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Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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verharrte an einer Stelle, wo er unbemerkt bliebe. Sein Blick war ruhelos, auf der Suche nach möglichen Fallen, Richtmikrofonen, nach Personen und Objekten, die nicht hierhergehörten.
    Er sah, wie Eddie Oberin eintraf. Oberin trug schwarze Hosen, ein anthrazitfarbenes Jackett und darunter ein am Hals offenes schwarzes Hemd. Gepflegt, elegant, sein halblanges Haar ein Spielball des frischen Windes, hätte Eddie gut und gern aus einer der Villen auf dem Hügel oberhalb der Gärten stammen können. Begleitet wurde er von einer schlanken Frau in Rock, Sandalen, einer Strickjacke über einem strahlend weißen T-Shirt und mit kastanienbraunem Haar, das ihr bis zu den Schultern reichte. Sie bekam wohl den Wind zu spüren, denn sie hatte die Arme um den Oberkörper geschlungen. Die beiden blieben am Teich stehen, und während Eddie auf das Wasser blickte, deutete die Frau auf die Bäume. Eddie erstarrte. Die Frau hielt intensiv Ausschau, entdeckte Wyatt und nagelte ihn mit ihrem Blick fest.
    Wyatt verließ die Deckung der Bäume, ging auf die beiden zu und sagte: »Gehen wir.«
    Eddie grinste die Frau an. »Was hab ich dir gesagt? Ein warmherziger Typ von einnehmendem Wesen.«
    Wyatt wartete, dass Eddie mit seinem Geschwätz zum Ende kam. Oberin war um die vierzig und von schmallippiger, moderater Arroganz, was bei manchen Frauen gut ankam. Normalerweise war er schweigsam und auf der Hut, also schloss Wyatt aus dem Geplänkel auf eine Vorgeschichte mit der Frau. Er musste sicher sein können, dass Eddie grundsätzlich zu trennen vermochte zwischen dem Job und ihr.
    Eddie gestikulierte und sagte: »Wyatt, Lydia Stark. Lydia, Wyatt.«
    Stark war etwa fünfunddreißig, blickte abweisend und finster drein, was für eine fehlende Bereitschaft sprach, schnell Zutrauen zu fassen. Das gefiel Wyatt: Misstrauen war für ihn ein Reflex wie Atmen. »Gehen wir irgendwohin, wo’s ruhig ist«, murmelte er.
    Und dann sorgte sie für eine Überraschung. »Kennen Sie jemanden, der ein Taxi fährt?«
    Er musterte sie, Anspannung in seinem schmalen Gesicht. »Erzählen Sie.«
    »Ich wohne in Abbotsford. Eddie kam, um mich abzuholen, das Taxi kam ebenfalls. Es ist uns bis hierher gefolgt.«
    Eddie breitete die Arme aus. »Wenn sie’s gesehen hat, hat sie’s gesehen.«
    Unauffällig suchte Wyatt mit den Augen die Umgebung ab. Niemand fiel ihm auf, der nicht hierhergehört hätte, aber irgendwie glaubte er der Frau. »Lasst uns reden.«
    Sie gingen zu einer Lichtung und setzten sich ins Gras. Weit und breit war niemand in der Nähe. »Es ist Lydias Coup — «, begann Eddie.
    »Eins nach dem anderen«, fiel Wyatt ihm ins Wort. »Seit wann kennt ihr euch?«
    Die Frau betrachtete Wyatt mit distanziertem Interesse, lag mit ausgestreckten Beinen da, den Oberkörper auf die Unterarme gestützt, und erwiderte mit einem verhaltenen Knurren in der Stimme: »Seit Jahren. Wir waren mal verheiratet.«
    Wyatt überlegte: Verbitterung, Eifersucht, alte, noch offene Rechnungen. Er versuchte, Lydia Stark und Eddie unter einen Hut zu bekommen; Eddie mit dem etwas affigen Äußeren eines Galeristen, der eine Vorliebe für Nachtklubs und Glücksspiel an den Tag legte. Ganz sicher war das nie ihre Welt gewesen.
    »Ein früheres Ich«, sagte Eddie, der Wyatts Gedanken erriet.
    »Ihr habt Kontakt gehalten?«
    »Nicht wirklich.«
    »Jetzt habt ihr Kontakt miteinander.«
    »Pass auf, ich verbürge mich für sie, in Ordnung?«
    Stark legte ihre schmale Hand auf Eddies Unterarm. »Ist schon gut, Eddie.« Sie sah Wyatt an. Der abweisende Gesichtsausdruck war verschwunden und Wyatt vermutete, dass er nichts weiter gewesen war als eine locker aufgebaute Fassade. Jetzt entdeckte er das Reizvolle, nicht nur in ihrem Gesicht, auch in ihrem Wesen. Während Wyatt abwartete, glitt sein Blick noch einmal suchend über Bäume und mit Gras bewachsene Hügel.
    Sie sagte: »Ich habe Kontakt mit Eddie aufgenommen, weil ich seine Hilfe brauche. Ich will nichts von ihm. Ich will ihn weder ein zweites Mal heiraten, noch will ich ihm an die Wäsche oder mich rächen oder sonst was.«
    Sie hielt inne. »Er ist versiert. Und er hat mir gesagt, dass Sie versiert sind.«
    »Sie ist mit diesem Plan zu mir gekommen«, sagte Eddie. »Ich habe gesehen, dass die Sache Potenzial hat, also haben wir uns ein paar Monate gründlich damit beschäftigt. Die Vorarbeiten sind erledigt.«
    Wyatt dachte darüber nach, ob sich dieser Job am Ende nur als etwas herausstellen würde, worauf jemand scharf war

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