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Diva (DE)

Diva (DE)

Titel: Diva (DE) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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Massaker.
    Deshalb habe dieser Webster solchen Unflat geschrieben.
    Terrence Terry liest im Off weiter aus dem Schlusskapitel von Sklave der Liebe vor: »›Während mein stählerner Schaft die edlen Tiefen von Katherines Hinterstübchen auslotete, gingen mir unwillkürlich ihre großartigen Leistungen in allen ihren Filmen durch den Kopf. Unter mir stöhnte und geiferte Eleonore von Aquitanien . Kreischte und klammerte Edna St. Vincent Millay . Ihre schmalen Hüften in meinen unersättlichen Raubtierpranken, warf Zelda Fitzgerald den Kopf hin und her und brüllte mit jedem Atemzug…‹«
    Im Weichzeichner räkeln sich die jüngeren, idealisierten Liebenden eng umschlungen in hauchdünnen Laken. Terrys Stimme liest vor: »›Die herrlichen Schenkel, die das geschwollene Zentrum meiner Lust umklammert hielten, hatten auf der Bühne der Carnegie Hall gestanden. Des Londoner Palladium . Das üppig unter mir schaukelnde Fleisch, harmonisch und in perfektem Gleichtakt mit dem meinen verschmolzen, diese zierliche Blüte, die bei der brutalen Attacke meiner stürmischen Invasion so lärmend aufgrunzte, war Die schöne Helena . Rebecca von der Sunnybrook Farm. Maria von Schottland  …‹«
    Zwitscher, gluck, kläff … Lady Macbeth .
    Knurr, i-aah, piep  … Mary Todd Lincoln .
    »›Ich verließ die triefende Pracht ihrer faltigen Höhle‹«, liest Terry vor, »›und ergoss meinen dampfenden Tribut, einen heißen Schwall nach dem anderen, und wand die feuchten Perlenketten meiner tiefen Bewunderung und Anbetung um Katherines unaussprechlich schönes Antlitz…‹«
    Die idealisierten Liebenden verlassen umgehend das Bett und beginnen sich anzukleiden. Sie trocknen sich ab. Wortlos legt Miss Kathie Lippenstift auf. Webster poliert seine Schuhe, bringt sie mit einer Rosshaarbürste zum Glänzen. Vor je einem Spiegel inspizieren sie ihre Zähne, prüfen ihr Profil, reißen den Mund auf und zupfen je ein verirrtes Haar aus ihren jeweiligen Wangentaschen. Das alles in verträumter Zeitlupe.
    Terrys Stimme liest weiter vor: »›Vielleicht war es Katherines Ursprünglichkeit, die sie ins Verhängnis lockte. Im Rückblick scheint mir, sie fühlte sich nur wohl unter einer größeren Vielfalt fühlender Wesen, und dies veranlasste uns wieder einmal, uns in die Gesellschaft der eingesperrten raubgierigen Bewohner des Zoos im Central Park zu wagen …‹«
    Die zwei Liebenden verlassen das Stadthaus und schlendern in Richtung Fifth Avenue . Die Sonne lacht vom strahlend blauen Himmel. Singvögel zwitschern munter im Chor, Geranien blühen leuchtend rot und rosa in Blumenkästen. Livrierte Portiers tippen sich an den Hut, ihre goldenen Tressen blinken, als Miss Kathie an ihnen vorübergeht. Die idealisierte Miss Kathie, mit glattem Gesicht, und ihre Füße gleiten dahin, fast als schwebten sie über den Bürgersteig.
    »›Für Katherine‹«, fährt die Off-Stimme fort, »›mochte das Leben eine Art Gefängnis gewesen sein, dem sie entkommen zu müssen glaubte. Ein Filmstar muss sich mit den Tieren im Zoo verwandt fühlen…‹«
    Die Kamera begleitet die Liebenden auf ihrem Spaziergang in den Park hinein, vorbei an dem Bassin mit den Seelöwen. Vor der Kolonie Kaiserpinguine watschelt der idealisierte Webster mit geschlossenen Fersen einher und ahmt so die komischen Vögel nach. Die idealisierte Miss Kathie lacht, zeigt ihre strahlenden Zähne und biegt ihren gertenschlanken Hals. Plötzlich rennt sie los und verschwindet aus dem Bild.
    »›Zu den letzten Zärtlichkeiten, mit denen Katherine mich bedachte, zählte ihr Geständnis, das Werkzeug meiner Männlichkeit sei das größte und leistungsfähigste in der gesamten Menschheitsgeschichte von Anbeginn aller Zeiten …‹«
    Die Off-Stimme sagt: »›Ewige Schande über die Nörgler, die sie als Kassengift verunglimpft hatten…‹«
    Während Miss Kathie in Zeitlupe den Parkweg hinuntersprintet und ihr Filmstarhaar weich in der Luft weht, hören wir Terrence Terry vorlesen: »›Ich lief meiner grandiosen Geliebten mit großen Sätzen nach und erklärte ihr atemlos und in aller Öffentlichkeit meine grenzenlose Verehrung. Und in unbeschreiblicher Wonne breitete ich die Arme aus, um alle die Frauen zu umfangen, die sie gewesen war, Cinderella und Harriet Tubman und Mary Cassatt  …‹«
    In Weichzeichner und Zeitlupe läuft der idealisierte Webster mit ausgestreckten Armen. Als er Miss Kathie erreicht, taumelt sie rückwärts und fällt aus dem Bild.
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