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Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Francis Bacon, alle zusammen rund fünf Millionen Dollar wert. »Das ist erst der Anfang«, hatte der Doc damals gesagt.
    »Hier geht’s lang«, sagte Wyatt jetzt.
    »So viel zur Begrüßung.«
    Wyatt machte eine Geste, die leichte Verärgerung zum Ausdruck brachte, und sein Mienenspiel schien den Arzt zur Sachlichkeit zu ermahnen. »Schussverletzung, sagten Sie?«
    »Ein Rinnenschuss an der Seite ihres Kopfes.«
    Die Atmosphäre im Schlafzimmer war eine friedliche, unterstrichen durch die zarten Streifen, die das Sonnenlicht auf Teppich und Bettdecke zauberte. Trotz ihrer Bewusstlosigkeit hatte sich Lydia hin und her geworfen. Das Kissen war blutverschmiert.
    Lowe untersuchte sie. »Man sollte sie wirklich in ein Krankenhaus bringen.«
    »Das wird nicht passieren«, sagte Wyatt. »Zumindest nicht jetzt.«
    »Ich kann die Blutung stillen, aber sie müsste unter Beobachtung bleiben.« Lowe zog Lydias Augenlider hoch. »Es sieht nicht nach einer Gehirnerschütterung aus«, murmelte er, »aber — «
    »Können Sie sie verarzten? Ich brauche ein paar Tage. Wenn man sie in diesem Zustand ins Krankenhaus einliefert, rückt sofort die Polizei an und fängt an rumzuschnüffeln.«
    »Mal sehen, was ich tun kann«, sagte Lowe. Er überlegte. »Wenn wir sie einliefern, könnten wir angeben, sie sei von einem Motorrad gefallen und habe sich den Kopf an spitzem Metall oder so verletzt.«
    »Danke, Doc.«
    »Meine Frau hat übrigens noch einen Bill Henson. Ich hätte nichts dagegen, den in die Finger zu bekommen.«
    »Fordern Sie’s nicht heraus«, sagte Wyatt.
    Lowe versorgte die Wunde und gab Wyatt ein paar Tabletten. »Sedativa, Schmerzmittel. Sie wird noch ein paar Stunden bewusstlos sein. Geben Sie mir Bescheid, wenn sich ihr Zustand verschlechtert.«
    Dann war er weg.
    Einige Kilometer östlich von Wyatts Apartmenthaus hatte Le Page in der nächstgelegenen Hertz-Filiale den BMW gegen einen hellblauen Ford getauscht, saß jetzt hinter dessen Lenkrad, den tragbaren GPS-Monitor und gleichzeitig das Geschehen bei Furneaux Brothers im Blick. Der Rest des Vormittags plätscherte dahin, die Polizei war inzwischen eingetrudelt und noch immer kein Signal vom Peilsender. Dass die Diebe den Hauptsender finden würden, damit hatte Le Page gerechnet, aber doch nicht die beiden Exemplare, die er in den stabilen Griffen der Dokumentenmappen versteckt hatte, also musste etwas anderes schiefgelaufen sein. Ein Funkloch, umweltbedingte Beeinträchtigungen, Probleme mit dem Satelliten?
    Um zwölf Uhr dreißig kam Danielle aus dem Geschäft der Furneaux’, mit Tasche und in einem dünnen Jäckchen. Le Page beobachtete, wie sie stehen blieb und unschlüssig an ihrer Unterlippe nagte. Als sie sich in Bewegung setzte, folgte er ihr bis zu einem kleinen roten Mazda, der auf einem schmalen Parkplatz auf der Rückseite eines Supermarktes stand.
    Es konnte jetzt in jede Richtung gehen. Aber es lief genau so, wie Le Page es erwartet hatte. Er wusste, dass Danielle in Highett wohnte, doch statt nach Hause zu fahren wie jeder andere, der ein paar nervenaufreibende Stunden hinter sich hatte, oder zum Lunch in ein Café zu gehen, fuhr sie quer durch die Stadt nach North Melbourne, zu einer Bruchbude von Haus in einer engen, gewundenen Straße. Nachdem Le Page seinen Mietwagen hinter einen Müllcontainer manövriert und mit den Vorderreifen die Bordsteinkante überwunden hatte, stellte er den Motor ab und ließ sein Seitenfenster herunter. Er platzierte eine Nikon mit Teleobjektiv auf dem Rahmen und fotografierte Danielle, als sie das Tor zum Vorgarten aufstieß und an eine weiße Eingangstür klopfte.

    ***

    Es reagierte niemand, das Haus machte einen verwaisten Eindruck. Danielle war sich nicht schlüssig, wie sie sich verhalten sollte. Nach Hause fahren? Aber sie musste Gewissheit haben, ob Eddie Oberin hinter dem Raub steckte, musste wissen, ob ihr loses Mundwerk verantwortlich war dafür. Eddie hatte sie bezirzt, sich ihm doch anzuvertrauen, was ihren Job betraf und die gruseligen Brüder, für die sie arbeitete. Bettgeflüster. Jetzt kam sie sich dumm vor, fühlte sich eingeschüchtert; dumm, weil sie auf den Leim gekrochen war, und eingeschüchtert wegen Le Pages unheimlichen Fingern, die ihr erst wehgetan und sie dann mit Hundertdollarscheinen bezahlt hatten.
    Sie versuchte, sich einzureden, dass sie nichts Falsches getan hatte, zumindest nicht mit Absicht. Außerdem war es eine Ewigkeit her, mindestens zwei, drei Monate. Sie war weitergezogen,

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