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Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Titel: Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Evans
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umsah, musste man allerdings einräumen, dass „renitent“ durchaus ein passender Ausdruck war, was einen Großteil der versammelten Zuschauer betraf. Wenn dann noch laute Rockmusik und jede Menge Bier ins Spiel kamen, konnte das gelegentlich schon ganz schön lustig werden.
    Schließlich ging diese brisante Mischung eines Abends im Mai 1975 tatsächlich hoch. Wir spielten im Manhattan Hotel in Ringwood, einem dieser typischen Veranstaltungszentren, wie es sie in den Vorstädten so häufig gab – eine Motel-Anlage mit Festsaal für große Feiern und einer Halle für Live-Unterhaltung und viel Platz für Schlägereien. Im Manhattan verfügte diese Halle zusätzlich über einen Balkon, der normalerweise geschlossen blieb, aber für unseren Auftritt geöffnet wurde, weil so viele Leute zu unserem Gig strömten. Der Laden war voll, laut und verräuchert – und die Eingeborenen waren an diesem Abend besonders „renitent“.
    Das Chaos brach schon aus, bevor wir auf die Bühne kamen. Wir saßen noch in der Garderobe, während unsere Vorgruppe spielte, und wir hörten, wie draußen Tische und Stühle krachend umstürzten und Gläser zerbrachen. Als Ralph der Roadie uns Bericht erstattete, wie es draußen aussah, wurde uns ein wenig mulmig.
    „Ihr müsst bekloppt sein, wenn ihr da wirklich rausgeht“, erklärte er grinsend und warf einen bezeichnenden Blick in die Richtung, aus der wir den Lärm vernahmen.
    Super, Ralph. Vielen Dank auch.
    Aber dann war es wirklich an der Zeit, auf die Bühne zu gehen, und als wir uns blicken ließen, ging ein mächtiger Aufschrei durch die Halle. Zwar kam ich mir ein bisschen vor wie einer der Christen zur Römerzeit beim Betreten der Arena im Colosseum, aber trotzdem dachte ich zunächst noch: „Ach, ist doch gar nicht so schlimm, das schaffen wir schon.“ Aber je mehr Rangeleien ausbrachen, desto heftiger reagierten die Türsteher, und es dauerte nicht lange, da wurde jede ihrer Aktionen mit einem Schauer von Glassplittern beantwortet. Es wurde ein bisschen „tropisch“, wie man das in Melbourne nennt, wenn die Kacke so richtig am Dampfen ist. Die Lage verschärfte sich, als die ersten Gläser vom Balkon hinunterregneten, denn jetzt gab es neben den harten Schlägen auch noch jede Menge Schnittwunden.
    Die Welle der Gewalt schwoll an und ebbte wieder ab – nach einem hässlichen Höhepunkt wurde es für fünf oder zehn Minuten wieder ruhiger, dann ging es wieder los. Angus tat uns keinen Gefallen, indem er auf die Verstärker kletterte und damit ein unwiderstehliches Ziel für die Gläserwerfer bot. Die erste Salve ging komplett daneben, aber bevor er wieder hinunterklettern konnte, zerschellte ein Bierkrug am Gitarrenhals direkt neben seiner Hand. Er hatte Glück, dass er nicht mehr abbekam. So blutete es zwar ein wenig, aber es war nicht allzu schlimm. Vor allem aber jagte ihm der Treffer eine Scheißangst ein, und ich konnte Angus das nicht verdenken: Ich war froh, dass ich nicht selbst drei Meter über dem Boden in die Schusslinie geraten war.
    Angus reagierte äußerlich recht gelassen, aber er war ziemlich sauer über die Geschichte. Er mochte ja recht klein gewachsen sein, aber er hatte ziemlich viel Temperament, und wenn er so richtig in Fahrt kam, krachte es in der Regel mächtig. Hätte ihm die Natur mehr Körperkraft und Größe mitgegeben, dann hätte er mit Sicherheit ziemlich viel Schaden angerichtet. Jedenfalls reichte es uns nach der Nummer mit den Gläsern; zwar hatten wir noch nie zuvor einen Gig mittendrin abgebrochen, aber wir hatten auch nicht die Absicht, bewegte Ziele für gläserwerfende Vollidioten zu sein. Also machten wir uns vom Acker und riegelten uns in der vermeintlich sicheren Garderobe ein, während die Tür von drei besonders großen und massigen Rausschmeißern bewacht wurde. Bei dem Gedanken, dass diese Tür der einzige Weg war, auf dem man rein oder raus gelangte, wurde mir ein wenig anders.
    Wir hörten schon bald, dass es draußen noch ein bisschen „tropischer“ wurde, und schließlich drängte sich Ralph wieder in unsere Garderobe. Er war weiß wie die Wand.
    „Was ist denn los?“, fragte jemand. Ralph berichtete, er habe gerade gesehen, wie ein Kerl oben auf dem Balkon über die Brüstung gekippt worden war und eine saubere Dreipunktlandung auf den unten stehenden Konzertbesuchern hingelegt hatte. Es dauerte nicht lange, dann drang das Sirenengeheul der Krankenwagen und Polizeifahrzeuge durch den Lärm. Glücklicherweise wurde es

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