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Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Titel: Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Evans
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draußen allmählich ruhiger. Die Leute wurden nach Hause geschickt, dann schlossen sich die Türen, aber uns gab man den guten Tipp, noch eine Weile zu warten, bis die Luft rein sei. Wir gönnten uns auf den Schreck ein paar Bier und hatten das Gefühl, noch einmal sehr, sehr viel Glück gehabt zu haben. Es hätte böse ins Auge gehen können.
    Als wir das Hotel etwa eine Stunde später verließen, standen draußen immer noch drei Krankenwagen, und ein ziemlich großes Polizeiaufgebot räumte mit randalierenden Nachtschwärmern auf. Ich war zwar verdammt gern Teil einer lauten, großmäuligen Rockband, aber auf eine Salve Biergläser hatte ich trotzdem keine Lust. Es war das einzige Mal, dass ich das Gefühl hatte, in eine Situation zu geraten, der die Band nicht gewachsen war.
    Im August 1975 brach noch einmal die Hölle los, dieses Mal im Matthew Flinders Hotel, einem Saal im Osten von Melbourne. Es war eine Halle von der Größe einer Scheune, die gut 1.200 Zuschauer fasste, und sie war voll. Wir kamen um zehn Uhr abends auf die Bühne und spielten zwei Sets, sodass wir kurz vor Mitternacht, als der Laden offiziell zumachte, fertig waren. Es lief eigentlich alles ganz normal, bis Angus bei „Baby Please Don’t Go“, das wie immer den letzten Song darstellte, in die Menge sprang. Er drehte sich dann wie ein Brummkreisel auf dem Hallenboden, trat mit den Beinen um sich und wirbelte herum, während er natürlich immer weiter spielte und die Band auf der Bühne für Rhythmus und Begleitung sorgte. Pat Pickett, der bei uns inzwischen auch als Roadie fungierte, schoss immer wieder ein paar Meter Gitarrenkabel nach, und anhand des Kabels konnten wir auch immer erahnen, wo Angus sich befand. Außerdem bildete sich meistens ein Kreis interessierter Zuschauer um ihn, während er sein Solo raushaute.
    Keine Ahnung, weshalb es an diesem Abend schief ging. Aber während Angus seine Nummer abzog, entdeckte ich ungefähr fünf Meter vor der Bühne einen Klüngel, von dem enorme Unruhe ausging. Und dann sprang Phil plötzlich über sein Schlagzeug und tauchte in die Menge. Nun war Phil zwar normalerweise kein aggressiver Typ, aber soweit ich sehen konnte, zeigte er keinerlei Angst. Phil war im Norden von Melbourne, in Rosanna, aufgewachsen, und nach den Kumpels zu urteilen, die er zu den frühen Gigs mitbrachte, war das nicht gerade die harmloseste Gegend. Einer von ihnen wurde „Indianer“ genannt; er hatte recht dunkle Haut, war ziemlich still und trug stets eine Pistole hinten im hohen Bund seiner Jeans. Das war jemand, mit dem man sich besser nicht anlegte.
    Jedenfalls hatte Phil gesehen, dass ein paar Typen unseren Schuljungen-Gitarristen richtig übel aufmischten. Ich ließ meinen Bass fallen und sprang Phil hinterdrein. Mal stand noch immer auf der Bühne, und Bon war schon in der Garderobe. Zum ersten und wahrscheinlich auch einzigen Mal war AC/DC eine One-Man-Band. Als Phil sich an Angus herangearbeitet hatte, versetzte er einem der Angreifer einen heftigen Haken, und der Aufschlag war so laut, dass er Mals Gitarrenspiel übertönte. Pat war wie immer ebenfalls zur Stelle, um „Little Albie“, wie Angus genannt wurde, zu schützen, und verteilte seinerseits auch ordentliche Hiebe. Ich unterstützte beide nach Kräften, aber sie hatten die Sache schon gut im Griff. Angus hatte zwar ein paar Schrammen abbekommen, aber ihm war nichts Ernstes zugestoßen.
    Die Lage beruhigte sich gerade wieder – Malcolm spielte immer noch –, da sah ich, wie jemand ausholte und auf Phil losstürzte. Zwar konnte ich ihn gerade noch erwischen, aber einer der Rausschmeißer, ein riesiger Kerl mit Bart, erkannte mich nicht als ein Bandmitglied und schlug mich mit der geballten Faust nieder. Ich setzte mich auf den Hintern und rutschte rückwärts. Wäre es jemand anderem passiert, hätte ich diesen Anblick sicher richtig witzig gefunden. Aber so spürte ich vor allem den äußerst schmerzhaften Schwinger, der direkt meine Nase getroffen hatte. Ich schmeckte sofort Blut, und das begleitende Geräusch verhieß ebenfalls nichts Gutes – es war ein fieses Knacken, nicht kurz und hart, sondern, wie bei der Größe der Faust nicht anders zu vermuten, ein eher dumpfer Aufschlag.
    Schließlich krochen wir wieder auf die Bühne und spielten „Baby Please Don’t Go“ zu Ende. Ich gab dabei eine ziemlich armselige Kopie des Kiss-Bassisten Gene Simmons ab, so wie mir das Blut übers Kinn lief, aber letztlich hatte ich schon Schlimmeres

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