Dirty Talk
welchen auf.“
Das wurde ja immer schlimmer. Immerhin hatte ich es in sein Apartment geschafft. Ich öffnete die Jacke und hängte sie an einen Haken an der Tür über eine von Patricks Jacken.
„Die Sendung heute Abend hat mir gefallen“, sagte er mit dem Rücken zu mir. Er stand in seiner winzigen Küche und stellte den Wasserkocher an.
„Es gab da diese angenehmen, freundlichen Schwingungen. Ich hatte viele Anrufer. Nur einer flippte aus, und das nur, weil ich mich geweigert habe, Charles Ives zu spielen. Wir haben uns dann auf ein Stück von Copland geeinigt.“
Der Wasserkocher piepste. Ich hörte das Klappern des Löffels, weil er den Teebeutel im Becher bewegte. Dann konnte ich in aller Ruhe seinen Arsch bewundern, als er sich bückte, um einen Tetrapak Milch aus dem Kühlschrank zu holen.
„Setz dich, Weib“, sagte er, als er sich mit dem Becher in der Hand umdrehte. Jetzt sah ich, warum er mit dem Rücken zu mir gestanden hatte: Er hatte in dieser weiten Baumwollhose eine riesige Erektion bekommen.
Natürlich tat ich so, als fiele es mir nicht auf, und nahm einfach nur den Becher von ihm entgegen. Ich setzte mich in den Sessel, auf den er deutete. Ich konnte hinter dem Wandschirm sein Bett sehen, das bereits zerwühlt war. Als hätte er schon geschlafen oder sei erst vor Kurzem aufgestanden. Zwischen meinen Beinen entwickelte sich eine schmerzliche Spannung, die ungefähr so heftig war, als säße ich auf einem Vibrator.
Aber ich war hergekommen, um mit ihm zu reden, ermahnte ich mich.
Den Becher in der einen Hand, zog Patrick mit der anderen einen Sessel heran, der meinem ähnelte. Mit dem Fuß schob er einen Hocker zwischen uns. Er hob die Sitzfläche an und drehte sie um 180 Grad. Schon stand ein Kaffeetischchen vor uns.
„Ich habe mich noch nicht für das Essen heute bedankt“, sagte er.
„Es war mir ein Vergnügen. Danke für deine Hilfe.“ Ich musste wirklich aufhören, meine Worte jedes Mal wieder als Anspielung zu begreifen. Es dauerte nicht mehr lange, bis ich nicht mehr in der Lage wäre, überhaupt ein Gespräch mit ihm zu führen. „Und danke, dass du die Küche aufgeräumt hast.“
„Kimberly hat das alles organisiert. Sie hat Ivan dazu gebracht, die meiste Arbeit auf sich zu nehmen.“ Er schmunzelte.
Das war mein Stichwort. „Gut, dass du ihn ansprichst. Ich wollte dir ohnehin noch was über ihn erzählen.“
Er hob die Augenbrauen. „Ach, das musst du aber nicht.“
„Aber ich finde, du solltest das wissen.“
Er winkte ab. „Ist nicht nötig.“
Er hatte schon wieder dieses böse Funkeln in den Augen. Ihm gefiel es geradezu, wenn ich mich unwohl fühlte! Zuerst hatte Ivan mich auf die Palme gebracht, und jetzt Patrick. Ich ignorierte seinen Einwand und fuhr fort: „Egal, was er dir erzählt hat, das meiste stimmt nicht. Wir kennen uns noch nicht so lange, auch wenn er was anderes behauptet. Und wir haben auch keine irgendwie längere Beziehung gehabt. Und zwischen uns besteht keine wie auch immer geartete Verbindung.“
„Aha.“ Patrick nahm einen Schluck Tee. „Kann es denn sein, dass Ivan eine gewisse Verbindung zu der Nacht hat, als du nach Hause kamst und aussahst wie ein Bonustrack aus einem Pornofilm? Also, das ist jetzt nur wilde Spekulation, aber …“
„Ja.“
„Aha!“ Er stellte seinen Becher mit einem leisen Knall auf den provisorischen Kaffeetisch.
Ich wartete. Ich wollte ihn nicht in das ganze Ausmaß meines Debakels mit der Gesellschaft einweihen. Nicht jetzt schon. Sollte ich ihm einfach für den Tee danken und gehen? Ich schaute auf die karamellfarbene Flüssigkeit in meinem Becher und fragte mich, wie viel Koffein der Tee wohl enthielt. Ich wollte heute Nacht nicht zittrig und in jeder Beziehung unbefriedigt wach liegen.
„Ich wollte dir nur sagen … Du meintest, wenn ich bereit bin, sollte ich dir … Und heute beim Essen, da …“ Ich verstummte, weil mir jetzt erst so richtig bewusst wurde, was ich zu tun im Begriff stand. Erst vor ein paar Wochen hatte ich Mr D. erklärt, ich wolle lieber allein sein, weil ich nicht den Ballast auf mich nehmen wollte, die eine neue, echte Beziehung mit sich brachte. Oder den Schmerz und die Trauer, die nach dem Scheitern einer Beziehung unweigerlich folgten. Und jetzt hatte ein anderer Mann mir öffentlich seine Gefühle gestanden – und in jenem Moment hatten Patricks und mein Blick sich über dem Tisch im Esszimmer getroffen, und wir hatten gewusst, was wir wollten. Aber jetzt konnte es
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