Dirty Talk
komm schon, Jo. Sei nicht albern“, beschwichtigte Harry mich.
Ein anderes Paar setzte sich aufs Bett. Die Frau saß rittlings auf dem Schoß des Mannes und ihr Rock war bis zu den Hüften hochgeschoben. Nur langsam wurde mir bewusst, dass die beiden vögelten.
„Jetzt schaut euch das mal an“, rief Harry, öffnete seine Hose und holte seinen harten Schwanz raus. „Wer könnte mir denn mal helfen, etwas dagegen zu tun? Jo?“
Die Frau, die ihm das Eis gebracht hatte, ging vor ihm auf die Knie, um es ihm mit dem Mund zu besorgen.
Ein Typ setzte sich in den Sessel und schaute ihnen zu. Auch er hatte seinen Schwanz in der Hand.
„Harry“, sagte ich. „Das war’s. Ich verlasse die Gesellschaft. Ich will nie wieder irgendwas von dir oder deinen Freunden hören. Du hast mich ein Mal zu oft aufs Kreuz gelegt.“
„Ich hab’s begriffen“, erwiderte er. Inzwischen atmete er schwer. Seine Hände ruhten auf dem Kopf der Frau.
Ich schob ein Pärchen beiseite, das an die Wand gelehnt fickte, um an meinen Rucksack zu kommen. Ich verließ fluchtartig das Zimmer. Der Flur war still und leer. Die Tür schloss sich mit einem leisen Klicken hinter mir. Die nächste Tür stand offen, und ich erhaschte einen Blick auf den Zuschauerraum. Die Luft darin war schwer vom Geruch nach Schweiß und Samen, und auf dem Flur standen ein paar Weingläser zwischen achtlos weggeworfenen Kleidungsstücken. An der einen Wand war der Einwegspiegel angebracht. Dahinter erblickte ich ein Durcheinander aus halb nackten, ineinander verkeilten Körpern …
Die meisten Spiegel sind Einwegspiegel …
Zu spät erinnerte ich mich an das, was Mr D. mir erzählt hatte. Wie dumm ich gewesen war!
Ich öffnete die Strapshalter, rollte die Strümpfe nach unten und warf sie einfach weg. Dann zog ich die Jeans und den Pullover nebst Unterwäsche aus dem Rucksack, die ich für den nächsten Tag eingepackt hatte. Ich ließ den Bademantel fallen und zog mich an. Dann trat ich wieder in den Flur, schloss die Tür hinter mir und ließ die Geräusche und diesen widerlichen Anblick hinter mir. Als ich mich hinkniete, um meine Sneakers zuzubinden, fiel die erste Träne aus meinem Auge.
„Jo.“ Die Stimme war tief und mir nur allzu vertraut. Früher war es mal die Stimme gewesen, die ich von allen auf der Welt am liebsten hörte.
„Fick dich!“ Ich wischte die Tränen weg und stand auf. „Du warst es, der mir den Bademantel um die Schultern gelegt hat, stimmt’s?“
Er neigte zustimmend den Kopf.
Ich stand Mr D. von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Der Moment, nach dem ich mich so gesehnt hatte, war da. Der Moment, vor dem ich mich gefürchtet hatte. Ich fühlte nur noch erschöpfte Verzweiflung.
Er reichte mir ein Taschentuch. Ein richtiges Stofftaschentuch aus gestärkter Baumwolle. Ein Kavalier alter Schule. Ich sah ihn an. Der Mann stand vor mir, der meine Fantasien befeuert und meine Geheimnisse so lange bewahrt hatte (hatte er das wirklich?). Ich kannte seine Stimme, ich hatte ihn ja schon einmal gesehen und wusste daher, dass er groß und schlank war. Dass er dunkles Haar hatte, das von erstem Silber durchzogen war. Er trug keine Maske. Seine Augen waren unter den geraden schwarzen Brauen dunkelbraun, die Haut etwas olivfarben. Er war attraktiv, die Gesichtszüge fein ziseliert und die Wangenknochen wunderschön. Die Nase war ganz leicht gebogen. Er war nicht mehr jung, ich schätzte ihn auf fast fünfzig. Aber die Fältchen um seine Augen verliehen seiner Schönheit eine gewisse Tiefe und gaben ihm etwas Geheimnisvolles.
Trotzdem ließ er mich in diesem Moment völlig kalt.
Ich sprach zuerst. „Sag mir nicht, du hast geglaubt, ich wüsste, was hier abgeht. Damit würdest du meine Intelligenz beleidigen.“
„Ich habe dir Schmerzen bereitet. Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid mir das tut.“
„Dann versuch es erst gar nicht.“ Ich nahm meinen Rucksack und schwang ihn über die Schulter. Meine Daunenjacke hatte ich im Zimmer vergessen, aber dafür war es jetzt zu spät. Wahrscheinlich wurde sie bereits als Unterlage für einen wilden Fick missbraucht.
„Jo“, setzte er erneut an. „Willst du denn gar nicht wissen, wie unsere Geschichte zu Ende geht?“
Seine leisen Worte trafen bei mir einen wunden Punkt. Ich lehnte das Gesicht an die Wand und weinte um all das, was ich verloren hatte. Um Mr D. und Patrick, einfach um alles. Sogar um den kleinen Blutklumpen, den ich vor einem Jahr einfach verloren hatte.
Er besaß
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