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Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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und wusste, wie man zum Ziel gelangte. Sie saßen in der Sonne, es war jetzt mild und Lydia Stark zog ihre Jacke aus und stützte sich mit einem Ellbogen darauf. Ihre bloßen Arme waren straff, Hals und Schultern wohlproportioniert. Wyatt wandte seinen Blick von ihr weg und sah, dass sich zwischen den Bäumen etwas bewegte.
    »Ist da was?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Wollen Sie nichts unternehmen?«
    »Das hat Zeit. Erzählen Sie mir von dem Job.«
    Sie überlegte kurz und sagte: »Bis vor einem Jahr habe ich bei einem Juwelier gearbeitet, in — «
    Wyatt sprang auf. »Insiderjob. Nein, danke.«
    Mit einer gewissen Anmut richtete Stark sich auf, kniete sich hin und bekam Wyatt am Arm zu fassen.
    »Regen Sie sich doch nicht gleich so auf.«
    Sie lachte, doch Wyatt war das Ganze unangenehm. »Setzen Sie sich«, sagte sie und zog ihn nach unten.
    Er gab nach. »Überzeugen Sie mich.«
    »Nachdem Eddie und ich geschieden waren — also vor zehn Jahren —, bin ich nach Mildura gezogen. Ich habe eine Anstellung bei einem Juwelier gefunden, bin schließlich Chefeinkäuferin und Assistentin der Geschäftsleitung geworden.«
    Wyatt kannte die Stadt am Fluss, ihre Extreme, was Reichtum und Armut betraf. Als Erstes schossen ihm Gemüseanbau, Korruption, kalabrische Mafia durch den Kopf, aber er wartete ab, wollte sehen, worauf Stark hinauswollte.
    »Das Geschäft lief gut. Die Leute aus der Stadt deckten sich bei uns ein«, fuhr Lydia fort. »Sie kennen solche Geschichten: Ein alter Italiener betritt ein Autohaus. Er hat Löcher in der Hose und seine Schuhe werden vonDraht zusammengehalten, aber er knallt achtzig Riesen auf den Tisch, um einen Mercedes zu kaufen. Manchmal haben wir genau das erlebt.«
    Wyatt mochte nichts, was nach Mafia roch. Dennoch wurde er nicht gleich ungeduldig — er wusste, dass manche Menschen gern Geschichten ausschmückten, mit sich selbst in der Hauptrolle, andererseits stand ihm nicht der Sinn nach Spannungselementen. »Und?«, fragte er.
    »Wir haben keinen eigenen Schmuck hergestellt, wir waren Kunden eines Schmuckherstellers, der Gebrüder Furneaux hier in Melbourne. Produkte der Extraklasse.«
    »Hat man Sie an die Luft gesetzt? Wenn wir uns diese Leute vornehmen, wird man sich an Sie halten.«
    Angesichts seiner Kälte, seiner düsteren, abweisenden Miene, zuckte Stark buchstäblich zurück. »Nicht an die Luft gesetzt. Mein Chef starb vor vierzehn Monaten an einem Herzinfarkt und seine Frau hat das Geschäft aufgegeben. Ich bin zurückgekommen, um hier zu leben. Die Furneaux-Brüder haben mich nicht auf dem Schirm.«
    »Erzählen Sie mir von ihnen.«
    Es war Oberin, der das übernahm. »Henri Furneaux ist der Kopf des Unternehmens. Sein Bruder Joe ist der Fahrer, ein Schlägertyp.« Er machte eine Pause. »Joe ist ein Bier auf zwei Beinen, das sein Sixpack sucht.«
    Lydia schnaubte. »Sie sind beide widerlich.«
    Möglicherweise war es wichtig, diese Dinge zu wissen. Wyatt zog fragend eine Augenbraue hoch und Lydia sagte: »Stichwort Tuchfühlung. Die alte Busengrapscher-und-sich-in-den-Schritt-greifen-Nummer.«
    Wyatt begriff, dass sie in gewisser Weise auf Rache aus war. Er hielt nicht viel von Rache als Motiv für einen Raub. In seiner Welt war man auf Rache aus, wenn man aufs Kreuz gelegt worden war. Man übte sie kaltblütig aus und setzte stets einen Schlusspunkt damit. Es war eine Angelegenheit, die erledigt werden musste, mehr nicht. Kamen Gefühle ins Spiel, konnte alles den Bach runtergehen. Also, hatte Lydia Stark einen Riesenwirbel veranstaltet? Genug, um einen Eindruck zu hinterlassen, sodass die Brüder sich erinnerten? Wenn ja, könnte jemand — die Cops oder die Furneaux-Brüder — Lydia eventuell mit dem Raub in Verbindung bringen.
    Als läse sie seine Gedanken. »Ich habe es ertragen. Aber insgeheim habe ich mir überlegt, wie ich es den Mistkerlen heimzahlen kann.«
    Wyatt zuckte mit den Achseln, nahm hin, was sie gesagt hatte. »Sie denken an einen Überfall auf ihr Geschäft oder ihr Lager?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir kapern eine Lieferung.«
    »Henri liefert das Zeug bevorzugt selber aus«, erklärte Eddie. »Er ist krankhaft geizig. Würde nie etwas lockermachen für einen gepanzerten Wagen oder Wachleute oder andere Sicherheitsvorkehrungen.«
    Lydia beugte sich nach vorn und legte ihre schmale Hand auf Wyatts Unterarm, ihre Art zu sagen, dass es ihre Geschichte sei. Als sie ihre Hand zurückzog, vermisste Wyatts Haut den Kontakt und das verwirrte ihn. Er

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