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Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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andere Kerle, andere Erfahrungen. Nachdem Eddie nicht mehr auf ihre Anrufe reagiert hatte, war ihr nur ein Achselzucken eingefallen, kein Ding. Wenn man nicht viel investiert, kann man nicht viel verlieren.
    Sie musste daran denken, wie er eines Tages im Fitnessstudio aufgetaucht war, ein attraktiver, älterer Kerl mit einem Funkeln in den Augen. Ruhig, entspannt, gut angezogen, nicht so ein krampfiger Versager zwanzig plus. Sie hatte nichts dagegen, dass er sie anmachte und ein wenig aushielt. Der Sex war gut, wenn auch nicht überwältigend; ein älterer Kerl eben, der sich Zeit ließ und wusste, wie man auf die Bedürfnisse einer Frau eingeht. Hin und wieder versorgte er sie mit ein wenig Koks oder etwas Speed.
    Hinterher lag er gern einfach nur da, ihren Kopf auf seiner Brust oder in seiner Armbeuge, und sie quatschten über Gott und die Welt. Sie erzählte ihm von den Geheimfächern in dem fetten Audi. Auch von Le Pages Besuchen, die mit den Verkaufsreisen der Furneaux’ zusammenfielen, und von den neuen Stücken, die angeblich aus Nachlässen stammten.
    Raffiniert eingefädelt von dem Mistkerl, dachte sie jetzt. Eddie erzählte so manches über Chefs, die er jahrelang hatte ertragen müssen, über Gaunereien, von denen er etwas spitzgekriegt hatte oder an denen er selbst beteiligt gewesen war. Ganz allmählich lullte er sie ein, raspelte Süßholz und sie fiel darauf rein. Schließlich blieben seine Anrufe aus und sie vermutete, dass eine andere dahintersteckte, wollte sich deswegen aber nicht erniedrigen.
    Eddie wollte es nie bei sich zu Hause treiben. »Eine Junggesellenbude«, sagte er, »eine Seite von mir, die du sicher nicht kennenlernen möchtest.«
    Doppeldeutig, oder? Als hätte er nichts dagegen einzuwenden, irgendwann seinen Status zu verändern. Also fickten sie in ihrer Wohnung.
    Aber sie wusste, wo er wohnte. Und nachdem sie die Befragung durch die Cops überstanden und Henri ihr gestattet hatte, den Rest des Tages freizunehmen, war sie sofort zu Eddie gefahren.
    Und jetzt war der Mistkerl nicht zu Hause.

    ***

    Le Page fotografierte das Mädchen mehrere Male, während sie an die Tür klopfte, und auch als sie zu ihrem Wagen ging, um wieder abzudampfen.
    Er beschloss zu bleiben. Danielle war die bekannte Größe. Die unbekannte Größe war die Person, die hinter der weißen Tür wohnte. Er holte sein Telefon hervor. »Ich muss noch mal mit Danielle sprechen. Du wirst sie festhalten, bis ich wieder da bin.«
    »Sie ist nicht hier«, sagte Henri.
    Le Page atmete tief durch. »Das ist mir klar. Ich will, dass du sie vor ihrem Haus abfängst.«
    »Ich werde Joseph schicken«, sagte Henri.
    Le Page richtete sich auf eine Wartezeit ein.

    ***

    Nach dem Besuch des Arztes wurde Wyatt kribbelig. Wenn es am Ende zu einem Ergebnis kam, konnte er stundenlang voller Geduld ausharren, aber eine Verletzte zu pflegen, das brachte ihm nichts. Er brauchte Bewegung.
    Vielleicht verbarg sich Eddie Oberin ebenfalls in aller Öffentlichkeit. Nachdem er Lydias Hausschlüssel eingesteckt hatte, flitzte Wyatt hinüber in die Tiefgarage eines benachbarten Gebäudes, zu einem alten Falcon, den er dort untergestellt hatte. Dem Wirtschaftsstudenten aus Malaysia, der Wyatt diesen Platz vermietete, brachte das im Monat ganz bequem einhundert Dollar ein.
    Es handelte sich um ein Eckhaus, was bedeutete, dass es zwei Zufahrten zur Garage gab. Eine führte auf die Straße, wo Wyatts Apartmentgebäude stand, die zweite befand sich um die Ecke. Wyatt, ausgestattet mit Baseballkappe und Sonnenbrille, nahm die zweite, bog in seine Straße ein und fuhr im Schritttempo geradeaus, dankbar für die Fahrbahnschwellen, die ihn zum langsamen Fahren zwangen und ihm Zeit gaben, einen Blick in die parkenden Autos zu werfen. Sie waren alle leer genau wie der Bürgersteig. Nur eine Frau in Postuniform beim Austragen von Briefen, und die hatte bereits in dieser Ecke von Southbank gearbeitet, als Wyatt hierhergezogen war.
    Zufrieden mit dem Ergebnis, fuhr er nach Abbotsford. Aufgehübschte Häuschen bestimmten inzwischen das kleine Viertel am Fluss, aber die Gerüche, die von der Brauerei und vom Wasser herüberwehten, blieben einem in der Nase hängen, und in den Nebenstraßen kauerten noch immer schäbige Fabriken und Weatherboardschachteln dicht an dicht. Hier und da drang die Sonne durch und zauberte Regenbogenfarben in ölige Schlaglöcher. Dirty old town, dachte Wyatt.
    Lydia wohnte in einer Doppelhaushälfte, erbaut gegen Ende des

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