Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
Hall von Melbourne ergänzen sollten. Zudem war noch ein zweiter Clip zu „Jailbreak“ vorgesehen – und all das lange, bevor MTV erfunden wurde.
Es wurde vereinbart, dass wir die Clips an einem Freitag in Sydney drehen wollten, während unseres Engagements im Largs Pier Hotel. Das Problem war dabei, dass zwischen Adelaide und Sydney knapp 1.500 Kilometer liegen. Wir spielten an jedem der vier Abende zwei Sets und machten immer erst sehr spät Schluss. Deshalb hieß es schließlich, wir sollten Freitagmorgen sehr früh in Adelaide aufbrechen, nach Sydney fliegen, dort zwei Videos drehen und rechtzeitig zurück sein, um gegen acht Uhr wieder auf der Bühne zu stehen. Kein Problem. Theoretisch.
Unser morgendlicher Flug ging über Melbourne. Auch das war eigentlich kein Problem: Eine halbe Stunde Aufenthalt und dann war wieder Abflug. Aber über Melbourne lag Nebel, und wir wurden nach Tasmanien umgeleitet, das noch einmal 600 Kilometer weiter südlich lag. Dann flogen wir wieder nach Melbourne, gammelten da ein bisschen rum, flogen die restlichen 900 Kilometer nach Sydney und erreichten das Studio um kurz vor zwei. Die Kameras liefen an, wir drehten die Clips, rasten zurück zum Flughafen, erwischten dort tatsächlich den Direktflug nach Adelaide, und um acht Uhr abends ging im Largs Pier Hotel der Vorhang hoch. Geschafft. Locker.
Yep, ein ganz normaler Tag auf Schicht. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wegen des ganzen Stresses viel gemeckert wurde – wir zogen unser Ding einfach durch. Wir hatten 4.300 Kilometer Flug hinter uns, ein paar Drinks in vier verschiedenen Bundesstaaten genommen, zwei Musikvideos gedreht und dann zwei Sets High-Voltage-Rock in derselben Stadt absolviert, die wir morgens um sechs verlassen hatten. Das war schon ein ziemlich weiter Weg.
Unser großer blauer Bus verreckte uns schließlich in Canberra, oder tat zumindest so. Wir ließen ihn – sicherlich zu Michael Brownings großem Ärger – am Flughafen zurück und sprangen ins nächste Flugzeug. Was mit unserem ganzen Kram passierte, weiß ich nicht mehr. Ralph musste natürlich vor Ort bleiben, um sich darum zu kümmern; wie immer war er großartig darin, das Chaos zu beseitigen, das die Band hinter sich zurückließ. Eine ziemlich umfassende und oft auch undankbare Aufgabe. Manchmal denke ich, dass sich für Ralph die Geschichte sicherlich ziemlich oft wiederholte. Er hatte Bon schon bei Fraternity begleitet und war mit ihnen durch England gereist – in einem umgebauten, blauen Greyhound-Bus. Seine Arbeit mit AC/DC muss ihm wie ein immer wiederkehrender Albtraum vorgekommen sein. Der gute, alte Uncle Gus hat übrigens überlebt – vor kurzem ist er auf Ebay aufgetaucht. Irgendjemand hatte ihn wohl am Flughafen Canberra geborgen und wieder zusammengeflickt; inzwischen hat er bei Neil Smith, dem allerersten AC/DC-Bassisten, ein Zuhause gefunden.
Auch wenn ich unseren Bandbus natürlich sehr zu schätzen wusste, sah ich mich gelegentlich doch nach anderen Reisemöglichkeiten um. Einmal fuhr ich von Sorrento, das ein paar Stunden südlich von Melbourne liegt, mit einem Charger zurück nach Hause. Der Charger war die australische Version des Mustangs, vielleicht ein bisschen größer. Ich hatte es mir mit einem besonders engagierten weiblichen Fan auf dem Rücksitz bequem gemacht, dessen Schwester vorn am Steuer saß und uns mit großer Geschwindigkeit über die Straßen lenkte. Sie hatte den Rückspiegel so eingestellt, dass sie sehen konnte, was im Fond vor sich ging, und kommentierte die Geschehnisse wie ein Sportmoderator. Sehr unterhaltsam. Wahrscheinlich machte ich meine Sache ganz gut, denn irgendwann hielt sie am Straßenrand und bestand darauf, mit ihrer Schwester zu tauschen. Und warum hätte ich mich dagegen sperren sollen?
I m Juli 1975sah ich bei Albert Productions in Sydney zum ersten Mal ein Plattenstudio von innen. Das Unternehmen war 1964 gegründet worden, als Ted Albert beschlossen hatte, sich selbst um die Aufnahmen der Künstler zu kümmern, die bei seinem äußerst erfolgreichen Musikverlag J. Alberts & Sons unter Vertrag standen. J. Albert & Sons waren in Australien vor allem für ihre Boomerang-Songbooks und die Boomerang-Brand-Mundharmonikas berühmt. Aber auch darüber hinaus spielte die Familie Albert in der Geschäftswelt und in der feinen Gesellschaft von Sydney eine große Rolle – 1954 hatten sogar Königin Elisabeth II. und Prinz Philip i m Rahmen ihres Australien-Besuchs bei Alexis Albert
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