Division der Verlorenen
möchten, Sir. Aber diese Uniformen bedürfen dringend einer kleinen Reinigung.«
»Genau. Sie haben die letzten Monate ganz unten in einem Seesack verbracht, ohne Luft und ohne Sonne.«
Pelham sammelte einen Armvoll Uniformen zusammen und ging zur Tür. »Brauchen Sie sonst noch etwas? Sie wissen, dass ich Ihnen vierundzwanzig Stunden am Tag zur Verfügung stehe.«
»Momentan nicht, danke Pelham. Doch, halt, einen Moment noch. Ich habe eine Frage.«
»Wenn ich Ihnen mit einer Antwort dienen kann, gerne.«
»Wie würden Sie reagieren, wenn ich Sie nach Rykor fragte?«
Pelham machte seine Sache wirklich ausgezeichnet. Die einzige Reaktion auf Stens Erwähnung des walroßähnlichen Wesens, das die begabteste Psychologin des gesamten Imperiums war, erschöpfte sich in einem kaum wahrnehmbaren Zucken der Augenlider.
»Überhaupt nicht, Sir. Würden Sie mir das bitte erklären?«
»Ich versuche es mal andersherum. Was würden Sie wohl sagen, wenn ich der Meinung wäre, dass Sie und alle anderen Leute in dieser Unterkunft, all die Leute, die so hilfsbereit sind und sich als zuvorkommende Kammerdiener aufführen, dass Sie alle in Wirklichkeit ein wichtiger Teil des Auswahlverfahrens sind?«
»Natürlich sind wir das, Sir. Uns ist bewusst, dass die Kandidaten ihre Zeit dringend zum Studieren und zur Erholung brauchen, deshalb helfen wir bei der Erledigung der minderen …«
»Das habe ich nicht damit gemeint, Pelham. Noch mal von vorne. Wie würden Sie reagieren, wenn ich Ihnen sagte, dass ich Sie alle für ausgebildete Psychologen halte und dass diese ganze Unterkunft, so entspannend und nett sie sein mag, ein hervorragendes Instrument ist, um uns eiskalt zu erwischen und herauszufinden, was uns wirklich bewegt?«
»Sie scherzen, Sir.«
»Tatsächlich?«
»Falls nicht, Sir, dann muss ich sagen, dass ich mich durchaus geehrt fühle, wenn Sie mir die Ausbildung und die Fähigkeiten eines Arztes zutrauen.« Pelham unterdrückte ein amüsiertes Kichern. »Nein, Sir. Ich bin nicht mehr als ich scheine.«
»Sie haben meine Frage beantwortet. Vielen Dank, Pelham. Gute Nacht.«
»Gute Nacht, Sir.«
Dr. W. Grenville Pelham, Träger von sieben Doktortiteln auf verschiedenen Gebieten der Psychologie – darunter der angewandten Psychologie, der Stress-Analyse und der Militärpsychologie –, schloss die Tür hinter sich und eilte den Korridor hinab. Als er einige Meter zwischen sich und Stens Zimmer gebracht hatte, erlaubte er sich den Luxus eines unterdrückten Lachens.
Kapitel 7
Die ersten Wochen der Vorauswahlphase waren ziemlich einfach strukturiert: die Ausbilder versuchten von früh bis spät, die Rekruten fertigzumachen. Außerdem gab es manchmal mitten in der Nacht unerwarteten Alarm, der jedoch stets vom Hauspersonal durchgeführt wurde. Die Ausbilder selbst betraten niemals die Unterkünfte.
Zwischen den körperlichen und geistigen Belästigungen wurden die Tests weitergeführt. Sie bestanden größtenteils aus Wiederholungen von Prüfungen aus der Grundausbildung – Reflextest, Intelligenztest und dergleichen mehr. Die Teststandards waren jedoch wesentlich höher angesetzt als bei der militärischen Grundausbildung. Außerdem wurden die Tests hier mehrfach durchgeführt und unangekündigt wiederholt.
Sten ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen.
Er hatte vielmehr den Eindruck, dass diese Wiederholungen nur aufgrund der gegenwärtigen Notlage durchgeführt wurden. Es musste bessere, wenn auch langsamere Wege geben, um die gleichen Fähigkeiten zu testen.
Sten fing an, einen ausgeprägten Hass gegen die Tahn zu entwickeln.
Stens Überzeugung, dass alle Tests auf ein allgemeines Hauen und Stechen hinausliefen, verwandelte sich an dem Tag von einer bloßen Theorie zur Gewissheit, als er in einen winzigen Raum gebracht wurde, dessen Einrichtung nur aus einem großen Sessel und einem Livie-Helm bestand. Er erhielt die Anweisung, sich auf dem Sessel niederzulassen, den Helm aufzusetzen und auf weitere Befehle zu warten.
Der Witz bei dieser Sache war, dass man mittels des Helms bestimmte Situationen nacherleben konnte. Die Reaktionen des Kandidaten wurden von Psychologen überwacht und ausgewertet, und daraus wiederum konnte sein Persönlichkeitsprofil erstellt werden.
Als Sten vor Jahren schon einmal die gleiche Prozedur mitmachen musste, hatte es sich um die Erlebnisse eines nicht sehr klugen aber um so heldenhafteren Gardisten gehandelt, der sich beim Versuch, einen Panzer auszuschalten,
Weitere Kostenlose Bücher