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Dirty

Dirty

Titel: Dirty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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Stühle und ein Sideboard stellen sollte. Nicht wegen der fehlenden Fenster oder der monströsen Hängelampe, die ich noch nicht entfernt hatte. Ich hasste das Esszimmer, weil es mich ständig daran erinnerte, wie unmotiviert ich war, die Renovierung zu beenden.
    Ich hatte ein etwas baufälliges Reihenhaus in einem Teil der Stadt gekauft, den der Bürgermeister als?“unterprivilegiert“ bezeichnete. Die Gegend war wirklich nicht gerade toll, aber es wurde langsam besser. Die Stadtverwaltung war bemüht, Harrisburg wieder mit Leben zu füllen, und hatte ziemlich viel Geld dafür ausgegeben. Es war angenehm, Nachbarn zu haben, die Sportwagen fuhren, statt sie zu klauen.
    Ich hatte das Haus renoviert, nicht umgebaut, weil ich es im Original erhalten wollte, egal wie unpraktisch das in Bezug auf Schränke und Badezimmer war. Ein Zimmer nach dem anderen hatte ich gestrichen. Wie bei meiner Kleidung bevorzugte ich klare, neutrale Linien. Weiße Wände, stabile Möbel, die ich zumeist auf Auktionen oder Flohmärkten erstand, nicht weil ich mir keine neuen Möbel hätte leisten können, sondern weil ich alte einfach lieber mochte. Außerdem besaß ich ein paar Schwarz-Weiß-Fotos, einige Kerzen und Vasen – wobei es sich dabei meist um Geschenke handelte. Es gab ein eingebautes Regal voller Bücher und einen funktionierenden Kamin, vor dem ich sie lesen konnte.
    Heute Abend war Gavin wieder da. In der letzten Woche hatte ich ihn nur selten zu sehen bekommen, allerdings öfter als einmal gedämpftes Geschrei aus dem Nachbarhaus gehört. Doch heute saß er wieder mit einem Buch vor meiner Tür. Trotz des warmen Wetters trug er ein riesiges schwarzes Sweatshirt mit aufgestellter Kapuze, und er sah Darth Vader so ähnlich, dass ich nicht anders konnte, als meinen ironischen Kommentar dazu abzugeben.
    „Es ist zu anstrengend, den dunklen Mächten zu widerstehen, nicht wahr?“
    Mein Witz verpuffte einfach. Gavin betrachtete mich aus dem Schatten seiner Kapuze heraus mit ernstem, blassem Gesicht. Er stand auf. „Hm?“
    „Die dunklen Mächte … vergiss es.“ Ich wollte ihn nicht fragen, ob er die Star-Wars-Episoden gesehen hatte, also schloss ich die Haustür auf, und er folgte mir hinein. „Willst du mir beim Streichen helfen?“
    „Klar doch.“
    Er war nie besonders redselig gewesen, aber das war selbst für seine Verhältnisse unkommunikativ. Während ich Tasche und Post auf den Tisch legte, warf ich ihm einen Seitenblick zu. Doch er eilte sofort ins Esszimmer, wobei er sein Sweatshirt über den Kopf zog und es ordentlich über eine Stuhllehne legte. Darunter trug er ein einfaches graues T-Shirt. Als er sich vorbeugte, um die Farbeimer zu öffnen, rutschte das T-Shirt aus der Hose und entblößte einen Teil seines Rückens. Er wirkte dünner als je zuvor. In letzter Zeit hatte ich das Auto seiner Mutter nicht mehr gesehen, was bedeutete, dass sie nicht da war, wenn ich nach Hause kam. Vielleicht hatte sie ihm kein Abendessen gemacht.
    „Möchtest du was essen?“
    Er blickte über die Schulter. „Klar.“
    Ich steckte zwei Tiefkühlpizzas in den Ofen und ging nach oben, um mich umzuziehen. Als ich wieder herunterkam, hatte Gavin bereits die Pinsel und Rollen ausgebreitet. Der Wecker am Ofen klingelte, er erhob sich und drehte sich zu mir um.
    Ich blieb wie angewurzelt stehen, als ich seine Arme erblickte, die sonst immer bedeckt waren. Seine Haut war vernarbt, drei oder vier dünne, wütend rote Linien. Schnitte.
    „Was ist mit deinem Arm passiert?“
    Er zog die Ärmel seines T-Shirts tiefer. „Meine Katze hat mich gekratzt.“
    Ich nahm die Pizza aus dem Ofen und nutzte das als Entschuldigung dafür, dass ich nichts darauf entgegnete. Vielleicht hatte seine Katze ihn wirklich gekratzt. Vielleicht sagte er die Wahrheit. Ich fragte nicht weiter.
    Diesmal aß er nur zwei Stücke Pizza und nicht vier wie sonst, doch auch das kommentierte ich nicht, sondern wickelte die zwei in Folie und legte sie auf den Tisch.
    „Nimm das mit, wenn du gehst“, sagte ich. „Ich esse sie sowieso nicht.“
    Er lächelte ein klein wenig. „Okay.“
    Ich musste das Bedürfnis unterdrücken, ihm durchs Haar zu wuscheln. Er war ein Kind, aber nicht mein Kind – und er war bereits fünfzehn. Fünfzehnjährige Jungs finden es bestimmt nicht toll, das Haar verwuschelt zu bekommen. Er fragte, ob er Musik auflegen dürfe. Meine CD-Kollektion schien ihn zu verblüffen.
    „Sie haben da ein paar coole Scheiben, Miss Kavanagh.“ Er hielt

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