Dirty Talk
fügte ich sauer hinzu und erntete für diese Bemerkung nur Gelächter.
„Dann war das vor deiner Zeit mit Hugh? Bevor du das Haus gekauft hast?“, fragte Kimberly. „Jo, ich dachte, du hast dich damals mit diesem Bergwanderer getroffen.“
„Ach ja, der Typ“, sagte Ivan gedehnt. „Erzähl ihnen die ganze Geschichte, Süße.“
„Ich habe echt ein tolles Talent, mir richtige Arschlöcher auszusuchen“, bemerkte ich.
„Wie schön, dass ihr jetzt wieder zusammen seid.“ Das kam von Liz, die bisher doch immer Patricks größter Fan gewesen war.
„Ach, dafür ist es fast noch zu früh.“ Ivan griff nach meiner Hand.
„Mein Gott, seht nur, wie spät es schon ist. Ich muss dringend in den Sender.“ Ich lächelte Kimberly an, die sich angeboten hatte, als Gastgeberin einzuspringen, wenn ich wegmusste. „Ihr könnt bleiben, solange ihr wollt. Esst bitte alles auf. Kimberly wird euch sonst die Reste aufdrängen.“
Kimberly folgte mir in die Küche, als ich mein Geschirr dorthin brachte. „Du bist also mit diesem süßen Kerl Ivan schon um die Häuser gezogen, während du noch mit Hugh zusammen warst.“
„Nein.“
Sie blickte mich prüfend an. „Und ich habe dir all meine Sympathien entgegengebracht. Du hättest mir davon erzählen können, weißt du? Wäre ja kein großes Ding gewesen. Ich dachte eigentlich, wir hätten diese Geheimniskrämerei hinter uns, aber das scheint wohl nicht der Fall zu sein.“
„Ich bin Ivan erst vor einer Woche oder so das erste Mal begegnet.“
„Ach, wirklich?“ Sie stippte ein paar Kuchenkrümel von meinem Teller auf. „Und wieso erzählt er dann diesen ganzen Scheiß?“
„Um mich auf die Palme zu bringen.“
„Dann sag ihm, er soll verschwinden. Was ist denn bloß los mit dir? Patrick ist echt angepisst, weil Ivan dich behandelt, als wärst du sein Eigentum. Du solltest wirklich mal klarstellen, wer hier der Chef im Ring ist.“
Ich schüttelte den Kopf. „Aber da wir schon über Geheimnisse reden. Wo ist dein geheimnisvoller Mann? Ich dachte, du bringst ihn mit?“
„Er ist bei seiner Familie“, erwiderte sie ziemlich ruhig. „Er ist verheiratet?“
„Geschieden. Er ist bei seinen Kindern und Enkeln. Wir wollten es ihnen nicht schon jetzt erzählen.“
„Ach so.“ Meine kraftlosen Versuche, wieder die moralische Oberhand zu gewinnen, waren kläglich gescheitert. „Ich muss mich umziehen.“
Ich lief nach oben und zog mir die dicken Wintersachen an, die ich beim Fahrradfahren trug. Als ich wieder nach unten kam, verlor ich noch eine Menge Zeit dabei, mich von meinen Gästen zu verabschieden, während ich mir in der Küche ein Truthahnsandwich machte.
Ich packte das Sandwich und einen Apfel in meinen Rucksack und holte den Fahrradhelm und das Fahrrad aus dem Wandschrank im Flur. Normalerweise stand es einfach offen im Flur, aber mit so vielen Gästen im Haus wäre es im Weg gewesen. Als ich das Rad an meine Hüfte lehnte und den Helm aufsetzte, kam Ivan aus dem Wohnzimmer, wo sich inzwischen die meisten Männer vor dem Fernseher versammelt hatten, um das Spiel zu gucken.
„Ich will nicht, dass du noch hier bist, wenn ich zurückkomme“, sagte ich. „Und ich will dich hiernach nie wieder in meinem Haus sehen.“
„Herrje, Jo! Ich dachte, das zwischen uns lief ganz gut.“
„Ganz gut? Die Hälfte meiner Freunde glaubt jetzt, ich hätte nebenher mit dir rumgevögelt, während ich noch mit meinem letzten Freund zusammen war.“
„Ich hab einfach das Gefühl, zwischen uns besteht eine ganz besondere Verbindung, Jo.“
„Nicht hier. Nicht im echten Leben. Wir sollen uns doch im echten Leben ignorieren, schon vergessen? Oder hat Harry dir aufgetragen, herzukommen?“
Er lehnte sich an die Wand. „Ja, er meinte, das wäre eine gute Idee.“
Ich zog meine Handschuhe an und schob das Fahrrad zur Haustür. „Tschüss, Ivan. Denk daran, was ich dir gesagt habe.“
Er öffnete die Tür für mich. In dieser Geste lag etwas Spöttisches. „Pass auf dich auf, Jo. Und sprich mit Harry.“
Er beugte sich vor, weil er mich küssen wollte, aber im selben Moment senkte ich den Kopf und rammte sein Gesicht mit meinem Helm. Das verschaffte mir wenigstens ein gewisses Maß an Befriedigung. Ich radelte durch die stille Nacht und sah den warmen Lichterglanz hinter den Fenstern der Häuser, wo andere Menschen den Feiertag begingen. Ich fuhr in der Mitte der Straße, um den größeren Wagen auszuweichen, die am Straßenrand parkten. Dann lenkte ich
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