Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
überstanden, das war keine große Sache. Nicht so schlimm wie der heftige Schlag, den ich gehört hatte, als Phil einen von Angus’ Angreifern erwischt hatte. Allerdings war es nicht die Nase des Gegners gewesen, die dabei zu Bruch gegangen war; es hatte vielmehr Phils Daumen erwischt.
Nach einem ungeplanten Trip zum Alfred Hospital, um Phils Daumen verarzten zu lassen, standen uns am nächsten Tag, einem Freitag, noch einmal zwei Gigs bevor, zuerst in einem Einkaufszentrum und später noch in einem Pub. Phil mogelte sich durch den ersten der beiden, indem er größtenteils einhändig spielte, aber das Pub-Konzert mussten wir absagen. In der Woche darauf sollten wir nach West-Australien reisen, aber es war klar, dass Phil mit seiner geschwollenen, schmerzenden Hand nicht mit dabei sein würde.
Mal hatte es an diesem Abend noch einmal klar gemacht, als er auf der Bühne stoisch weiterspielte, während im Publikum die Hölle losbrach – the show must go on. Colin Burgess, der ganz am Anfang bei AC/DC getrommelt hatte, wurde kurzfristig als Ersatz für Phil an Bord geholt. Ursprünglich war es so vorgesehen, dass Phil mit uns reisen und bei jedem Auftritt ein paar Songs einhändig absolvieren sollte, und tatsächlich hatte Phil ein wenig Erfahrung als einhändiger Drummer. Als kleiner Junge hatte er bei einem Talentwettbewerb mitgemacht und die Trommeln mit nur einem Stock bearbeitet – keine Ahnung, was er währenddessen mit der anderen Hand trieb. Er trommelte sich damals jedenfalls durch Sandy Nelsons „Let There Be Drums“ und gewann. Phil erzählte gern, dass er seit jenem Tag wild aufs Schlagzeugspielen gewesen war.
Aber wie bei den meisten gut durchdachten Plänen wurde am Ende nichts daraus. Als wir Ende September 1975 in Perth landeten, hatte Phil immer noch Probleme mit dem Daumen und ließ die Verletzung vorsichtshalber noch einmal im Krankenhaus durchchecken. Er konnte von Glück sagen, dass er das tat, denn der Schaden war doch größer, als wir vermutet hatten, und wenn er sich an das gehalten hätte, was man ihm in Melbourne gesagt hatte, dann hätte er möglicherweise schwere Beeinträchtigungen zurückbehalten; ein großes Risiko für einen Schlagzeuger.
Während Phil nun doch noch einmal operiert wurde, machten wir mit Colin Burgess weiter und spielten in Geraldton, Katanning, Bunbury, Kalgoorlie und Perth. Bon teilte sich die Hotelzimmer mit Colin; die beiden kannten sich noch aus den Sechzigern, als Bon bei den Valentines gesungen hatte und Colin bei den Master Apprentices spielte, einer in Australien sehr angesehenen Band. Die zwei „alten Knacker“ leisteten sich einige wüste Späße, wie ich mitbekam, obwohl die weibliche Gesellschaft, die sie sich aussuchten, uns anderen teilweise ein bisschen zu gut abgehangen erschien. Im White Sands Hotel platzte ich zusammen mit Pat Pickett in das Zimmer der beiden „Alten“. Eine ihrer Tussis lag weggetreten und nackt in einer ziemlich unvorteilhaften Haltung auf dem Bett.
„Scheiße, die sieht ja aus, als hätte sie die Satteltaschen von Roy Rodgers geklaut“, kommentierte Pat.
Nun hätte Pat sicher nichts dagegen, wenn ich an dieser Stelle erwähnte, dass er nicht gerade wie Brad Pitt aussah, auch damals nicht. Und wenn Pat eine willige „Forschungsassistentin“ trotzdem so rundheraus ablehnte, dann musste sie tatsächlich schon ziemlich wenig ansprechend sein.
Für Bon war es vermutlich eine angenehme Abwechslung, mal wieder mit jemandem auf Tour zu sein, der etwas mehr auf seiner Wellenlänge lag, sogar, was die Partnerwahl betraf. Manchmal war Bon ziemlich niedergeschlagen, wenn wir unterwegs waren, und wirkte stellenweise einsam und deprimiert. Er konnte – oder wollte – das auch nicht verbergen, so war er nicht gestrickt. Er trug immer sein Herz auf der Zunge. Colin bot ihm eine Kumpelfreundschaft, wie er sie zu keinem von uns aufbauen konnte, vielleicht wegen des Altersunterschieds – letztlich stammte Bon doch aus einer anderen Generation. Traurigerweise war es tatsächlich Colin, mit dem sich Bon in der letzten Nacht seines Lebens im Music Machine in London betrank.
Währenddessen erkannte ich in dieser Zeit – wie vermutlich alle Beteiligten – durch Phils Abwesenheit etwas sehr Entscheidendes. Zwar machte Colin durchaus einen ordentlichen Job, aber dass Phil fehlte, riss trotzdem ein empfindliches Loch in den Sound der Band. Das überraschte mich wirklich sehr. Gut, ich hatte schon vermutet, dass man einen kleinen
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