Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)
wette, auch dir.«
»Nein!«, sagte Le Page. Und nach einer Pause: »Also wird sie jetzt an deine Tür klopfen, diese Frau.«
»Und wenn schon«, warf Joe ein. »Wir sind beraubt worden. Echt mal jetzt.«
Le Page schüttelte den Kopf. Inzwischen war es nach zehn. Er ließ den BMW an und fuhr zurück zur High Street. Er stellte den Wagen im Hof ab, neben dem Mercedes. Alle drei stiegen aus, Henri und Joe niedergeschlagen, Le Page stinksauer. Hatten Henri und Joe vor, ihn über den Tisch zu ziehen? Wusste dieser weibliche Detective, diese Rigby, Bescheid, was hier abging? Er machte sich daran, den Hof abzusuchen.
Henri stemmte die Hände in die Seiten. »Was tust du da?«
»Was meinst du wohl, was ich tue?«
Joe reagierte beleidigt. »Mensch, Alain!«
Nachdem seine Suche im Hof ergebnislos verlaufen war, machte Le Page in der Kaffeeküche weiter, danach in dem winzigen Badezimmer, er inspizierte die Einstiegsluken im Dach und anschließend Henris Büro, seine missmutigen Cousins stets im Schlepptau. Die Wertpapiere waren weg. Sie hatten sich im Audi befunden.
»Na bitte«, sagte Joe und ging hinaus in den Hof, um eine Zigarette zu rauchen.
Doch Le Page war noch nicht fertig. »Komm«, sagte er zu Henri und steuerte den Verkaufsraum an.
Danielle beobachtete, wie sie den Raum betraten. Sie hatte bereits darauf gewartet. Die Eingangstür war verschlossen, das entsprechende Schild hing an der Scheibe. Ihr war klar, dass die Polizei bald eintreffen und ein paar Fragen an sie haben würde, doch jetzt, in diesem Augenblick, hatte ganz offensichtlich auch der Franzose ein paar Fragen. Sie schob eine Ablage mit Verlobungsringen in eine Vitrine und sah ihn argwöhnisch an. Sie wusste nichts Genaues über die Beziehung zwischen ihm und Mr. Furneaux, außer dass sie Geschäfte miteinander machten. Er sprach mit leichtem Akzent. Alt, ja, aber nicht so alt wie ihr Chef. Dreißig vielleicht oder vierzig. Mr. Furneaux war fünfzig, wenn nicht sogar älter, und jetzt kam er ihr irgendwie nervös und verschwitzt vor. Danielle vermutete, dass es mit dem Raub zusammenhing, aber da war noch etwas anderes, und dann begriff sie: Ihr Chef hatte Angst vor dem Franzosen. Als wäre Le Page der Boss, dabei hatte sie die ganze Zeit geglaubt, er wäre nur jemand, von dem Mr. Furneaux seine Ware kaufte.
Sie schluckte. Der Franzose fixierte sie mit einem Blick, so stählern, dass sie regelrecht erschauderte. Mit flatternder Hand berührte sie eine Haarsträhne an ihrer Wange, zwirbelte sie zwischen den Fingerspitzen und entzog ihren miniberockten Schoß dem erbarmungslos prüfenden Blick, bevor sie sich straffte und beschloss, die Sache jetzt durchzustehen. Es war nicht das erste Mal, dass jemand sie derart musterte. Sie machte den Typen Angst, nicht umgekehrt. »Gibt es ein Problem?«
»Danielle, bitte«, sagte ihr Chef, der Le Page buchstäblich am Rockzipfel hing.
»Hab ich etwas falsch gemacht?«
»Es ist alles in Ordnung, was Sie betrifft,«, sagte ihr Chef.
»Dessen können wir uns nicht sicher sein, Henri«, widersprach Le Page leise und ätzend zugleich.
Er näherte sich Danielle und blieb etwa einen Meter vor ihr stehen. Sie wich zurück. Mit einem Funkeln in den Augen betrachtete er ihren Körper von oben bis unten. Sie schluckte und sagte: »Ich arbeite nicht für Sie, also verziehen Sie sich.«
Er lachte. Auch Mr. Furneaux stieß eine Art Lachen aus. Sie hasste alle beide. Plötzlich schoss Le Pages Hand nach vorn, packte ihren Nippel, drückte und drehte ihn. Der Schmerz fuhr ihr in alle Glieder. Sie zuckte zusammen, zog den Kopf ein und fing an zu schreien.
»Mein Gott, Alain!«, stieß ihr Chef hervor.
»Halt den Mund«, sagte Le Page.
Die Hände als Schutz vor den Brüsten, fing Danielle an, nach Le Page zu treten. Er versetzte ihr eine Ohrfeige. Sie schlug zurück. »Genug jetzt«, sagte er.
»Ich werde Sie an die Cops verraten.«
»Das glaube ich kaum«, erwiderte Le Page.
»Mr. Furneaux, sagen Sie ihm, er soll mich in Ruhe lassen. Das ist unfair. Was habe ich ihm getan?«
Furneaux, der sich nahezu hinter Le Page zu verstecken schien, zuckte mit den Achseln, als wolle er sagen, dass es nicht in seiner Macht liege.
»Ich hasse Sie beide«, sagte sie. »Ich kündige und werde meinem Vater und meinen Brüdern und der Polizei alles erzählen.«
Le Page langte in die Tasche seines Jacketts und hielt Danielle fünf Hundertdollarscheine hin. »Darf ich auf Ihr Entgegenkommen zählen?«
Danielle schniefte und nahm
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