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Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Titel: Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Evans
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schunkelten bis tief in die Oktoberfestnacht, bis wir sturzbesoffen waren. Unser Kopfschmerz am nächsten Morgen hätte einen Elefanten umgebracht, aber wir waren uns nicht sicher, ob es am Bier lag, an den Zigarren, der Blaskapelle oder der Mischung aus allen drei Faktoren; auf alle Fälle fühlten wir uns, als seien wir nicht mehr von dieser Welt. Dagegen gab es nur ein Mittel: schnell die albernen Hüte wieder aufsetzen, ein paar Zigarren besorgen und zurück in den Löwenbräu-Keller zum nächsten Polka-Abend.
    Wir überstanden München und das Oktoberfest nur knapp, aber die Rainbow-Tour ging weiter. Ich kippte immer mehr von dem herrlichen deutschen Bier und hatte mich außerdem auch sehr daran gewöhnt, zwischen den großen Krügen Löwenbräu ein paar Kurze einzuschieben. Eigentlich hätte ich aufgrund früherer Erfahrungen merken müssen, worauf das hinauslief – denn immer, wenn ich mich mit so viel Begeisterung dem exzessiven Alkoholgenuss hingab, lag es entweder an extremer Langeweile oder aber daran, dass ich einfach unglücklich war. Auf der Rainbow-Tour war wohl beides der Grund. Wir hatten durchaus Spaß und schöne Zeiten, wie auf dem Oktoberfest mit Mal und Phil, aber die Tournee-Tretmühle machte mich fertig. Es war immer das gleiche: Konzert, bisschen schlafen, die nächsten 400 Kilometer zum nächsten Auftrittsort fahren, irgendwelchen Scheiß essen, dann wieder ein Konzert, wieder bisschen schlafen.
    Längst nutzte ich den Alkohol als Rettungsanker, und ich merkte bald, dass man den anschließenden Kater in Grenzen halten konnte, wenn man einfach mehr trank. Ich lebte für die halbe Stunde auf der Bühne: Darauf kam es an. Dann stand die Band voll unter Strom, und das war herrlich. Aber die anderen dreiundzwanzigeinhalb Stunden eines jeden Tages waren nervtötend ohne Ende. Eigentlich war ich nie der Typ, der sich absichtlich betrank, nur um abzuschalten, aber wenn man nicht abschaltete, dann drehte man irgendwann durch.
    Bisher hatte ich mir ein Leben ohne AC/DC nicht vorstellen wollen, aber nun, da wir zur Vorgruppe degradiert waren und dieser Umstand zusammen mit den ganzen anderen Belastungen, den der Tourneestress mit sich brachte, auf die Stimmung drückte, merkte ich zunehmend, dass es zwischen mir und der Band nicht zum Besten stand. Es war wie beim Pokern: Wenn du nicht ziemlich schnell nach dem Geben rausbekommst, wer der Loser dieser Runde ist, dann bist du es höchstwahrscheinlich selbst. Bei dem bloßen Gedanken daran, dass mein Stuhl möglicherweise wackelte, krampfte sich mein Magen zusammen. Es kam nicht selten vor, dass wir über die Autobahn rasten, Phil am Steuer und ich auf dem Beifahrersitz, und dass ich dabei einnickte und dachte: „Wenn ich nicht mehr aufwache, ist das auch egal.“ So stark hatte mich damals die Niedergeschlagenheit gepackt.
    In Deutschland bekam ich es auch zum ersten Mal mit jener Depression zu tun, die man entwickelt, wenn man zu lange on the road ist. Bon fühlte sich oft einsam, und ich konnte nachvollziehen, was er empfand. Es ist seltsam: Da ist man mit ein paar Bands unterwegs, mit 20 Roadies und den üblichen anderen Gestalten, die sich an Musiker hängen, um Spaß zu haben, man spielt jeden Abend vor ausverkauftem Haus, und trotzdem fühlt man sich einsam. Ich glaube, das liegt an der Isolation – und an den verdammten Hotelzimmern. Man kann im besten Hotel der Welt absteigen und sich scheiße fühlen, oder in einer echten Bruchbude untergebracht sein und die tollste Nacht seines Lebens haben. Ist schon komisch.
    Jedenfalls erinnere ich mich noch gut an das Gefühl der Leere, das mich in Dortmund überfiel. Mein Hotelzimmer lag in einem der oberen Stockwerke, und plötzlich schoss mir der Gedanke durch den Kopf, dass es ein Leichtes wäre, einfach das Fenster aufzumachen und zu springen. Das erschien mir in diesem Augenblick wirklich verlockend. Ich hatte eine bewusste Entscheidung getroffen, ohne an die Folgen zu denken oder an den Schmerz, den ich damit verursachen würde. Stattdessen spürte ich nur Erleichterung: Es gab einen Ausweg, gleich hier, durch das Fenster. Ich war nicht betrunken, ich hatte einfach nur genug. Noch heute läuft mir ein Schauer über den Rücken, wenn ich daran denke, denn ich war wirklich nahe dran, es zu tun. Während im Fernsehen ein Nachrichtensprecher auf Deutsch vor sich hinquatschte, versuchte ich verzweifelt, das Fenster aufzubekommen, das sich entschieden wehrte. Und so etwas ist ja kein Problem, wegen dem

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