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Dirty

Dirty

Titel: Dirty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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das aktuelle Album einer alternativen Rockband hoch.
    Ich versuchte, wegen des unausgesprochenen Nachtrags?“für eine alte Lady“ nicht beleidigt zu sein. „Danke. Warum legst du die CD nicht ein?“
    Das tat er, und dann begannen wir zu arbeiten. Manchmal Seite an Seite, manchmal an unterschiedlichen Wänden. In den letzten Wochen war er in die Höhe geschossen und inzwischen ein paar Zentimeter größer als ich, deswegen ließ ich ihn jetzt auf die Leiter klettern und bis unter die Decke streichen.
    „Weißt du, Gavi?“, sagte ich nach einer Weile, “du musst mich nicht Miss Kavanagh nennen. Ich heiße Elle.“
    Er blickte von der Leiter auf mich herunter. „Meine Mom sagt immer, dass ich den Leuten Respekt entgegenbringen soll.“
    „Da hat deine Mom recht. Aber ich finde es nicht respektlos, wenn du mich mit meinem Vornamen ansprichst.“ Ich beendete die letzte Ecke und legte den Roller weg. „Schließlich biete ich es dir an.“
    Noch einen Augenblick malte er weiter, dann sagte er: „Okay. Ich schätze, dann kann ich es machen.“
    Der Raum sah gut aus, auch wenn noch mindestens eine Farbschicht fehlte. Ich begann aufzuräumen. Gavin half mir. Der Wäscheraum war klein, und wir stießen immer wieder aneinander. Einmal stolperte ich gegen das Regal, in dem ich meine Reinigungsmittel aufbewahrte, und übrig gebliebene Kleiderbügel, die jetzt herausfielen, und Gavin versuchte sie aufzufangen.
    Es war alles ganz unschuldig, ohne Hintergedanken. Er berührte mich nicht einmal, langte nur um mich herum, um zu verhindern, dass die Bügel auf den Boden fielen. Wir lachten. Und dann sah ich zur Hintertür, in dessen Fenster ein Gesicht auftauchte.
    Ich hatte aufgehört zu lachen und schrie, was mir Sekunden später peinlich war, als ich nämlich das Gesicht von Mrs. Ossley erkannte. Mit klopfendem Herzen drückte ich mich an Gavin vorbei und entriegelte die Tür. „Haben Sie mich erschreckt.“
    „Ich habe vorne geklopft, aber niemand machte auf.“ Sie warf mir ihr verkniffenes Lächeln zu. „Gavin,es ist Zeit, nach Hause zu kommen.“
    „Ich möchte Elle noch beim Aufräumen helfen …“
    „Jetzt.“ Ihr Ton ließ keine Widerrede zu.
    „Ist schon gut, Gavi?“, sagte ich. „Es ist ja nicht mehr viel. Du kannst gerne gehen.“
    „Ich hol nur schnell mein Sweatshir?“, sagte er.
    Mrs. Ossley und ich standen in unbehaglichem Schweigen in meinem winzigen Wäscheraum. Sie schien entschlossen, nicht mit mir zu sprechen, und ich hatte ihr ebenfalls nichts zu sagen. Kurz darauf wurden wir von Gavin gerettet, der mit aufgesetzter Kapuze zurückkam und seiner Mutter nach draußen folgte.
    Ich verschloss die Tür hinter ihnen und spürte, dass ich sie mir zur Feindin gemacht hatte, ohne genau zu wissen, wie.
    Es war nicht ungewöhnlich, von Chad wochenlang nichts zu hören. Wir blieben durch E-Mails und Karten in Verbindung und riefen uns gelegentlich an, wenn der eine oder andere von uns das Gefühl hatte, dass unser letztes Gespräch sehr lange her war. Oder wenn einer von uns eine Krise hatte. Als ich also nichts von meinem Bruder hörte, nachdem ich mich auf seinem Anrufbeantworter für das Buch Prinzessin Pennywhistle bedankt hatte, machte ich mir keine Sorgen. Doch als auch Tage später meine E-Mails unbeantwortet blieben, wusste ich, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.
    Seine Stimme fuhr mir direkt in den Magen. Er klang, als ob er den Mund voller Sirup hätte. „Hallo?“
    Zwar schien es ihn etwas aufzuheitern, meine Stimme zu hören, aber von der sonst so übersprudelnden Plaudertasche war nichts mehr zu erkennen. Er murmelte etwas in der Art, dass er viel zu tun hätte, und erzählte von Lukes Schwester, die gerade ein Kind bekommen hatte. Belanglose Dinge, die die Distanz zwischen uns überbrückten, aber überhaupt nichts aussagten.
    „Was ist los?“, fragte ich. „Erzähl es mir, Chaddie.“
    Er schwieg so lange, dass ich schon dachte, die Verbindung wäre unterbrochen, doch dann hörte ich ihn atmen. „Ich bin traurig, Elle. Nur ein bisschen traurig.“
    „Ach Chad.“ Mehr war dazu nicht zu sagen. Worte konnten keine Umarmung ersetzen, unabhängig davon, wie viel Mitgefühl in ihnen lag. „Was tust du dagegen?“
    Das erheiterte ihn zumindest so weit, dass er leise lachte. „Dasselbe wie immer. Ich ertränke meine Sorgen in Unmengen Schokoladeneis.“
    Besser als in Alkohol, den Chad nie anrührte. „Was sagt Luke dazu?“
    „Er sagt nichts. Weil ich es ihm nicht

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