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Division der Verlorenen

Titel: Division der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Cole & Chris Bunch
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Umstand ergab sich daraus, dass sich der Tahn-Infanterist Heebner verlief.

 
Kapitel 67
     
    Niemand hätte den Infanteristen Heebner auf einem Werbeplakat für die Armee abgebildet. Er war ziemlich klein – knapp oberhalb der Mindestgröße für Tahn-Soldaten –, hatte O-Beine und ein ansehnliches Bäuchlein. Darüber hinaus war seine gesamte Einstellung nicht gerade heroisch.
    Man hatte Heebner gegen seinen Willen von den Apfelplantagen seines Vaters weggeholt und eingezogen. Er war jedoch schlau genug, um den Ausbildern gegenüber seinen Widerwillen nicht offen zu zeigen, denn die Tahn hielten drakonische Strafen für Kriegsdienstverweigerer bereit – und eine recht lockere Auslegung dessen, was sie unter Verweigerung verstanden. Er wurde noch widerwilliger, als ihm bei der Beurteilung mitgeteilt wurde, dass es bei der Armee keine Verwendung für »Obstbaum-Handpflücker« gab und man aus ihm einen zukünftigen Infanteristen machte.
    Heebner durchlitt die körperlichen und seelischen Misshandlungen der Grundausbildung in aller Stille und meistens in den hinteren Reihen. Da er nichts erwartete, war er auch nicht wie so mancher andere Rekrut enttäuscht, als sie feststellen mussten, dass ein Kampfbataillon im Einsatz nicht weniger brutal behandelt wurde als eine Ausbildungseinheit. Heebner wollte nichts anderes, als gerade soviel tun, damit ihn sein Gruppenführer nicht schlug, damit er am Leben blieb und wieder nach Hause zurückkehren konnte.
    Der Infanterist war sogar ein wenig stolz darauf, dass er den Krieg schon so lange überlebt hatte. Er hatte ein Auge für gute Deckung, hervorragende Angstreflexe und einen Widerwillen dagegen, sich freiwillig zu melden meistens. Noch während der Ausbildung hatte Heebner eine geniale Entdeckung gemacht. Freiwillige wurden meistens zu zweierlei Zwecken eingesetzt – für extrem gefährliche und extrem schmutzige Arbeit. Schmutzig hieß meistens auch sicher.
    Heebner spezialisierte sich darauf, diese Art von Arbeiten zu erwischen: alle möglichen Löcher graben, Rationen durch den Dreck irgendwohin bringen, A-Grav-Gleiter entladen und so weiter. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass diese Aufgaben nur in den seltensten Fällen unter feindlichem Beschuss stattfanden.
    Diese Bereitschaft hatte ihn sogar eine Stufe nach oben befördert. Jetzt musste Heebner aufpassen. Wenn er sich weiterhin so gut anstellte, machten sie ihn am Ende noch zum Unteroffizier, was in Heebners Augen bedeutete, dass er für den Feind ein noch besseres Ziel abgab. Er überlegte sich, ob er eine kleinere Missetat begehen sollte, gerade soviel, dass er wieder zurückgestuft wurde, aber nicht genug, um von seinem Sergeanten verprügelt zu werden.
    An diesem Morgen hatte die Kompanie, zu der seine Gruppe gehörte, den Befehl erhalten, sich am Angriff auf das verfluchte Imperiale Fort zu beteiligen. Die Tahn-Infanterie hatte dem Fort den Spitznamen AshHome gegeben: ein Angriff auf das Fort rückte die Möglichkeit, dass man schon bald als Asche in einer kleinen Urne mit dem nächsten Schiff nach Hause geschickt wurde, in greifbare Nähe – vorausgesetzt, es blieb überhaupt noch etwas zum Verbrennen übrig. Viele tote Tahn-Soldaten lagen ungeborgen im Schutt rund um das Fort; sie wurden verschüttet und von den nächsten Explosionen wieder ausgegraben.
    Infanterist Heebner hielt sich am hinteren Ende der vorrückenden Truppen auf, als Tapia das Feuer auf die beiden Sturmpanzer eröffnete, die die Kompanie begleiteten. Er warf sich sofort hinter eine Deckung, hörte das Gebrüll seines Sergeanten, weiterzugehen, riss sich wieder hoch – und dann rauschte in der Nähe eine Packung aus einem Panzerkreuzer herab. Als seine Gruppe weiterzog, war Heebner noch immer bewusstlos. Seine Kameraden marschierten direkt in eine Salve aus Alex’ Vierfach-Maschinengewehr hinein.
    Heebner kam allmählich wieder zu sich und auf die Füße. Hinter ihm standen die qualmenden und zerschossenen Panzer. Weder von seiner Gruppe noch von seiner Kompanie war etwas zu sehen. Die meisten waren tot. Heebners Verstand sagte ihm, dass es sinnlos war, den Angriff weiterzuführen, wenn alle anderen bereits aufgegeben hatten. Es war besser, hinter die eigenen Linien zurückzukehren.
    Er watete durch den Schutt und konzentrierte sich darauf, nicht noch einmal zu stürzen. Rings um ihn herum schlugen Granaten ein, und Heebner machte einen Satz in den Dreck.
    Nein, kein Dreck, korrigierte er sich. Er lag auf Metall. Doch niemand schoss

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