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Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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zu beantworten oder zu sagen ›Ich weiß es nicht.‹ Liege ich richtig?«, fragte er, drehte sich auf dem Absatz um und sah Danielle wieder an.
    »Lecken Sie mich a— «
    Seine Hand schnellte nach oben und Danielle bekam es mit der Angst zu tun. »Nein, bitte nicht« bettelte sie, »ich weiß doch nichts. Das ist doch ungerecht.«
    Le Page machte eine wegwerfende Handbewegung. Er war fertig mit Danielle. »Reine Zeitverschwendung«, sagte er zu seinem Cousin gewandt.
    Danielle hatte einen Kloß im Hals und fragte sich, was sie jetzt wohl erwarte. Weitere Schmerzen, mehr Geld oder keins von beiden? Aber so viel war klar, sie sollte auf keinen Fall Eddie Oberin erwähnen.
    Als wollte er ihr darauf antworten, drehte Le Page sich zu ihr um. »Zu niemandem ein Wort. Sie werden auch nicht mit Ihrer Familie darüber sprechen. Und der Polizei werden Sie erklären, dass Sie rein gar nichts wissen. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    »Was habe ich Ihnen eigentlich getan?«, fragte Danielle beleidigt.
    Doch im Blick hatte sie Le Pages Hände, und die griffen tatsächlich in seine Jackentasche und kurz darauf konnte Danielle weitere zweihundertfünfzig Dollar als morgendliche Einnahme verbuchen.
    »Aber irgendwas muss ich der Polizei doch erzählen«, sagte sie.
    Le Page überlegte. »Joseph ging auf den Hof, um ... um — «
    »Henri hatte ihn gebeten, den Mercedes zu waschen«, half Danielle aus.
    »Ja. Er entdeckte das offene Tor und dass der zweite Wagen fehlte.«
    Pause. »Das ist jetzt sehr wichtig«, fuhr Le Page fort, »es war keine Auslieferung geplant. Der gestohlene Wagen war leer.«
    »Crashkids haben den Wagen geklaut«, sagte Danielle, die auf noch mehr Geld hoffte.
    »Sehr gut.«
    »Wieso das?«, fragte Henri.
    »Wegen der Polizei. Die schauen zu genau hin, wenn sie einen Juwelenraub vermuten.«
    »Ah, verstehe«, sagte Henri.
    Le Page schob ihn hinaus auf den Hof, wo Joe am Mercedes lehnte, vor sich einen Halbkreis aus Zigarettenkippen. Le Page brachte Joe auf den letzten Stand — Wagen gewaschen, das offene Tor, Crashkids, nichts von Wert im Audi — und ließ ihn alles wiederholen.
    »Aber im Audi war doch was von Wert.«
    Le Page überhörte das und starrte düster auf die Ziegelmauer. Nach einer Weile sagte er: »Sie werden die Papiere nicht so leicht losschlagen können, diese Herrschaften.«
    »Vermutlich haben sie gehofft, Uhren und Ringe vorzufinden«, meinte Henri.
    »Also werden wir warten«, sagte Le Page. »Du hast doch Kontakte, nicht wahr? Bitte die mal, sich umzuhören, wie man so schön sagt.«
    »Gegen eine Belohnung?«
    »Bist du verrückt?«
    Danielle erschien. »Die Polizei steht vorm Laden.«
    Henri stöhnte auf. »Rigby?«
    Danielle schüttelte den Kopf. »Uniformierte.«
    »Die müssen nichts von mir wissen, Danielle«, sagte Le Page, stieg in seinen Wagen und ließ den Motor an.
    Danielle zuckte mit den Achseln, als würde ihr das weitere zweihundert Dollar einbringen.

    18

    Wyatts Überwachungsmonitor an der Wand zeigte das körnige Gesicht eines Mannes, der mit einer Tasche in der Hand vor dem Gebäude stand und in die Kamera oberhalb der Eingangstür blickte.
    Als Wyatt sah, dass es sich um Dr. Lowe handelte, sagte er »Acht-Null-Fünf« in den Lautsprecher und drückte einen Knopf, damit sich unten das Türschloss öffnete. Statt hinter dem Spion Position zu beziehen, trat er auf den Flur hinaus, wo er sowohl die Türen des Fahrstuhls als auch die Tür zum Treppenhaus im Auge behalten konnte. Die Türen des Fahrstuhls glitten auseinander. Doch als der Mann, der aus dem Lift trat, die Pistole sah, blieb er wie angewurzelt stehen.
    »Die werden Sie nicht brauchen«, sagte er zu Wyatt.
    Wyatt steckte die Waffe weg. »Doc.«
    »Schön, Sie wiederzusehen, Mr. Wyatt.«
    Wyatt nickte, bedeutete Lowe mit einer Handbewegung einzutreten, und schloss die Tür von innen. Der Doc war um die sechzig, klein, eher schmächtig, wenn auch mit einem Schmerbauch von der Größe eines Basketballs. Er gehörte nicht zu den Ärzten, die Kriminelle quasi schwarz behandelten — er hatte kein Suchtproblem, war kein Spieler und besaß noch immer seine Approbation —, doch er stand in Wyatts Schuld. Nachdem es Lowes Ehefrau gelungen war, eine einstweilige Verfügung zu erwirken und eine rigorose Scheidungsvereinbarung durchzusetzen, hatte der Doc Wyatt angeheuert, damit der drei Gemälde stehle, für die Lowe einst eine Menge Geld hingeblättert hatte: Einen Sidney Nolan, einen David Hockney und einen

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