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Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Titel: Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Evans
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verdammten Kälte der Glasgower Herbstnächte durchaus willkommen war.
    Die Tour endete am 10. November 1976 im Hammersmith Odeon – unser erster richtig großer Gig in London. Natürlich hatten wir uns mit den Auftritten im Marquee schon ein wenig einen Namen gemacht, aber der katastrophale Reading-Auftritt hing uns immer noch ein wenig nach, und wir hofften, dass der endlich vergessen sein würde, wenn wir im Hammersmith richtig abräumten. Es war noch kein halbes Jahr her, dass wir ein paar hundert Meter entfernt vor einer Handvoll Zuschauer im Red Cow gespielt hatten. Und nun standen wir als Headliner auf der Bühne des Hammersmith Odeon. Das war ganz klar ein Riesenfortschritt, aber es sagte eine Menge über die Mentalität der Band aus, dass niemand großes Aufhebens davon machte. Für AC/DC war es eine Show wie jede andere. Na gut, vielleicht waren wir alle ein wenig nervöser als sonst, aber das war vor allem das Verdienst des unberechenbaren und leider durch Abwesenheit glänzenden Bon Scott.
    Nach dem Soundcheck am späten Nachmittag kehrten wir kurz ins Hotel zurück, um uns frisch zu machen, aßen eine Kleinigkeit und nahmen ein paar Drinks in der Bar. Bon war bei Silver im Hippie-Himmel an der Gloucester Road. Jedenfalls glaubten wir das. Wir tranken aus und fuhren, so wie es bei uns üblich war, etwa eine Stunde vor Konzertbeginn wieder zur Halle. In dieser einen Stunde bereiteten wir uns vor, überprüften die Instrumente und die Technik, konzentrierten uns … und fragten uns schließlich: „Hey, wo ist Bon?“
    „Hat jemand Bon gesehen?“
    Wir stimmten die Instrumente, Angus steckte schon in seiner Schul­uniform, es wurde noch schnell eine Zigarette geraucht, und die Uhr lief: Noch 30 Minuten, dann war Showtime. Unwillkürlich musste ich an dieses eine Mittagskonzert im Hard Rock Café denken, das Bon komplett verpennt hatte – das würde aber sicher nicht noch einmal passieren? Noch zehn Minuten bis zum Gig, und noch immer keine Spur von Bon. Michael Browning, der langsam richtig sauer wurde, schickte einen Suchtrupp los. Backstage wurde die Stimmung fühlbar angespannt; vielleicht war ja auch etwas passiert.
    „Wo zum Teufel steckt Bon? Wir sollten schon auf der Bühne sein!“
    Allmählich machten wir uns richtig Sorgen, aber dann waren von draußen laute Stimmen und Gelächter zu hören.
    „Wo zur Hölle warst du denn, du blöder Arsch!“, rief jemand höchst erleichtert.
    Und tatsächlich kam Bon Scott in die Garderobe geschlendert, wie üblich in seiner Lederjacke, eine Tasche locker über die Schulter gehängt und ohne ein Wort der Entschuldigung, sondern nur mit dem üblichen, leicht verlegenen Grinsen im Gesicht.
    Es war ja unser erster großer Gig in London – hatte er vielleicht auf eine Limo gewartet, um mit Stil vor der Halle vorzufahren?
    „Nee“, gab er zurück.
    „Ein Taxi?“
    „Nee.“
    Ganz im Gegenteil. Bon hatte beschlossen, ganz bescheiden mit der U-Bahn die paar Haltestellen von der Gloucester Road nach Hammersmith zu fahren. Von Popstar-Allüren hielt er nun mal nichts. Das war ja auch schön und gut, oder vielmehr, wäre es gewesen, wenn er die richtige Bahn erwischt hätte. Aber Bon war prompt in die falsche eingestiegen, die ihn Richtung Osten in die Innenstadt brachte, und es dauerte gute zehn Meilen, bis ihm das endlich dämmerte. Nun mal ehrlich, wer fährt schon mit der Bahn – und dann noch mit der falschen – zu seinem ersten Gig als Headliner im Hammersmith Odeon? Keine Frage, Bon Scott.
    „Los jetzt, du Arschloch, wir sollten schon seit 20 Minuten auf der Bühne stehen!“
    Und so stürmten wir nach draußen. Als die Instrumente eingestöpselt waren, stürzte ich mich in das Bass-Intro zu „Livewire“, das von Mals Gitarre verstärkt wurde. Ich sah zu Angus hinüber, der vor Anspannung bebend über die Bühne tigerte. Dann sprang er aufs Schlagzeugpodest. Kurz bevor Angus und Phil einsetzten, riss er sich die Mütze vom Kopf, hob die Arme und fletschte die Zuschauer an. Bumm – seine Gibson SG und Phils Schlagzeug donnerten los. Ich fühlte mich, als ob ich drei Meter über der Bühne schwebte, mitgerissen von einer Welle Energie wie damals im Red Cow, als wir Richard Griffiths so einen Heidenschreck eingejagt hatten. Der kleine Pub lag nur ein paar hundert Meter entfernt, aber wir waren seitdem einen weiten Weg gegangen.
    Der Rest des Auftritts verging wie im Rausch. Wir spielten unser normales Programm mit all den üblichen Showeinlagen, Angus

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