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Division der Verlorenen

Titel: Division der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Cole & Chris Bunch
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traditionell die höchsten Spinnweben in unserer Welt spinnt. Falls die Frage nicht zu persönlich ist: Warum bist du hier?«
    Sten wusste, dass er Sh’aarl’t unmöglich die Wahrheit sagen konnte. Wenn sich herumsprach, dass ihn der Imperator persönlich in diesen Schlamassel geschubst hatte, würde man ihn entweder als unverschämten Lügner abtun, oder wegen seiner allzu guten Verbindungen nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen.
    »Ich hielt es damals für eine ziemlich gute Idee.«
    »Wenn ich fragen dürfte: Was für einen Rang bekleidest du wirklich?«
    »Commander.«
    Sh’aarl’t stieß die Luft aus ihren Lungen heraus. Natürlich war sie ein Weibchen – sogar Riesenspinnen folgten den biologischen Vorgaben. »Muss ich jetzt strammstehen? Ich bin gerademal ein kleiner Gefreiter.«
    Sten war inzwischen in der Lage, über derartige Scherze zu lachen. »Das würde ich wirklich gerne sehen. Wie steht eigentlich jemand mit acht Beinen stramm?«
    Sh’aarl’t hüpfte seitwärts bis in die Mitte des Zimmers, und Sten wäre beinah senkrecht an die Decke gegangen. Habachtstellung bei einer Spinne hieß folgendes: die unteren Beinsegmente blieben senkrecht, die oberen waren in einem perfekten Winkel von fünfundvierzig Grad zum Körper abgewinkelt.
    »Bei ›Achtung!‹ strecke ich noch ganz schreckenerregend meine Fänge heraus. Möchtest du das mal sehen?«
    »Äh …, vielleicht nicht gerade jetzt.«
    Sh’aarl’t entspannte sich wieder und klapperte mit einem Kieferntaster gegen ihren Panzer. Sten nahm ganz richtig an, dass sie damit Belustigung ausdrückte.
    »Vermutlich hattest du heute keine großen Schwierigkeiten bei den Liegestützen.«
    Wieder das Klappern.
    »Was meinst du, wie ernst kann man diese Typen nehmen?« fragte Sh’aarl’t und wechselte damit das Thema.
    »Bei Ferrari bin ich mir nicht so sicher«, sagte Sten. »Aber dieser Mason kann einem richtig Angst einjagen.«
    »Geht mir auch so. Aber vielleicht wird es besser, wenn sich einige von uns durchbeißen und überleben, bis einige andere ausgesiebt sind … Jedenfalls können sie uns nicht alle wieder rausschmeißen. Nicht, wenn man bedenkt, was die Tahn gerade vorbereiten. Oder?«
    Sten erkannte, dass sie verzweifelt nach einer Rückversicherung suchte, und wandelte deshalb seine Antwort von »Ich glaube, diese Leute können alles machen, was sie wollen« zu »Genau, einige müssen schließlich durchkommen« ab. »Apropos«, fügte er hinzu. »Gehst du mit nach unten? Mal sehen, ob dieses« – fast hätte Sten ›Spinnennetz‹ gesagt –, »ob diese zärtliche Falle, die sie da für uns aufgebaut haben, auch ein bisschen fettes Lamm ausspuckt.«
    »Hervorragende Idee, Commander.«
    »Falsch. Es heißt Kandidat. Oder Sten. Oder du Saftsack.«
    Wieder das Klappern.
    »Dann lass uns zum Mahl nach unten schreiten, Sten. Arm in Arm in Arm in Arm …«
    Lachend verließen die beiden auf der Suche nach Essen das Zimmer.
     
    Am späten Abend hörte Sten ein leises Klopfen an der Tür.
    Draußen stand jemand vom Unterkunftspersonal. Wenn die Angestellten Sten schon wie Palastbedienstete vorkamen, dann gab dieser Mann den perfekten Butler ab.
    Nachdem er sich für die Störung entschuldigt hatte, stellte er sich als Pelham vor. Er sei Stens Kammerdiener, bis Sten die Phase eins absolviert habe.
    »Absolviert oder rausgeschmissen, meinen Sie wohl.«
    »Keinesfalls, Sir.« Pelham sah schockiert aus. »Ich habe mir erlaubt, Ihre Akte durchzusehen, Sir. Und ich muss sagen … vielleicht ist das zu sehr aus der Schule geplaudert … aber meine Kollegen und ich haben einen Topf, bei dem es darum geht, welcher der Kandidaten die besten Aussichten hat, die Abschlussprüfung zu bestehen. Ich versichere Ihnen, Sir, ohne sykophantisch sein zu wollen, dass ich meine Credits mit dem größten Vertrauen auf Sie gesetzt habe.«
    Sten ging zur Seite und erlaubte dem Mann einzutreten.
    »Sykophantisch, hm?« Sten wusste kaum, was das Wort bedeutete. Er ging wieder zu seinem Schreibtisch, setzte sich, legte die Füße hoch und schaute zu, wie Pelham die im Schrank aufgehängten Umformen durchging.
    »Mr. Sten, mir fällt auf, dass Ihre Auszeichnungen nicht an der Uniform angebracht sind.«
    »Fein beobachtet. Sie sind in der Hosentasche.«
    »Oh. Ich nehme an, dass es Ihnen lieber ist …«
    »Es ist mir lieber, wenn sie in der untersten Schreibtischschublade liegen und sich niemand groß um sie kümmert, Pelham.«
    Pelham sah ihn verwundert an. »Wie Sie

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