Dirty Talk
in der Gunst stand. Außerdem käme sie vielleicht wirklich auf die Idee, mir die Weintrauben zu schälen, denn sie war in einer sehr unterwürfigen Stimmung. Und ich wollte nicht darüber nachdenken müssen, wo sie an diesem Abend mit ihren Fingern schon gewesen war.
„Jennifer? Wenn sie einen nach oben schicken, was passiert dann?“
„Es bedeutet, dass jemand dich ausgewählt hat. Und du musst das machen, was sie von dir verlangen. Was mich aber interessiert, ist die Frage, wie du die Nummernkombination für die Tür herausgefunden hast.“
„Ich hab einfach geraten.“
„Wow.“ Sie schien ehrlich beeindruckt. „Ich glaube, das hat vor dir noch keiner geschafft. Wie ist es da oben?“
„Toll. Das ist ein großartiges Haus. Es muss mindestens hundert Jahre alt sein.“
„Nein, das meine ich nicht. Was machen sie da oben?“ An Architektur war Jennifer nicht interessiert.
„Sie essen. Lindy lag ausgestreckt auf dem Tisch, wie ein Tischaufsatz. Sie war mit Blumen und Obst überhäuft.“
„Krass!“ Sie zog die Nase kraus. „Haben sie das Zeug einfach so von ihr gegessen?“
„Nein. Es war einfach ein formelles Dinner.“
Die Türklingel schrillte, und Jennifer zog mir die Decke weg und knüllte sie zusammen. „Sieh sexy aus!“, zischte sie mir zu, während sie sich in eine verführerische Pose warf.
„Welchen Unterschied macht das denn? Glaubst du nicht, dass sie wissen, für wen sie hier reinkommen?“
„Ja schon, aber … na ja, so machen wir das eben.“
Ich legte mich auf die Seite. Was auch immer in der Creme gewesen war, es hatte den Schmerz beträchtlich zu lindern vermocht.
Angela kam in den Raum und küsste Pete auf die Wange, als er sie begrüßte. Dann nickte sie in meine Richtung. „Die da“, sagte sie verächtlich. An mich gewandt fügte sie hinzu: „Du siehst schrecklich aus.“
Ich stand auf und streckte mich etwas, während sie mich mit verschränkten Armen beobachtete und mit dem Fuß trommelte. „Als ob ich nicht ohnehin genug zu tun hätte“, fügte sie hinzu.
„Was machst du denn?“, fragte ich. „Außer für die großen Jungs irgendwelche Aufträge zu erfüllen, meine ich.“
Sie wandte sich an Pete. „Das nächste Mal soll Ivan ihr diese Dreistigkeit mit ein paar saftigen Hieben austreiben, ist das klar? Bereit, Jo?“ Sie hielt die Tür für mich auf, und ich winkte den Anwesenden zum Abschied zu. Dann verließ ich mit vorsichtigen, nicht zu schnellen Schritten den Raum.
Das Erste, was Angela tat, nachdem wir in den Umkleideraum zurückkehrten, war, wieder in ihre pinkfarbenen Plüschpantoffel zu schlüpfen. Sie fluchte dabei leise. Dann machte sie sich daran, mich zu säubern. Sie schminkte mein Gesicht ab und versorgte die Haut anschließend mit einer teuren, dezent duftenden Feuchtigkeitscreme. In einem Plastikkulturbeutel suchte sie nach Foundation und Rouge, die zu meiner Haut passten. Sie verwendete teure europäische Marken, nach denen ich bei nächster Gelegenheit Kimberly fragen wollte. Dann wählte sie einen grüngrauen Lidschatten, den ich mir nie im Leben ausgesucht hätte, fügte ein silbriges Highlight unterhalb der Augenbrauen hinzu und betonte die Wimpern mit dunkelgrauem Eyeliner.
„Schau nach oben !“ Sie wedelte mit einem Mascara-Applikator vor meinen Augen.
„Ich trage keine Mascara.“
„Heute Nacht tust du es, Süße. Nicht blinzeln.“
Sie bestäubte mein Gesicht mit einem glitzernden Puder und vollendete ihr Werk mit einem knallroten Lippenstift. Ich war erschrocken und zugleich erfreut, als sie mir endlich gestattete, mein Spiegelbild zu bewundern. Ich sah hübsch aus. Und ich sah nicht gerade oft hübsch aus – zumindest nicht so hübsch wie jetzt. Außerdem sah ich mehr wie eine Hure aus als je zuvor in meinem Leben.
„Ich denke, das wird genügen“, bemerkte sie verärgert.
„Wow, du bist wirklich gut“, sagte ich. „Wo hast du das gelernt?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich war mal Model. Ist lange her. Da lernt man so was eben. Hier, du musst noch ein anderes Höschen anziehen.“
„Ich mag mein Höschen.“
Sie schaute mich abfällig an. „Inzwischen ist das vermutlich ziemlich durch, nach dem, was du heute getan hast. Außerdem hat er ausdrücklich nach diesem Slip gefragt.“
„Wer?“
Sie ignorierte meine Frage und fischte ein weißes Baumwollhöschen aus einem Wäschekorb, der in der Ecke stand. Jemand hatte sich sogar die Mühe gemacht, es zu bügeln. Das war nicht gerade das Model
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