Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
großartiges Sofa, ich hätte es wirklich kaufen sollen! Damals im Alberts entwickelte ich die Fähigkeit, überall einzuschlafen, und das ist sehr nützlich, wenn man – wie ich in den kommenden Jahren – einen großen Teil seines Lebens auf Reisen verbringt.
Links vom Kontrollraum gab es ein paar kleine, miteinander verbundene Räume, in denen wir während der Aufnahmen von TNT unser Equipment aufbauten. Die Verstärker standen allesamt im ersten Zimmer, und die Lautsprecher waren zur Wand gedreht, mit Mikrofonen verkabelt und einsatzbereit. Das Schlagzeug befand sich im winzigen Nebenraum, sodass wir Phil durch die Tür sehen konnten – oder vielmehr durch das Loch, wo sich die Tür befunden hatte, bevor wir sie ausgehängt hatten.
Der Aufnahmeprozess war vergleichsweise simpel. Die Songs wurden im Grunde allesamt im Studio geschrieben. Bei unserem engen Terminplan blieb nicht viel Zeit, um Demos aufzunehmen oder an ihnen herumzufeilen. Ehrlich gesagt, ich hatte damals keine Ahnung, was ein Demo war; bei AC/DC gaben wir uns mit so etwas gar nicht erst ab. Wenn Malcolm und Angus mal einen Augenblick Zeit hatten, kloppten sie ein paar Ideen und Riffs zusammen, dann setzten sie sich mit George an den Flügel im großen Aufnahmeraum und arbeiteten eine passende Melodie heraus. Aus einigen wurde etwas, aus anderen nicht.
Für „TNT“ gab es ein Gitarrenriff, noch bevor wir ins Studio gingen – Mal zeigte es mir backstage bei einem Gig in Melbourne. Aber eins kann ich euch sagen, es veränderte sich radikal, als George sich darüber hermachte. Es war das klassische Beispiel für Georges größte Fähigkeit: Dinge auf den Punkt zu bringen. Er nahm eine allgemein schon als genial eingestufte Idee, baute sie völlig auseinander und setzte sie dann wieder neu zusammen, oft begleitet von Malcolm und Angus, die dann links und rechts von ihm am Flügel saßen. Das Riff von „TNT“ wurde soweit heruntergeköchelt, dass es richtig zündete, und dann wurde alles andere drum herum gebastelt: Intro, Strophen, Refrain, vielleicht noch eine kleine Instrumentalpassage und so weiter. Es dauerte nicht lange, und ich entwickelte selbst Songwriter-Ambitionen. Gelegentlich zeigte ich Mal ein paar Sachen, die er dann zwar nicht niedermachte, aber auch nicht berücksichtigte; meine Riffs und Ideen waren qualitativ einfach noch nicht so herausragend, dass sie für die Band getaugt hätten.
Georges Einfluss auf die Band war enorm groß – er gab im Studio den Ton an, ohne überheblich zu sein. Er wusste einfach, wie er das Beste aus der Band herausholen konnte, und zwar in der Regel schon bei den ersten Takes, die wir von einem Song einspielten. Wenn das Feuer langsam herunterbrannte, dann war es an der Zeit, einen Testlauf mit einem neuen Titel zu machen. Das war das Wichtigste mit AC/DC im Studio – die Power einer Live-Performance einzufangen. Wen kümmerte es, wenn die Gitarren nicht immer hundertprozentig tonrein waren? Wenn man sich mal „Hell Ain’t A Bad Place To Be“ von Let There Be Rock anhört, dann verströmt es genau das großmäulige Selbstbewusstsein, für das AC/DC bekannt waren, aber wenn man Wert auf perfekt gestimmte Gitarren legt, dann tut das richtig weh! Für mich ist es ein echter AC/DC-Klassiker, aber es gibt sicher Produzenten, bei denen das nicht durchgegangen wäre, und die versucht hätten, den Sound glattzubügeln. George tickte da völlig anders.
Er hatte außerdem ein Händchen dafür, die Ideen von Mal und Angus zu nehmen und sie durch die Songwriter- und Produzentenmaschinerie laufen zu lassen. Zeitlich standen wir stets so unter Druck, dass wir so effizient wie möglich arbeiten mussten. Irgendwann einmal fragte Mal nach einem Song, an dem George gerade herumschraubte, und äußerte die Befürchtung, dass er den bereits aufgenommenen Titeln möglicherweise zu sehr glich. Georges Entgegnung hat sich mir auf ewig eingebrannt:
„Aber so ist die Band doch nun mal“, sagte er, „das ist euer Ding. Bleibt dabei.“
Es war ein unbezahlbarer Rat.
Wenn die drei einen Song am Klavier zusammengekloppt hatten, war die Band an der Reihe, sich den Titel möglichst schnell anzueignen. Am Anfang blieb ich dabei nur Zuschauer, weil George häufig den Bass übernahm. Das war für mich kein Problem – so war auch das erste Album eingespielt worden, und meiner Ansicht nach hatte es mit Mal und Angus als Gitarristen und George als Bassist wunderbar funktioniert. Darüber wurde auch nicht diskutiert, es
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