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Disziplinmanagement in der Schulklasse

Disziplinmanagement in der Schulklasse

Titel: Disziplinmanagement in der Schulklasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Keller
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Elternhaus
    Elternarbeit, so scheint es, ist immer noch ein ungeliebtes Kind der deutschen Schulpädagogik. Jochen Korte Elternhaus und Schule sind Erziehungspartner, die zum Wohle der Entwick-lung von Kindern und Jugendlichen konstruktiv miteinander kommunizieren und kooperieren sollten. Wird die Erziehungspartnerschaft konstruktiv gestaltet, ergeben sich daraus Chancen für die Prävention von Disziplinkonflikten.
    Die Beziehungsebene «Elternhaus-Schule» ist mancherorts vom Wunschbild der Erziehungspartnerschaft weit entfernt. Sicherlich nicht die Mehrheit, aber ein Teil der Lehrerschaft scheint einer engeren und intensiveren Koope-ration mit dem Elternhaus distanziert gegenüber zu stehen. Damit einher gehen häufig mangelnde Transparenz und Information. Zum einen kann sich dies darin äußern, dass die Klassenleitung die Klassenelternschaft nur mangelhaft über das Leistungs- und Verhaltensgeschehen informiert. Zum anderen geraten Lehrpersonen und Eltern bisweilen in Konflikt, wenn unterschiedliche Auffassungen über Benotungen oder Verhaltenssanktionen bestehen. Sehr nachteilig wirkt es sich in solchen Konfliktsituationen aus, wenn Lehrerinnen und Lehrer ihren Standpunkt aufgrund ihrer Statusmacht durchzusetzen versuchen.
    Aber nicht nur Lehrerinnen und Lehrer, sondern auch Eltern verursachen Probleme. Aus Lehrersicht wird relativ häufig die Schulabstinenz mancher Eltern genannt. Es handelt sich um Eltern, die vielleicht aus eigenen negativen Schulerfahrungen der Schule ablehnend gegenüber stehen, notwendigen Gesprächen gezielt aus dem Weg gehen und Elternabenden fernbleiben. Probleme bereiten auch Eltern, die zwar vordergründig schulinteressiert sind, aber im Elterngespräch familiäre Informationen, die für die Lösung von Lern- und Verhaltensproblemen wichtig wären, der Schule vorenthalten. Schwierigkeiten erzeugen schließlich Eltern, die ihren Erziehungspflichten nicht nachkommen und auf Interventionen der Schule aversiv reagieren.
    Eine gute Lehrer-Eltern-Kooperation setzt zunächst voraus, dass beide Erziehungspartner sich gegenseitig achten, zum Zuhören bereit sind und den anderen aus dessen Perspektive zu verstehen versuchen. Hinzu muss die Einsicht kommen, dass Konflikte nicht machtorientiert, sondern im vernunftgeleiteten Dialog lösbar sind.
    Beziehungsproblemen kann sehr wirksam am Schuljahresbeginn vorgebeugt werden, wenn der Klassenlehrer die Chance wahrnimmt, durch einen motivierenden Elternabend den Eltern den Sinn für das gemeinsame Ganze zu vermitteln und eine Atmosphäre des Vertrauens herstellen kann. Können die Eltern seine Gesprächsbereitschaft deutlich wahrnehmen und verschwinden im Gefolge davon ihre eigenen Schulängste, sind die Kommunikations- und Kooperationsbrücken gebaut.
    Dieser erste Elternabend muss auch dazu genutzt werden, den Eltern das gemeinsame pädagogische Konzept des Klassenteams und die Verhaltensregeln zu verdeutlichen. Die Eltern sollten Gelegenheit erhalten, Fragen zu stellen und ergänzende Vorschläge einzubringen. Dabei darf man es nicht versäumen, sie für die Mitarbeit an der Erreichung der Verhaltensziele zu motivieren. Nur wenn beide Erziehungspartner an einem Strang ziehen, entwickelt sich positives Sozialverhalten.
    Zur Konsensbildung gehören auch konkrete Anregungen zur Förderung des Sozialverhaltens, die in Form eines Elternbriefes (siehe unten) oder eines thematischen Elternabends vermittelt werden können. An diesem Elternabend kann man der Klassenelternschaft den oben beschriebenen Klassenkodex vorstellen. Er ist ein günstiger Anlass, um die Eltern für die gemein-same Sozialerziehung zu motivieren.
    Im weiteren Verlauf des Schuljahres sollte sich die Klassenleitung über die Gruppenentwicklung der Klasse und über die Disziplinsituation mit den Klassenelternvertretern immer wieder austauschen und gegebenenfalls störungspräventive Maßnahmen überlegen.
    Ebenso förderlich für das Kooperationsklima ist die Organisation von Begegnungen, die nicht nur aus den Elternabenden bestehen, sondern auch aus geselligem Zusammensein (z. B. Grillfest, Stammtisch).
    Die Eltern fühlen sich sehr ernst genommen, wenn man mit ihnen eine «Kundenbefragung» durchführt. Zunächst werden zwei Leitfragen gestellt:
Was finden wir an der pädagogischen Arbeit in dieser Klasse gut?
Was sollte verbessert werden?
    Zur Beantwortung werden Moderationskarten ausgeteilt – grüne Karten für die Positivantworten und rote Karten für die

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