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Dirty

Dirty

Titel: Dirty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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weiß. Bringen Sie bitte die Rechnung?“
    Der Kellner, der uns erschrocken beäugt hatte, zog sich zurück. Meine Mutter sah mich wütend an. Ich hatte keine Wut mehr übrig. Ich konnte nur ausdruckslos starren.
    „Der Kellner kennt dich nicht ma?“, erklärte ich ihr. „Und noch viel wichtiger: Es ist ihm vollkommen egal.“
    „Darum geht es nicht.“ Sie blickte düster.
    Ich konnte nicht länger gegen sie kämpfen. Das Mittagessen lag mir wie ein Stein im Magen. Wieder wischte ich meinen Mund ab, dann meine Hände und legte die Serviette so über meinen Teller, dass der halb gegessene Cheeseburger mich nicht länger vorwurfsvoll anblicken konnte.
    „Du solltest uns wirklich besuchen. Bevor es zu spät ist.“
    Ach, na endlich. Endlich erwähnte sie den wahren Grund für dieses Mittagessen. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich habe sehr viel zu arbeiten.“
    Sie schoss nach vorn und öffnete den obersten Knopf meiner Bluse. Ihr Gesicht verzerrte sich.
    „Arbeit. So nennst du das also?“
    Ich legte eine Hand an meinen Hals, dann knöpfte ich die Bluse wieder über dem kleinen rosa Knutschfleck zu, den sie entblößt hatte. „Ich habe einen Beruf …“
    „Bist du eine Hure?“ Sie lächelte höhnisch. „Ist das dein Beruf? Vielleicht hält dich das davon ab, eine gute Tochter zu sein. Vielleicht hast du zu viel damit zu tun … schmutzig zu sein.“
    Wenn man nicht gerade in einen Spiegel schaut, kann man sich seinen eigenen Gesichtsausdruck nicht vorstellen, aber ich hatte das Gefühl, dass mein Ausdruck kalt und leer wurde. Und so musste es auch gewesen sein, denn sie verzog triumphierend die Lippen. Oh, was für Spiele wir ständig spielen, selbst wenn wir wissen, dass wir sie nicht gewinnen können.
    „Treibst du es mit deinem Chef, Ella? Hat er dir diesen Knutschfleck verpasst?“
    „Ich dachte, du hättest Angst, dass ich keinen Mann find?“, entgegnete ich im gleichen süßlichen Ton wie sie.
    Wir haben nicht nur dieselben Augen, Lippen und Haare. Wir sind auch beide auf unsere Art rachsüchtig. Sie ist zwar die Königin darin, Groll zu hegen, aber ich könnte glatt als Herzogin durchgehen. Ich weiß, dass Worte tiefer verletzen können als ein Messer, ich habe es von der Meisterin höchstpersönlich gelernt.
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich schäme mich so für dich, Ella.“
    Ich schwieg. Sagte kein Wort, und damit gewann ich. Sie konnte Stille nicht aushalten. Sie brauchte Treibstoff, um mit einer Tirade fortzufahren, und ich gab ihr keinen, obwohl mir hinterher die Zunge wehtat, so fest hatte ich daraufbeißen müssen.
    Sie stand auf und klemmte sich ihre elegante Handtasche unter den Arm. „Du brauchst mich nicht hinauszubegleiten. Ich nehme mir ein Taxi. Und, Ella, du solltest uns wirklich besuchen. Wenn schon nicht meinetwegen, dann tu es wenigstens für deinen Vater.“
    „Und vielleicht für die Nachbarn?“
    Tja, und damit hatte ich verloren, nur weil ich es nicht durchgehalten hatte, zu schweigen. Meine Mutter fand es nicht sonderlich wichtig, das letzte Wort zu haben. Ein leidendes Seufzen konnte viel wirksamer sein, und genau ein solches gönnte sie mir noch, bevor sie davonrauschte und ihre rechtschaffene Empörung mit ihr verschwand wie eine Wolke.
    Ich bezahlte, und da ich schließlich die Tochter meines Vaters war, ging ich in eine Bar ein paar Häuser weiter und fand einen Platz ganz hinten in einer Ecke, wo ich mit niemandem sprechen musste.
    Das Streichen meines Esszimmers ging viel zu langsam voran. Jedes Mal, wenn ich die Farbeimer und die eingeweichten Pinsel in dem kleinen Wäschezimmer sah, bekam ich ein schlechtes Gewissen. Dieses Problem löste ich, indem ich einfach die Tür schloss. Die Schuld gab ich Dan. Seit seinem Klassentreffen hatte er mich fast jeden Abend angerufen. Unsere beiden Terminkalender hatten nicht mehr als Telefongespräche erlaubt, was für mich vollkommen in Ordnung war. Wenn ich abends von der Arbeit nach Hause kam, wollte ich mir einfach nur etwas zu essen aufwärmen, duschen und ins Bett kriechen. Dan schien das zu verstehen, er hatte mich um kein weiteres Treffen gebeten. Ich war ein wenig enttäuscht.
    Nichts davon half mir in Bezug auf mein Esszimmer weiter. Ich liebte mein Haus. Nie zuvor hatte mir etwas wirklich gehört. Selbst mein erstes Auto kaufte ich erst danach. Mein Haus ist mein Paradies, meine Zuflucht.
    Aber das Esszimmer hasste ich. Nicht weil es so merkwürdig geschnitten war, dass ich nicht wusste, wie ich dort Tisch,

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