nicht besonders gut, aber das traf auf Donington nicht zu; es klang wahnsinnig kraftvoll. Aber ich vermisste Phil am Schlagzeug; es war, als hörte man die Stones ohne Charlie Watts. Drummer haben ihren eigenen Stil, ihr eigenes Feeling – Phil ganz besonders. Wenn ich an AC/DC denke, dann höre ich in meinem Kopf Bon und Phil. Aber an jenem Abend zählte natürlich, dass das Publikum in Donington raste und die Band ebenfalls völlig aus sich herausging.
Allmählich rückten die Konzerte für mich in den Hintergrund, und meine Begeisterung für alte E-Gitarren und Bässe wurde immer wichtiger. Nach meiner Zeit bei den Headhunters tat ich mich mit Steve Jackson zusammen, der ebenfalls auf alte Gitarren stand und in Sydney ein Geschäft namens Jacksons Rare Guitars betrieb. Davon abgesehen ist er ein Fan der australischen Automarke Holden, und er hat eine ganze Scheune voller verschiedener Modelle. Gitarren und Bässe, das kann ich ja verstehen – aber Autos? Ich habe niemals selbst ein Auto gefahren, jedenfalls nicht bewusst, obwohl Robin Riley behauptet, dass ich unsere Band einmal von einem Konzert zurück zu unserem Hotel in Queensland kutschiert habe, aber ich war zu betrunken, um mich daran zu erinnern.
Je mehr ich über alte Gitarren und das dazugehörige Geschäft erfuhr, desto mehr interessierte es mich. In Steves Laden wurden unglaubliche Instrumente gehandelt, die aufgrund ihres Alters und ihrer Geschichte beinahe über Nacht an Wert gewannen: Gitarren von Fender, Gibson, Gretsch und Rickenbacker aus den Fünfzigern und Sechzigern begannen mich zu faszinieren, ebenso wie die großartigen Akustikgitarren von C.F. Martin & Co. Es dauerte nicht lange, und ich arbeitete bei Steve mit.
Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, meinen Platz gefunden zu haben. Bille und ich kauften uns ein Haus in Balmain, einem Vorort von Sydney, der
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