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Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Titel: Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Evans
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eine eigene Wohnung hatte. Aber in was für einem Umfeld. Das Hilton war damals als Selbstmordadresse berühmt-berüchtigt. Die Leute fuhren mit dem Fahrstuhl bis aufs Dach und sprangen runter.
    Einmal stand ich bei meiner Freundin Terri Mannix in der Küche, und während wir uns unterhielten, sah ich etwas am Fenster vorbeirauschen. Dann ertönte ein Geräusch, das ich nur mit dem einer dicken Wassermelone vergleichen kann, die frontal gegen einen Lkw prallt. Zwar hatte ich schon ein schlechtes Gefühl, aber ich ging trotzdem auf den Balkon, um nachzuschauen. Ich wünschte, ich hätte es nicht getan – der Anblick hat sich für immer in mein Unterbewusstsein eingebrannt. Der Selbstmörder da unten auf dem Boden sah aus wie ein Gemälde von Picasso, es war schrecklich. Irgendwie überraschte es mich, dass ein Körper aus so großer Höhe – das Hilton hatte immerhin zwölf Stockwerke – auf den Boden prallen konnte, ohne völlig auseinanderzubrechen. Es war das erste Mal, dass ich einen Toten sah. Er war auf einem Firmenschild gelandet, das ein wenig wie ein Raumschiff aussah. Ich wandte mich zu Terri um und sagte: „Wenigstens hatte er ein Ziel vor Augen.“ Man stumpfte schon ein wenig ab, wenn man im Hilton lebte.
    Mein bester Freund, Graham Kennedy, wohnte ebenfalls dort. Er stammte aus Glasgow und hatte, als er zehn Jahre alt war, in den Straßen von Cran Hill mit meinem späteren Bandkollegen Malcolm Young Fußball gespielt. Graham sagte mir, sein Vater Neil hatte schon einmal einen Selbstmörder vom Hilton springen sehen, als er abends von der Arbeit kam. Er beschrieb, wie der Mann kerzengerade, „wie eine verdammte Rakete“, mit an den Körper angelegten Armen und den Füßen voran vom Dach herunterschoss und sich in eines der von der Wohnungsbaugesellschaft frisch angelegten Blumenbeete bohrte. Eine der Klatschbasen aus der Gegend sprach daraufhin von „unserem neuen Gartenzwerg“. Bei einer Party zeigte mir jemand ein Polaroid-Foto von dem Typ und bat mich, es mit meiner Unterschrift sozusagen zu beglaubigen, aber das war dann doch ein bisschen krass, selbst für mich. (Polaroids wurden später noch ein großes Thema auf Tournee, und es hatte schon seine Gründe, dass ein Mitglied der AC/DC-Crew von „Pornoroids“ sprach.)
    Ich war 15, als ich mit einigen meiner Kumpels zu einem „Turn“ eingeladen wurde, einer Party, die von ein paar älteren Jungs veranstaltet wurde. Die Bedingung war, dass wir ein paar Dutzend Flaschen Bier Marke Vic Bitter mitbrachten, und außerdem ein paar Mädchen. Aus irgendeinem Grund, der sich mir bis heute nicht erschlossen hat, wurden Mädchen damals „Bürsten“ genannt. Wir gingen gerade den Laubengang im ersten Stock zum „Turn“, als einer der Partygäste durch die Fliegengittertür krachte und von zwei riesigen Typen verdroschen wurde.
    Nach einer ziemlich gründlichen Abreibung sagte einer der beiden Angreifer zu seinem Opfer: „Komm schon, Alter, steh auf. Ist doch nichts passiert, hau ab, sieh zu, dass du nach Hause kommst.“ Dann wandte er sich an seinen Kumpel: „Fass mal mit an, ja?“ Und die beiden nahmen ihren Punching-Ball und warfen ihn geradewegs über das Geländer. Als er unten aufschlug, hörte es sich wie eine zerplatzende Wassermelone an. Der eine der beiden Schläger guckte uns an, nahm uns die Flaschen ab und sagte: „Danke, Jungs. Wo sind die Bürsten?“
    Glücklicherweise hatten ein paar Büsche und Sträucher den Fall des Prügelknaben gebremst, aber wir dachten damals ernsthaft, dass wir wieder mal eine Leiche im Vorgarten hatten. Die Angreifer gingen wieder in die Wohnung, wir aber nicht; wir fragten uns noch, was wir wegen der neuesten Gartendeko unternehmen sollten. Vielleicht war die Party doch keine so gute Idee.
    Dann hörte ich von unten eine Stimme.
    „Hey, sind sie wieder reingegangen? Sind sie weg?“
    Es war der Typ im Gebüsch. Ich konnte es nicht glauben. Er war am Leben. Wir sagten ihm, die Luft sei rein, und er sprang auf und raste davon wie ein Olympiasprinter, mit richtig großen Sprüngen, und ward nie wieder gesehen. Keine Ahnung, was er eingeworfen hatte – wir hatten damals zwar schon von „Speed“ gehört, wussten aber nicht, was das eigentlich war, wir hielten uns an Alk und sonst nichts – aber ganz sicher hatte der Typ am nächsten Morgen, als er die Wirkung von was auch immer nachließ, nicht den besten Tag.
    Trotz all dieser Geschichten habe ich nicht nur schlechte Erinnerungen ans Hilton. Sicher,

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