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Dirty Talk

Dirty Talk

Titel: Dirty Talk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Mullany
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sank in den Ledersitz und weinte den ganzen Weg zurück in die Stadt. Ich war frustriert, wütend, fühlte mich betrogen und war so traurig, dass mir die Worte fehlten.
    Kein Wunder, dass ich so scheiße aussah. Ich duschte ausgiebig, und als ich ins Bett kroch, war schon fast wieder Morgen.
    „Kimberly?“ Ich balancierte einen Latte macchiato auf dem zweiten, als ich an ihre Bürotür klopfte. Ich wusste, dass sie heute früh keine Termine hatte, und war neugierig, warum sie die Tür geschlossen hatte.
    Vorsichtig öffnete ich. Kimberly sprang auf und nahm mir den oberen Becher ab.
    „Im Zirkus wirst du nie einen Job bekommen.“
    „Verflixt! Und ich hatte mir gerade erst überlegt, mit dem nächsten Zirkus durchzubrennen.“ Ich hob den Deckel von meinem Latte. „Hast du zu tun?“
    „Ein paar Minuten hab ich Zeit.“ Sie lächelte fast. „Du bist für einen Montag aber ziemlich früh da.“
    Ich setzte mich. „Wie geht’s dir so?“
    „Ganz gut. Ziemlich viel zu tun. Und dir?“
    „Ach, auch gut. Auch viel zu tun.“ Ich atmete tief durch. „Kimberly, tut mir leid, wenn ich zuletzt so … distanziert war. Ich habe versucht, ein paar Dinge in Ordnung zu bringen.“
    „Und hast du die Dinge in Ordnung gebracht? Bist du bereit, wieder am echten Leben teilzuhaben?“
    „Ja.“
    Sie runzelte die Stirn. „Gestern hat mich Patrick angerufen. Er hat sich Sorgen um dich gemacht.“
    „Oh.“
    „Es war morgens um acht. An einem Sonntag!“ Sie nahm einen Schluck Kaffee. „Ich hatte Gesellschaft. War irgendwie eine komische Situation.“
    „Das tut mir wirklich leid.“ Noch vor einer Woche hätte sie mir sofort erzählt, wer er war. Aber ich wollte unseren zerbrechlichen Burgfrieden nicht sofort wieder auf die Probe stellen. „Was hat er gesagt?“
    „Patrick? Er dachte, du hättest dich da in etwas ziemlich Ungesundes gestürzt, weil du mitten in der Nacht heimkamst und ausgesehen hast, als hätte dich jemand zusammengeschlagen. Er dachte, du bräuchtest vielleicht Hilfe.“ Sie schaute auf die Uhr. „Ich muss jetzt zu diesem Meeting. Lass von dir hören, Jo! Lass es mich wissen, wenn du unter der Woche freihast, dann können wir was unternehmen. Und vielen Dank für den Kaffee.“
    Sie stolzierte in ihren Cowboystiefeln hinaus; Handtasche, Geldbörse und Kaffee hielt sie irgendwie mit beiden Händen fest, und über einen Arm hing noch eine Wildlederjacke mit Fransen.
    „Ist die neu?“ Ich streichelte das Wildleder. „So ein schönes Teil!“
    „Danke. Und? Brauchst du im Moment Hilfe?“
    Ich zögerte und hoffte, dass es ihr nicht auffiel. „Nein, mir geht’s gut. Ich bin nur zu spät und ziemlich müde heimgekommen. Ich glaube, das hat Patrick einfach ein wenig verschreckt.“
    Sie nickte und kramte in ihrer Handtasche nach den Autoschlüsseln. „Wir sehen uns, Süße.“
    Ich sah ihr nach, als sie das Foyer durchquerte und nur kurz stehen blieb, um ein paar Worte mit dem Senderchef Bill zu wechseln, ehe sie an der Rezeption vorbeiging und das Gebäude verließ.
    Ich spazierte in meinen Bürowürfel und widmete mich der Leserpost und ein paar neuen Aufnahmen, die uns von den Plattenfirmen zugeschickt wurden. Ich war unruhig und unzufrieden. Ich wünschte, ich hätte Kimberly alles erzählen können. Wenn ich mich auf das beschränkte, was Samstagnacht passiert war, ergab die Story allerdings keinen Sinn. Und ich war noch nicht bereit, ihr oder sonst jemandem die komplette Geschichte zu erzählen. Die Geschichte, wie man mich überlistet und reingelegt hatte.
    Es war erst zehn Uhr in der Früh. Unter anderen Umständen wäre ich vermutlich den ganzen Tag bis spät in der Nacht im Sender geblieben. Es gab immer genug zu tun – Projekte mussten geplant und durchgeführt werden, zum Beispiel.
    Aber heute ging das nicht. Ich verließ den Sender durch die Hintertür und spazierte über den Radweg, den ich sonst immer auf dem Weg zur Arbeit entlangfuhr. Ich dachte intensiv über die Ereignisse von Samstagnacht nach. Was passiert war, nachdem Angela mich sanft in den Raum geschoben hatte.
    Ich fühlte mich zu dem Zeitpunkt noch wütend und verletzt, glaubte aber auch, dass ich Mr D. durchaus verzeihen konnte. Ich verstand, dass seine Handlungen von der komplizierten und beinahe überbordenden Komplexität getrieben wurden, die er am menschlichen Verhalten so sehr schätzte. Ich war zumindest darauf eingestellt, nun endlich seine Erklärungen anzuhören, und ich wappnete mich, ihm meine Wut

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