Diverses - Geschichten
versichernd.
“Keine Sorge! Die Sicherheit der Geisel hat selbstverständlich oberste Priorität. Zudem sind wir genau für diese Art von Einsätzen ausgebildet. Wir werden alles tun, um deinen Bruder zu schützen.”
Sarah versuchte ein zögerndes Lächeln, aber es zerfiel, noch bevor es ihr Gesicht erreichen konnte. Phil blickte sie besorgt an und senkte dann die Augen.
“Ich weiß, dass es dir schwerfallen muss in dieser Situation...”, er suchte nach Worten “... zu vertrauen, jemandem wie mir zu vertrauen, nach allem, das passiert ist!”
Sie schüttelte den Kopf.
“Das ist es nicht. Ich weiß, dass alles getan wird. Es ist nur schwer, so hilflos zu sein!”
“Wieder!” fügte sie leise hinzu.
Phil sah einen Moment an ihr vorbei, starrte in das staubige Grün eines einsamen Baumes, der sich gegen die Betonwüste zu behaupten suchte.
“Das bist du nicht!” murmelte er.
“Am besten, du bleibst bei Francis im Übertragungswagen. Du kannst bei der Kommunikation eingreifen, und bist auch sofort zur Stelle, falls wir ...”
“Wenn ihr Tobias herausgeholt habt!” fiel sie ihm ins Wort.
Es zuckte leicht in seinen Mundwinkeln, als er ihr erhobenes Haupt und das nach vorne gestreckte Kinn bemerkte. Der Wind spielte in ihrem feinen, hellblonden Haar, und Phil wurde verlegen bei dem Gedanken, dass es alles andere als der richtige Zeitpunkt war um bei ihrem Anblick an die Venus von Botticelli erinnert zu werden. Rasch schüttelte er den Gedanken ab und konzentrierte sich auf seine Ausrüstung. Er würde es sich nie verzeihen, wenn sie noch einen Menschen verlieren sollte, der ihr etwas bedeutete. Also gab es keine Alternative. Er würde Tobias heil dort herausholen, das schwor er sich innerlich. Vielleicht gab es noch eine Chance, Sarah ihr verlorenes Vertrauen zurückzugeben. Und er würde sie nicht verpassen.
Es war totenstill, bis auf das Summen der Computer, das nur gelegentlich durch ein pfeifendes Geräusch oder die Stimme des Agenten unterbrochen wurde, der zwischen Einsatzleitung und den Kollegen im Feld vermittelte. Sarah war direkt mit Fred Millner und Christa verbunden, sie war es auch, die die Anordnung zum Einsatz entgegengenommen und weitergegeben hatte. Nun blieb ihr nichts anderes übrig als zu warten, so schwer es ihr auch fiel.
Die Luft in dem Übertragungswagen erschien ihr abgestanden, die Hitze drückend. Ihre Hände schwitzten, und sie ertappte sich dabei, wie sie unablässig ihre Finger gegeneinander rieb. Eine feuchte Haarsträhne fiel über ihre Augen, und Sarah versuchte vergeblich, sie aus ihrem Gesicht zu pusten. Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. So unauffällig wie möglich schob sie die Schiebetür einen Spalt auf und blickte genau in die Richtung, in die Phil und sein Team vor Ewigkeiten, wie es ihr vorkam, verschwunden waren. Das schmutzige Grau Blau des Himmels ließ sich von dem Farbton der kahlen Gebäude kaum unterscheiden. Nicht ein Staubkorn schien sich zu bewegen, von der leichten Brise war nichts mehr zu spüren. Die Natur hielt den Atem an.
Plötzlich rauschte es vernehmlich in ihrem Rücken. Sarah schnellte mit einem Ruck zurück und erkannte Phils Stimme, die verzerrt, aber dennoch deutlich übertragen wurde.
“Zugriff!” rief er und wurde sofort übertönt von einer hämmernden Schusssalve.
Sie wurde leichenblass und beugte sich zitternd vor. Die Anzeigen auf den Monitoren blieben unverändert, vereinzelte Gestalten bewegten sich konfus durcheinander.
“Agent Kallner!” fragte der Kontaktmann neben ihr in sein Mikrophon. “Geben Sie Rückmeldung!”
Es knackte laut in der Leitung, danach war nur noch ein Rauschen zu vernehmen.
“Was ist passiert?” fragte sie, aber erntete nur ein Schulterzucken als Antwort.
“Die Verbindung ist unterbrochen, und die Bildschirmanzeige sagt uns nur, dass es anscheinend Verluste gab. Allerdings nicht auf welcher Seite!”
“Oh Gott!” stieß Sarah hervor, und riss die Tür nach draußen weiter auf um hinauszuschlüpfen.
“Bleiben Sie!” versuchte der Agent sie noch zurückzuhalten, aber da stand sie bereits auf der Straße. Die Sonne blendete sie im ersten Moment so stark, dass sie gezwungen war beide Augen zu schließen. Obwohl sie tränten, brachte Sarah es fertig sie wieder zu öffnen. Dunkle Gestalten tauchten auf einmal vor ihr auf, und sie blinzelte verzweifelt, um sie erkennen zu können.
“Sie sind es! Es ist Agent Kallner! Melden Sie das!” Wie verrückt trommelte sie gegen
Weitere Kostenlose Bücher