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Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Titel: Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Evans
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tat, was es sollte. Es hatte eben seinen eigenen Kopf, und Blackmore konnte richtig ausrasten, wenn sein Regenbogen mal wieder kurzzeitig ausgestiegen war. Das wurde ein integraler Teil der Show, auf den wir uns jedes Mal wieder besonders freuten. Ich erwartete ja eigentlich, dass Blackmore irgendwann die Luft anhalten und selbst blau anlaufen würde, wenn sein Regenbogen das entgegen der eigentlichen Programmierung mal wieder nicht tat.
    Ritchie bestand darauf, dass seine Garderobe allein von Kerzenlicht erhellt wurde. Vielleicht hatte er eine Mittelalter-Macke, keine Ahnung – jedenfalls mussten vor seiner Ankunft alle Kerzen angezündet werden. Cod, unser Bühnenroadie, provozierte nur zu gern einen neuerlichen Blackmore-Ausflipper, indem er sich in den Raum schlich und alle Kerzen wieder auspustete.
    „Ich will sofort wissen, wer meine Kerzen ausgeblasen hat, bringt ihn her, sofort!“, brüllte der Star der Tour. Wir sagten kein Wort.
    Im Backstage-Bereich hing ein Zettel mit der Warnung, dass jeder, der dabei erwischt wurde, dass er Ritchies Kerzen ausblies, „sofort gefeuert“ würde. Ach, leck mich doch!
    Unsere erste Europa-Tournee war eine interessante Erfahrung und bestätigte unseren Verdacht, dass man vor den sogenannten großen Namen wirklich keine Angst zu haben brauchte. Wenn wir weiter Konzerte gaben, auf Tour gingen, uns den Hintern aufrissen und dafür sorgten, dass die Leute die Show von Bon und Angus miterlebten, dann würde es nur eine Frage der Zeit sein, bis wir sie überholten – davon war ich überzeugt.

    Ende Oktober 1976 waren wir wieder in London und bereiteten uns auf die nächste Tour durch Großbritannien vor. Es waren 16 Konzerte geplant, die uns unter anderem in viele große Städte führen sollten, in denen wir allmählich eine gewisse Beliebtheit erreicht hatten, darunter Birmingham, Liverpool, Newcastle, natürlich unsere neue geistige Heimat Glasgow, die Nachbarstadt Edinburgh und London.
    Nun war es ja noch gar nicht so lange her, dass wir auf einer ähnlichen Tour unterwegs gewesen waren, und von daher hatte die ganze Unternehmung etwas Vertrautes, aber ich spürte, dass die Band allmählich durchstartete. Es kamen immer mehr Zuschauer, und sie drehten bei den Gigs immer mehr auf. Die Fan-Gemeinde der Band entwickelte sich allmählich zu einer Masse langhaariger Jungs in Jeanskleidung mit Aufnähern, während Frauen eher die Ausnahme waren – obwohl es glücklicherweise immer ein paar gab, die dann auch gern unsere Aufmerksamkeit auf sich lenkten. Genau dieses überwiegend männliche Gefolge hatte Michael Browning schon lange im Blick gehabt, denn er war der Meinung, dass Männer insgesamt treuere Fans waren und länger zu ihrer Lieblingsband hielten, während man allgemein davon ausging, dass die Begeisterung von Frauen eher kurzlebiger Natur war. Im Radio und Fernsehen waren wir bisher nicht sehr präsent, und auch die Albumverkäufe waren noch recht überschaubar, und so vertrauten wir auf die altbewährte AC/DC-Weise – wir machten uns auf, die Leute live zu überzeugen und einen Gig nach dem anderen zu spielen.
    Allmählich lockten wir außerhalb Londons eine recht respektable Zahl von Zuschauern zu unseren Auftritten, und das allein durch Mundpropaganda. Unser Konzert in der Glasgow City Hall am 2. November war eine wilde, laute Angelegenheit, und die Glasgower Fans machten deutlich, dass sie die Band für sich beanspruchten – sie adoptierten uns nicht, wir waren schon zu Hause. Es war erst unser zweiter Gig in der Heimatstadt der Youngs, aber das Publikum hatte uns deutlich ins Herz geschlossen. Dabei war der Gig natürlich alles andere als ein Love-In, es war eher eine überschäumende Party mit Kumpels. Dabei wurde mir klar, dass das schottische Publikum einen ganz speziellen, eindeutig erkennbaren Klang hatte – es brüllte besonders intensiv und laut. Vielleicht lag das am Glenfiddich.
    Auch nach dem Konzert war alles anders. Draußen standen jede Menge Typen, die auf uns warteten. Als wir die Tür öffneten, brandete beifälliges Johlen auf, man klopfte uns auf die Schulter und erging sich in unverständlichen Komplimenten (jedenfalls glaube ich, dass die Sprüche nett gemeint waren, aber bei dem breiten Glasgower Akzent bekam ich kaum etwas mit). Einige wollten vor allem Angus kennen lernen; ich hörte des Öfteren: „Wo ist denn der Kleine?“ Es herrschte eine kumpelhafte, freundliche Atmosphäre, die einem richtig das Herz erwärmte, was bei der

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