Dirty Talk
reinigen.
Danach kehrte ich in meinen Bürowürfel zurück und verschickte ein paar E-Mails, um meine Schichten für die kommenden Tage abzudecken. Ich erledigte einen ganzen Eingangskorb Papierkram und plante das Programm der nächsten Sendungen. Ich räumte richtig auf. Ich wollte nämlich ein paar Tage Urlaub nehmen und Überstunden abfeiern. Endlich wieder ausruhen und entspannen. Ich schaute im Internet, wie hoch der Schnee oben in den Skigebieten lag und wie die Bedingungen waren. Es sah richtig gut aus. Ich dachte sehnsüchtig an meine eiserne Wachsreserve daheim im Keller und freute mich auf den Moment, wenn ich die Skier mit nach unten nahm und sie vorbereitete. Ich überlegte sogar schon, welchen Wollpullover und welche Daunenweste ich anziehen konnte, welche Handschuhe und welche Mütze. „Kann ich helfen?“
Ich sah über die Schulter. Patrick stand hinter mir. Er schien belustigt, und ich fragte mich, wie lange er wohl schon den Anblick meines Hinterns bewundert hatte. Ich kniete auf dem Boden und kramte die Sachen aus dem Wandschrank im Flur.
„Alles in Ordnung.“ Endlich fand ich meine Skistiefel und wenigstens einen Handschuh, den ich über die Schulter nach hinten warf.
Er sah auf meine Skier und die Skistöcke, die auf dem Boden lagen. „Wo willst du denn hin?“
„Ich weiß es noch nicht. Irgendwo oberhalb der Schneefallgrenze jedenfalls.“
„Ja, stimmt. Hab gehört, die haben mindestens fünfzehn Zentimeter. Schnee“, fügte er hinzu, als merke er erst im Nachhinein, dass ich seine Worte doppeldeutig verstehen könnte.
„Möchtest du mitkommen?“ Ich fand einen anderen Handschuh. Leider keinen, der zum ersten passte, aber es ging auch so. „Skifahren, meine ich.“ Jetzt machte ich es auch schon.
„Klar. Wann?“
„Morgen. Ich fahre.“
„Toll.“ Er legte einen Umschlag auf das Tischchen im Flur. „Die Miete.“
Unsere Unterhaltung wurde etwas weniger verkrampft und nicht so einsilbig, als wir vereinbarten, wann wir losfahren wollten, und über die richtige Skistrecke diskutierten. Noch während wir redeten, bedauerte ich meine Einladung bereits. Ich hatte mich nach Einsamkeit gesehnt und wollte nachdenken und abschalten. Ich wollte mich nicht verpflichtet fühlen, mit jemandem Konversation zu machen, den ich kaum kannte. Aber sofern er keinen Rückzieher machte – und das würde mich genauso verstören –, war ich wohl oder übel gezwungen, mit ihm zu fahren.
Ich fühlte mich schlecht, weil ich Vorbehalte hatte. Schließlich war er mir zur Hilfe gekommen, als ich mich gestern Nacht ausgesperrt hatte. Und inzwischen waren wir schon ein bisschen miteinander vertraut. Und das war auch so ein Thema, mit dem ich mich nicht wohlfühlte – dieses körperliche Interesse, das gelegentlich zwischen uns aufflammte.
Verflixt, ich war quasi eine Orgien- und BDSM-Veteranin! Warum ließ ich mich von so einem kleinen, unbedeutenden Flirt aus der Ruhe bringen?
Die Sonne schien strahlend hell durch die Fenster, während wir am nächsten Morgen den Highway hinauf ins Hochland fuhren. Patrick saß neben mir und fummelte am Radio herum, bis wir das Signal verloren. Er sagte nicht viel. Wir hatten beide einen großen Becher Kaffee und schafften es unabhängig voneinander, uns mit den Kaffeespritzern einzusauen. Keiner von uns sah so aus, als sei er soeben dem neuesten L.L.Bean-Katalog entstiegen, obwohl meine Daunenweste, die ich bei einem Garagenverkauf ergattert hatte (und die nach ein paar Flickarbeiten wieder tipptopp war), von ihrem Vorbesitzer genau dort bestellt worden war. Ich trug meine Radlerhose und Seidenunterwäsche, damit ich nicht auskühlte, und dazu den Pullover mit dem Loch am Ellenbogen, den Hugh bei mir gelassen hatte. Patrick trug ein wirklich schreckliches kariertes Wollhemd mit Farbflecken, dazu eine Cordhose und knallrote Gamaschen.
„Wir werden auf keinen Fall irgendwelche Modelwettbewerbe gewinnen“, bemerkte er.
„Ist ja nicht so, als wollten wir in einer Bar in Aspen rumhängen“, gab ich zurück. „Wir haben keinen Radioempfang mehr. Willst du eine CD aussuchen?“
Er kramte in meiner Sammlung. „Hast du auch was anderes als Opern?“
„Nein.“
Er zuckte die Schultern. Die nächste Stunde hörten wir Verdi. Ich versuchte, nicht ängstlich das Lenkrad zu umklammern, wenn Lastwagen an uns vorbeidonnerten. Ich glaube, Patrick bemerkte meine Sorge, aber er war so taktvoll, nichts dazu zu sagen. Als wir vom Highway abfuhren, kämpfte er mit der
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