Dirty Talk
fragte die Frau zu seiner Rechten leise. Ihre Augen funkelten hinter der Maske. Die Stimme war heiser und sexy und erinnerte ihn an Jo.
Er hob sein leeres Wasserglas, als wollte er einen Toast ausbringen. Insgeheim fragte er sich, ob er ihr schon mal begegnet war, oder worüber er mit ihr reden sollte. Wenn es ihm überhaupt gelang, ein vernünftiges Gespräch zu führen. Er kniff die Augen zusammen und starrte auf ihre Platzkarte. Kurz überlegte er, seine Brille aufzusetzen.
„Tut mir leid, ich kann mich nicht erinnern, ob wir schon mal gevögelt haben“, sagte die Frau plötzlich.
Was? Er starrte sie an. Sie hatte „getroffen“ gesagt, ganz bestimmt. Ob sie sich schon mal getroffen haben. Genau.
„Ich glaube nicht. Ich bin das erste Mal hier. Mein Name ist Patrick.“
„Ich heiße Jackie. Freut mich, dich kennenzulernen.“ Sie reichte ihm die Hand. „Oh, du bist der Patrick.“
Das musste der Schnaps sein, der sein Gehör trübte. „Ja, ich bin Patrick. Ist das irgendwie von Bedeutung?“
Sie kicherte und legte die Hand auf sein Knie. „Ich kann es kaum erwarten, was nachher kommt.“
„Tatsächlich? Was hast du denn vor?“
„Das kommt drauf an, was du vorhast, Süßer.“ Ihre Finger strichen auf seinem Oberschenkel rauf und runter.
Er schob ihre Hand beiseite und griff nach dem Brotkorb. „Nimm doch ein Stück Brot.“
„Oh, du bist so gemein!“ Sie zog einen hübschen Schmollmund. „Also, was magst du?“
„Was ich mag?“
„Ja! Worauf stehst du?“
„Skifahren, Musik. Ich fange gerade an, mich mit Klassik zu beschäftigen, aber ich mag Jazz. Ich boxe und gehe ins Fitnessstudio. Und du?“ Aber sie hatte sich schon abgewandt und redete mit dem Mann zu ihrer Rechten.
22. KAPITEL
Ich wünschte, Patrick und ich könnten nebeneinandersitzen. Er war in ein angeregtes Gespräch mit der Frau zu seiner Linken vertieft, und ich war eifersüchtig, weil sie seine ganze Aufmerksamkeit bekam. Aber nachher hätte ich ihn ganz für mich allein.
Das Essen war köstlich und ich war schier am Verhungern. Ich hatte es in der Bibliothek nur mit Mühe geschafft, mir ein paar Hors d‘Œuvres zu genehmigen, um den extrem starken Cocktails eine Grundlage zu verschaffen. Patrick hatte auch einige Gläser gekippt, ohne dass der Alkohol eine besonders starke Wirkung auf ihn entfaltete. Jetzt beobachtete ich, wie er Wein trank. Ich erinnerte mich noch recht gut daran, wie er betont hatte, er würde nichts trinken, und ich war jetzt schon ein wenig in Sorge, dass er mich entweder angelogen hatte oder dass er übertrieb. Vielleicht ging er einfach nur ein Risiko ein. Aber er war ein erwachsener Mann, und ich vermutete, er wüsste ganz genau, was er da tat.
„Du bist also Jo“, sagte der Mann neben mir. Er nahm meine Hand und küsste die Fingerknöchel.
Ein paar Plätze weiter unten an der Tafel saß Patrick auf der anderen Seite des Tischs. Irgendwie schien er zu spüren, was bei mir los war, denn er starrte zu uns herüber. Ich lächelte ihn an. Sollte er ruhig ein bisschen schwitzen. Wenn er später noch irgendwelche Spielchen mit mir spielen wollte, konnte ich das schon längst.
„Ja, ich bin Jo“, bestätigte ich meinem Sitznachbarn. „Warum habe ich nur das Gefühl, dass ich bei allen schon berüchtigt bin?“
„Oh, aber das bist du. Du bist das böse Mädchen unten aus dem Großen Saal und aus dem Heer der Drohnen. Du bist die Einzige, die so klug war, nach oben zu entwischen.“
„So schwer war das nun auch wieder nicht.“ Vor mir tauchte ein Teller auf mit einer Köstlichkeit, die wunderschön arrangiert war. Mir kam der Gedanke, dass vermutlich jeder in diesem Raum zugesehen hatte, als ich ausgepeitscht wurde und danach einen Orgasmus bekam. Ich hoffte nur, niemand würde Patrick gegenüber etwas Indiskretes sagen.
„Und nach dem heutigen Abend …“ Er zuckte mit den Schultern. „Es geht das Gerücht, du seist damit erfolgreich gewesen.“
Ich nickte und fragte mich insgeheim, ob sich die Leute vor allem deshalb der Gesellschaft anschlossen, weil es hier nicht nur um Sex ging, sondern weil man sich so geheimnisumwittert geben konnte. Ich wollte meinen Nachbarn gerade fragen, ob er Mr D. kannte, aber ich hatte ja schon früher feststellen dürfen, dass er unter diesem Namen hier nicht bekannt war. Ich schaute mich am Tisch um, ob ein großer schlanker Mann mit dunklem Haar unter den Gästen war. Natürlich gab es mehrere, auf die diese Beschreibung zutraf. Das Summen der
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